ISAF WM Perth Video: Das Finn Medalrace im Rückblick. Die neue Pump-Technik

Meister im Luftrudern

Bei der ganzen Aufregung um Ben Ainslie trat das Medalrace im Finn Dinghy in den Hintergrund. Das Video zeigt aber ein spannendes Rennen, bei dem erst die letzten Meter des Vorwindkurses über die Goldmedaille entschieden.

Der Brite Giles Scott überholt dabei den Dänen Jonas Hoegh Christensen und schiebt sich damit auf den zweiten Platz im Rennen hinter dem Holländer Pieter Jan Postma. Das reicht Scott, um mit einem Punkt Vorsprung vor Postma Weltmeister zu werden.

Finn Weltmeister Giles Scott holt in einem unglaublichen Endspurt fast noch den Holländer Postma ein. © Ocean Images

Im Video zeigt sich dabei, wie sehr sich die Vorwind-Technik in der Finn Dinghy Klasse verändert hat. Seit Februar 2011 gilt in der Klasse die zehn Knoten Regel. Ab dieser Windstärke darf bei Weltcups und großen Events ohne Limits gempumpt werden, wenn die Wettfahrtleitung vor dem Rennen eine entsprechende Flagge hisst.

Dabei haben die Finnsegler eine besondere Technik etabliert. Sie stellen sich auf dem Vorwindkurs ins Boot und reißen mit dem gesamten Körpergewicht das zehn Quadratmeter Großsegel nach hinten. Ein vom Bug zum Baum gespanntes Gummi zieht das Segel nach dem Pumpschlag wieder nach vorne, und der nächste Impuls kann erfolgen.

Aber ist das noch Segeln? Puristen mögen das verneinen. Ihnen schaudert es auch, wenn sie die Surfer auf ihren Brettern sehen, wie sie sich permanent am Gabelbaum Luft zuzufächeln scheinen. Luftrudern wurde diese Disziplin schon abfällig genannt. Und auch deshalb freuen sich selbsternannte Segelsport Ästheten darüber, dass es vielleicht mit dem Kitesport eine Alternative für Olympia 2016 gibt.

Aber die Surfer sind die ausdauerndsten Athleten unter den olympischen Seglern. Und in die gleiche Richtung entwickelt es sich für die Finnsegler. Niemand kann es sich mehr leisten, vor dem Wind gemütlich auf dem Tank zu sitzen. Extreme Athletik ist gefragt.

Der Däne zeigt bei 19:30 im Video was passieren kann, wenn einem die Puste ausgeht, wenn man die Welle nicht mehr erwischt. Hoegh Christensen rutscht in eine verunglückte Halse, verpasst den Wellenrhythmus und hat in wenigen Minuten einen Rückstand von mehr als 30 Metern auf den Briten. Der holt in einem unglaublichen Endspurt fast noch den Holländer ein. Er ist einfach stärker.

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

44 Kommentare zu „ISAF WM Perth Video: Das Finn Medalrace im Rückblick. Die neue Pump-Technik“

  1. Finnsegler sagt:

    Sorry, dass ich der Mehrheit widersprechen muss, aber die Entscheidung fiel letztendlich aufgrund der smarteren Technik von GBR.
    Das Medalrace dauerte lediglich 27min und fand bei 13kn statt. Zum Vergleich: Race 10 dauerte 53min bei bis zu 22kn, und von dem Kaliber gab es bis zu 3 Tagesläufe!
    Giles Scott ist bei moderaten Winden einer der schnellsten Downwindsegler und hatte einfach Glück, dass es am Sonntag nicht so geballert hat wie an den Tagen davor.

    Und zum Abschluss noch ein kleines Schmankerl – So elegant kann das Pumpen aussehen, wenn der Wind ein wenig stärker und die Welle aussegelbarer ist als im Hafen von Perth: http://www.youtube.com/watch?v=hEQttj8E1b0
    Hier sollte jeder sehen können, dass es nicht nur ein stumpfes Gezerre ist, sondern vor Allem auf die Technik ankommt

  2. Florian sagt:

    … Das Thema Rückschmerzen kommt eher durch die suboptimale Haltung der Segler durch das Ausreiten.
    Die Lendenwirbelsäule der Segeler im Laser oder in der Finn wird extrem belastet. Wieviel Segler dieser Klassen nehmen eigentlich Schmerzmittel.

    … Ich vertrete die Meinung, dass man die WR42 ersatzlos streichen sollte. Als schwerer Segler hat man bei wenig Wind so wieso Gewichtsnachteile, vielleicht wird irgendwann beim Seglen auch der BMI (Body mass index) vorgeschrieben, wie es beim Skispringen schon der Fall ist. Zum Anderen gibt es sinnvoller Diskussionen als über die WR 42. Ganze Seminare werden darüber abgehalten, was legal oder nicht legal ist…

    … Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es historische Regatten bei denen gleitfähige Boote gewonnen hatten, welche später durch eine Jury disqulifiziert wurden, weil das „Gleiten“ nicht korrekt war.

  3. huber a. sagt:

    Finn ohne Pumpen wär langweilig! Das macht das Boot erst richtig sexy! 🙂

    Ob´s jetzt unbedingt stehend sein muß….Na ja. *g

    Aber so ein Finn is halt wie ein Fitnessstudio am Wasser. Einfach geil. Und die taktische Kompenente kommt noch mit obendrauf. Macht einfach richtig Spaß gleichzeitig was für Körper und Geist tun zu können.

    Entscheidend is natürlich die Wellentechnik und nicht die Kraft am Vorwind.

    Genauso wie der Dickere keine Chance gegen den besseren Trimm hat. Ainslie war schon oft genug schneller als 20 KG Schwerere.

    Alles Andere sind nur Gespenstergeschichten! 😉

  4. NK sagt:

    Ich finde, so unesthetisch sieht es gar nicht aus, scheint mir eher eine sehr technische Sache zu sein, klar braucht man wohl Kraft, aber das ist ja wohl klar, wenn man auf dem Level segeln will. Es sieht so aus, als gehört viel Gefühl und Übung dazu, dass ist doch eine sportliche Kombination…

  5. Heini sagt:

    Welcher Leistungssport ist schon gesund? 😉

    Und zum Thema „sehr schwer zu beurteilen“ und „viel Ermessenspielraum“, ist klar, da braucht man sich bloß in der Leichtathletik die Geher angucken.

    Ich finde es trotzdem beknackt. Für mich bedeutet Segeln nicht pumpen / flattern / mit den Flügeln schlagen.

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