Digger’s hanseboot Rundgang: Bavaria bei den Mobos, stilles Wasser für vier Euro

Fendersocken mit Namensaufdruck

Leere Gänge, wenig Aussteller. © Digger Hamburg

Leere Gänge, wenige Aussteller. © Digger Hamburg

Ist Andrè Rieu für ein Konzert in der Stadt? Oder Karl Moik‘s volkstümliche Hitparade? Diesen Eindruck hat man dieser Tage in der Hamburger U-Bahnlinie U2 wenn man die Fahrgäste sieht. Aufklärung gibt es an der Station Messehallen. Ah! Es ist Hanseboot.

Also rein in die „erlebbar gemachte Wassersportwelt“. 13 Euro Eintritt für eine reguläre „Comeback-Karte“. 11 Euro, wenn man den U-Bahn-Fahrschein vorzeigt. Hunde sind wieder erlaubt und Polly freut sich schon auf die heruntergefallenen Hot-Dog Gurken.

Die Hanseboot hat sich neu positioniert. Sie ist jetzt die Bootsmesse des Nordens. Bin gespannt, was das in der Praxis bedeutet.

Die Törnberater warten auf Beratungswillige.  © Digger Hamburg

Die Törnberater warten auf Beratungswillige. © Digger Hamburg

In der Halle A1, in der die meisten Segelyachten ausgestellt sind, vermute ich zunächst, dass ich ein Extra Ticket brauche. Es laufen nämlich kaum Leute rum. Nach zögerlichem Eintritt stehe ich aber dann doch mitten drin und laufe auf das erste Schiff zu, eine Nauticat. Ich glaube, ich bin als 6 jähriger schonmal auf so einem Schiff gefahren, damals startete das in Puttgarden und hieß Butterfahrt.

Ich gehen erst mal eine Runde durch die Halle, um mich zu orientieren. Das ist gar nicht so schwer, denn etwa ein Drittel des hinteren Bereiches ist gar nicht mit Booten gefüllt. Entweder fand sich kein Aussteller, oder man hatte Angst, dass die große Vilm Yacht vielleicht vom Bock fallen könnte.

Ich mag Vilm übrigens. Beim Rundgang fällt auf: teure Yachten erkennt man immer daran, dass die Empfangstresen mit weissen Tischdecken belegt sind, hinter denen zugegebenermaßen äusserst hübsche Frauen lächelnd auf Interessenten warten.

Ich suche gar keine Frau

Ich gehe nicht hin, denn a) suche ich gar keine Frau und b) kein neues Boot und c) und werde niemals so viel Geld haben, wenn mir nicht jemand ein Ölfeld schenkt. In der Mitte stehen ein paar Boote, die in halbwegs normale Budgets passen. Aber die sind 22 Fuss groß, haben Stehhöhe und einen Sanitärraum. “Hallo? Is‘ ma‘ gut jetzt, oder?“

Ich verlasse die Halle. Rüber zu den hippen Surfern und Jollen. Hier soll auch der Ort sein, wo man Segeln ausprobieren kann, wo Wassersport erlebbar gemacht wird. In der Mitte befindet sich ein verlassenes Becken. Eine unbenutzte Jolle dümpelt am Rand herum. Klar, denke ich, die Saison ist ja auch vorbei. Die Bundeswehr hat hier auch einen Stand. An dem stehen ein paar Kinder rum und schauen sich den Geländewagen mit dem Tarnnetz an.

Oben im gläsernen Übergang fällt der magentafarbene Velourteppich ins Auge. Das peppt diese Messe ganz schön auf, zumal in den Hallen Königsblau gewählt wurde, und das so toll zur Hanseboot CI passt. Man erkennt den Teppichboden übrigens überall sehr gut, denn er wird selten durch Beine oder Schuhe verdeckt.

Ich gehe weiter, Rolltreppe runter. Wieder ein Haufen Segelboote. Schnell wird mir klar, dass die wichtigste Meldung der Hanseboot 2012 lauten muss: ab sofort sind alle Boote von Judel&Vrolijk. Passt gut zu meinem Hund Polly: Rudel&Frolic.

Mangels Bedarf an Booten husche ich weiter. Nächste Halle: Kunstmaler. Maritime Bilder, auf denen in der Regel Segeltuch eingearbeitet ist. Pfiffig. Dazwischen spannende Messestände von Versicherern und Verbänden. Schau ich mir bestimmt nächstes Jahr alles mal ganz in Ruhe an.

Digger Hamburg

Kleiner segeln - größer leben. Filmemacher und Autor Stephan Boden verbringt jeden Sommer auf dem Wasser. Früher auf seiner VA18 "Digger" jetzt auf der Bente24, die er selbst initiiert hat. "Auf See habe ich Zeit, das schärft den Blick für Details." Zu seinem Blog geht es hier

32 Kommentare zu „Digger’s hanseboot Rundgang: Bavaria bei den Mobos, stilles Wasser für vier Euro“

  1. Andreas Lindlahr sagt:

    Danke! Nett geschrieben. Spiegelt auch meine Gefühle beim Besuch der Messe wieder. Irgendwie subjektiv nix los dort. Kein Anreiz, außer alte Segel-Kumpels treffen und ein Bierchen am Clubabend. Mein Vorschlag: Einen Event daraus machen, an dem auch Tausende Nichtsegler, Jugendliche, Außenseiter mitmachen. Z.B.parallel zu einem Sportereignis der Sonderklasse, (z.B. AC 45 auf der Alster, mit Windmaschinen, Superstars und Fernsehen das in Hubschraubern über der Alster kreist), daneben die Aussteller in den Messehallen und im City-Sportboothafen, Probesegeln im MEGA-Basin auf dem Messegelände, EINTRITT frei!! und vieles mehr… Segeln muss wieder zum Volkssport werden. Für Alle. Nicht nur für diejenigen denen das Schicksal viel Geld in die Kasse gespült hat.

  2. Dirty Harry sagt:

    Lieber Carsten.
    Das war mal wieder ein exzellenter, scharfzüngiger Artikel. Du solltest offizieller „Messeberichterstatter“ werden. Schade, ich hatte 4 Freikarten, die gehen nun baden, da ich mich gut informiert fühle. Vielleicht kannst Du Deinen Bericht auch in „Wild und Hund“ veröffentlichen.

  3. Claus sagt:

    Also: alle Bootsmessen, egal ob in Deutschland, Europa und in der Welt haben in den vergagenen Jahren Besucher verloren! Im Durchschnitt etwa 50%!

    Sieht man sich den Siegeszug der eletronischen Medien und die steigende Verbreitung des Internets in den Wohnstuben von Yachties, erscheint dieser Trent eher logisch….

    Die hanseboot speziell hat einfgach zusätzlich auch noch das Problen, dass man dort in den letzten 6 Jahren 3 Projektleiter hatte. Und wir man heute so hört schon wieder Personal gesucht wird um der vorhandenen Truppe (entlich) mal etwas Fachlichkeit und Branchenkenntnis zu verleihen. Das derzeitige Team kann es einfach nicht….

    Also, wer meint, dass Er/Sie es besser kann , schickt vieleicht mal eine Bewerbung in die Sternstrasse.

  4. kaffeesegler sagt:

    Hinzu kommt aber noch das sensationelle Präsentationstalent einiger Aussteller, mehrfach auf der Boot erlebt: Man betritt einen Jollen-Stand, aber das Standpersonal lässt sich einfach nicht vom Privat-Schnack in dessen hinterster Ecke hervorlocken. Noch besser: Man geht gezielt auf den Vertreter einer UK-Bootsmarke zu, da verpieselt sich dieser und taucht nicht mehr auf. Aber dann jammern, wie schlecht es läuft …

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