Einhand Rekordversuch: Francis Joyon berichtet über die Kenterung mit dem Trimaran IDEC

Der härteste Knochen

Francis Joyon hinter dem Steuer seiner IDEC, als er noch Vollgas geben konnte. © Idec

Die Lage um den französischen Einhandsegler Francis Joyon, der am Montag mit seinem 30 Meter langen Trimaran vor New York gekentert war, scheint unter Kontrolle zu sein.

Ein Schiff der US-Küstenwache ist in dem Gebiet, beaufsichtigt die Rettungsoperation und lenkt den Schiffsverkehr an dem Havaristen vorbei. Ein Schlepper mit drei Tauchern ist auf dem Weg und soll um 15 Uhr bei dem gekenterten Multihull mit Joyon an Bord eintreffen.

Der Rekordsegler, der als einer der härtesten Knochen in der Segelszene gilt, hat inzwischen per Telefon auf seine typisch nüchterne Art von Bord beschrieben, wie es zu dem Überschlag mit IDEC kommen konnte: „Ich saß draußen in meinem Sitz, um nachzusehen, was um mich herum passierte. Ich war gerade im Begriff, mich aus dem Bereich eines sehr turbulenten Wettergebietes nahe der US-Küste zu befreien.

IDEC am Limit. Joyon beherrscht das Balancieren seines 30 Meter Trimarans auf einem Bein. © Idec

Seit dem Start hatte ich 90 Meilen bei sehr instabilen Windbedingungen gesegelt. Die Richtung änderte sich ständig und die Stärke variierte zwischen 10 und 30 Knoten. Ich überstand einige sehr harte Sturmböen. Als ich dachte, es sei vorbei, katapultierte eine gewaltige Böe das Schiff auf die Seite.

Zu diesem Zeitpunkt segelte ich unter dreifach gerefftem Groß und Sturmfock. Die Böe kam so plötzlich und war so gewaltig, dass der Sensor des Kenter-Alarms, der die Großschot öffnet, zu spät reagierte. Der Wind nahm heftig zu und ich wurde buchstäblich in die Luft geschleudert.

In Sekunden lag IDEC auf dem Kopf, ich unter Waser zwischen den Netzen. Ich versuchte, mich freizuschwimmen. Es war dunkel und sehr chaotisch. Schließlich schaffte ich es zu einem der Schwimmer und erreicht irgendwie den vorderen Beam, von dem ich auf die Plattform klettern konnte. So gelangte ich durch die Fluchtluke in den Rumpf.

Ich denke nicht, dass IDEC sehr viel abbekommen hat. Im Schiff steht 10 Zentimeter Wasser. Ich konnte die Elektronik retten und mit meinem Iridium Telephon die Landmannschaft benachrichtigen.

Problematisch war, dass ich langsam in das Hauptfahrwasser nach New York trieb. Ich versuchte, mich den Rest der Nacht bei den Frachtern mit einem sehr starken Blitzlicht bemerkbar zu machen.

An Land kümmern sich viele Menschen darum, einen Schlepper zu organisieren. Newport ist nur 50 Meilen entfernt. Das Boot scheint intakt. Nur das Rigg schlägt gegen die Plattform. Aber die Wellen sind nicht sehr hoch und die Lufttemperatur lässt sich aushalten. Ich habe etwas zu essen.

Wenn ein Schlepper erscheint, könnte ich das Rigg kippen und wir versuche IDEC aufzurichten.“

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

4 Kommentare zu „Einhand Rekordversuch: Francis Joyon berichtet über die Kenterung mit dem Trimaran IDEC“

  1. Marc sagt:

    Erstaunlich wieviel Stellen am Segelsport hängen: Bootsbauer, Segler, Bergetaucher, Küstenwache, Schwimmkranbesitzer 😉

  2. T.K. sagt:

    Joyon ist einfach nur cool

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