Die Geschichte des neuen Devoti One Skiffs

"Mad Luca" Devoti über die "blinden Deutschen" beim Cup und den Spaß am Segeln

Devoti-One unter Gennaker. © James Robinson Taylor

Abfallen nach der Luvtonne. Dann beginnt der echte Spaß. Großschot in die Klemme... © James Robinson Taylor

Der italienische Silbermedaillen-Gewinner im Finn Luca Devoti puscht die Verbreitung seines neuen D-One Skiffs. Für SEGELreporter schreibt er sehr persönlich über die Motivation, die hinter der Neuentwicklung steckt. „Der 32. America’s Cup war vorbei, und ich hatte es nicht geschafft. Meine Idee, das Spiel zu ändern und jungen Olympia-Athleten die Chance zu geben, den Cup mit unserem + 39 Team zu gewinnen, scheiterte an Gier, Geld und Pech. Mein ehemals von Olympia gestählter Körper war nach zwei Jahren harter Arbeit mit +39 fett wie ein Ballon. Der America´s Cup Traum war zum Desaster geworden. Das Boot beschlagnahmt, die Freunde im Team fast verloren und der einzige Mast von einem blinden Team Germany zerbrochen als ich in Sizilien versuchte, Geld für den Louis Vuitton Cup aufzutreiben.

Das alles endete als Iain Percy und seine Jungs uns eine 1:20 Minuten Führung vor den Spaniern erarbeiteten und dann die Fockschot brach. Wir hatten nicht einmal das Geld für anständige Schoten. Es war alles zu Ende. Und dieses Mal für immer. Kein Comeback wie bei meiner Finn-Medaille im magischen Sydney nach desaströsen Spielen in Savannah. Überhaupt kein Comeback. Ich war deprimiert. Was nun?

Die einzige Antwort, die mein Kopf gab war: `segeln´. Aber ich hatte 2002 das Finn Segeln aufgegeben nach einem heißen Match Race gegen Ben Ainslie im letzten Rennen der Europameisterschaft. Mehr und mehr Masochismus, mehr und mehr Regeln und immer weniger Spaß.

Deshalb kehrte ich zu meiner Werft zurück, wo mein Partner und CEO von Devoti Sailing wie verrückt gearbeitet hatte, um alles zusammen zu halten während ich verrückt meinen kranken America´s Cup Träumen folgte. Die Werft war wie ein Schweizer Uhrwerk. Sie holten mich am Flughafen ab, freuten sich, mich zu sehen, und wir köpften ein paar Flaschen Rotwein.

Dabei entstand die Idee für ein neues Boot. Ein seegängiges, einfaches, schnelles und spaßiges Einhand-Boot. Wir begannen mit der Arbeit. Einige Monate später segelte ich in Valencia den ersten D-One Prototypen. Dabei benutzte ich einen Finnmast mit Backstagen. Aber ich hatte Spaß wie ein kleines Kind. Es ging nie darum, Geld zu verdienen. Es war eine Therapie und die neue Herausforderung, eine Klasse zum Laufen zu bringen, in der man Freundschaften pflegen kann wie in den alten Tagen, weit weg von Protesträumen und sieben-Stunden-Tagen auf dem Wasser. Ein Bier nach dem Rennen sollte normal sein anstatt der Weg in den Kraftraum oder ins Bett.

Ich segelte wieder zum Spaß und mein Leben änderte sich. An einem Tag segelte ich bei wenig Wind vor Valencia als sich meine Schot aus der Klemme löste. Ich fiel ins Wasser und das Boot kenterte. Das Groß klemmte zwischen den Backstagen, ich war fertig vom Segeln, wog 120 Kilo und kam nicht mehr zurück ins Boot. Es fiel immer wieder über mich und ich bekam einen Lachanfall. Dann begann ich etwas beunruhigt zu werden. Ein America´s Cup Skipper und Silbermedaillengewinner sollte nicht bei zwei Windstärken im heißen Valencia ertrinken. Bei diesem Gedanken musste ich noch mehr lachen und ich wurde noch schwächer.

Dann hörte ich ein Motorgeräusch und blickte in das bedauernde Gesicht eines Optimisten Trainers in seinem Gummiboot. `Brauchst du Hilfe? Man sollte nicht so weit rausfahren, wenn man noch nicht so gut segeln kann…“. Er zog mich in sein Boot und segelte den D-One zurück in den Hafen. Das war der schmachvolle Anfang des D-One. Aber seitdem haben sich die Dinge geändert!

Trotz der ökonomischen Krise werden immer mehr Boote bestellt. Auch in Übersee. Vor zehn Tagen segelten 22 Enthusiasten zwischen 70 und 100 Kilo schwer eine der ersten Regatten. Und Ende Juni werden mehr als 30 am Gardasee starten. Beim Gold Cup im Oktober werden mehr als 50 kommen. Das kleinere Frauen-Rigg ist fast fertig und Roman arbeitet Non-Stop, um die Boote fertig zu bekommen. Diesmal wird mich kein Betrüger dabei stoppen, den Traum wahr werden zu lassen. Da bin ich sicher.

In Bracciano saß ich unter einem Olivenbaum am Yacht Club und sah einigen D-One beim Segeln zu. Vier Windstärken, 22 bunte Gennaker flogen vor dem Wind und es ging mir richtig nahe. Ich ging zur Bar, bestellte einen doppelten Whisky und an diesem Abend redete ich mit allen meinen D-One Freunden genau so wie in den guten alten Tagen als mein Spitzname `Mad Luca´ war.“

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

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