Vendée Globe: Jean-Pierre Dick berichtet über die schwierigsten Momente auf See

Geschlagen und doch gewonnen

Jean-Pierre Dick spricht über die harten Momente auf See bei seiner Vendée Globe. Er verlor erst den wichtigsten Gennaker dann die Hoffnung auf den Sieg und schließlich den Kiel.

Jean-Pierre Dick  (47) gezeichnet

Jean-Pierre Dick (47) gezeichnet von einer anstrengenden Vendée Globe. © Olivier Blanchet/DPPI

Die Einwohner von Les Sables d’Olonne haben dem Vendée Globe Viertplatzierten Jean-Pierre Dick einen triumphalen Empfang bereitet. Dennoch konnte der Applaus dem Mann, der 2650 Meilen ohne Kiel segelte, nicht vollkommen die Enttäuschung nehmen, die er beim Absolvieren seiner dritten Vendée Globe empfand.

Führung am Kap der Guten Hoffnung

Dick war nach seinem Sieg beim Barcelona World Race mit Loick Peyron als einer der Top Favoriten in das Rennen gestartet und wurde seiner Rolle in der Anfangsphase durchaus gerecht. Im Atlantik auf der Höhe von Rio gelang ihm ein mutiger Split, der einen Querabstand von fast 500 Meilen zum führenden Armel Le Cleac’h erzeugte.

Aber der Umweg zahlte sich aus. Am Kap der Guten Hoffnung führte Jean-Pierre Dick das Feld an. Das Hochgefühl war allerdings von kurzer Dauer. Der aus Nizza stammende Spät-Einsteiger verlor eines seiner wichtigsten Segel. „Ich wollte gerade etwas ausruhen, sah nach oben durch die Luke, und plötzlich war das Segel nicht mehr da.“

Der kleine Gennaker, den er für die High-Speed-Runs im Southern Ocean bei 25 bis 30 Knoten vorgesehen hatte, war ins Wasser gefallen und unter dem Boot hängen geblieben. Ob er einfach nur zerriss oder das spätere Problem mit der Fall-Verbindung erstmals auftrat, wird aus Dicks Ausführungen nicht deutlich.

„Das war psychologisch ziemlich hart“, sagt der Skipper. „Ich musste einsehen, dass es nun kaum noch möglich sein würde, zu gewinnen.“ An der Spitze zogen die Duellanten gut 500 Meilen davon als Dick dann auch noch in einem Hochdruckgebiet gefangen wurde. Er holte zwar die Hälfte des Rückstandes auf, musste aber mehrfach in den Mast, um Probleme mit der Vorsegel-Fall-Verbindung zu beheben.

Vorstag-Bruch beendet Aufholjagd

Die Aufholjagd war schließlich endgültig beendet, als im Atlantik das Vorstag brach. Er rettete den Mast, verlor aber viele Meilen bei der Reparatur. Fortan maß er sich im Duell mit Alex Thomson, lag aber sicher vorne nachdem er mit einem östlicheren Kurs die bessere strategische Variante als der Brite gewählt hatte.

Doch am Abend des 21 Januars verlor Jean-Pierre Dick seinen Kiel, konnte aber das Schiff aufrecht halten. Wie viel Glück er dabei hatte zeigt die spätere Kenterung von Javier Sanso, der sein Schiff verlassen musste.

Nach wie vor ist es dem Franzosen aber ein Rätsel, wie die Flosse brechen konnte. „Nach unseren Kalkulationen sollte er halten, und deshalb wollten wir den Kiel nicht tauschen. Das kostet aber auch sehr viel Geld.“ Der Vertrag mit Virbac Paprec sei nicht so belastbar, dass man ständig anrufen können, wenn man etwas Neues braucht.

Abenteuer statt Regatta

Die folgende Odyssee über 2650 Meilen mit gefüllten Wasserballast-Tanks und ohne Kielflosse gehen in die Geschichte der Vendée Globe ein. Die Entscheidung nicht aufzugeben sei nicht einfach gewesen, bekundet Dick. Als der dritte Platz verloren ging sei die Regatta ohnehin eher zu einem Abenteuer für ihn geworden. Das Segeln sei sehr anstrengend gewesen. Sobald das Schiff mehr als 20 Prozent kränge, werde es sehr gefährlich.

Besondes schwierig gestaltete sich die Ansteuerung von Spanien. „Cap Finisterre war sehr stressig. Die Kentergefahr stieg. Hohe Wellen und viel Verkehr.“ Einmal sei es mit einem Frachtschiff in der Nacht sehr knapp geworden. Dazu die Fischerboote, die nicht auf dem AIS System erscheinen. „Man kann nicht schlafen.“

Für das Manöver an der Muring-Tonne sei der Wind Gott sei Dank nicht sehr stark gewesen, obwohl er zu einem Zeitpunkt den Motor starten musste, um nicht gegen die Mole zu treiben. „Danach wehte es aber mit bis zu 40 Knoten. Ich sprang ins Wasser, um eine zusätzliche Leine zur Muring-Tonne auszubringen.“

Im Endeffekt sei er stolz diese Vendée Globe beendet zu haben. Aber er sei ein Wettkämpfer und habe dieses Rennen gewinnen wollen. In diesem Sinne sei es eben doch eine Enttäuschung. Viele der Fans machten ihm aber klar, dass sie ihn als einen der großen Helden dieser Auflage der Um-die Welt-Regatta sehen.

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

3 Kommentare zu „Vendée Globe: Jean-Pierre Dick berichtet über die schwierigsten Momente auf See“

  1. Backe sagt:

    Für mich hat diese Vendee zwei Sieger: Gabart und JPD!

  2. NAMBAWAN sagt:

    und ein sehr sympatischer Kerl

  3. C sagt:

    Grosser, Grosser Kämpfer!!

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