Bacardi Cup: Starboot-Führung für Lars Grael – wie er sein Bein verlor

We can you can

Der Brasilianer Lars Grael (49) liegt beim Bacardi Cup der Starboot-Klasse vor Miami nach drei Rennen in Führung. Nach einem Unfall segelt der zweimalige Olympia Bronze Medaillen Gewinner im Tornado (1988, 96) mit nur noch einem Bein.

Lars Grael

Lars Grael segelt 2012 an der Vorschot seines Sohnes Snipe. Selbst mit nur einem Bein hängt er sich voll rein. © P. Hoffmann

Es ist fast fünfzehn Jahre her. Lars Grael segelte in einer Tornado Regatta vor Vittoria in Brasilien. Ein Motorboot raste auf ihn zu. Der betrunkene Fahrer hielt kein Ausschau und kollidierte in voller Fahrt mit dem Katamaran. Der Propeller schnitt Graels Bein ab. Er überlebte nur knapp.

Es dauerte seine Zeit, bis Grael den Schock überwunden hatte. Aber schließlich überwog die Freunde, knapp überlebt zu haben. Während Bruder Torben, an dessen Vorschot Lars zu Jugendzeiten Snipe-Weltmeister wurde, seine Olympiamedaillen-Sammlung auf fünf hochschraubte, nahm der Verunfallte das Leben ohne den absoluten Hochleistungssport auf.

Lars Grael nutzte seine Popularität, um den Landmininen-Opfern in Afrika zu helfen, engagierte sich in der Politik seines Landes und kümmerte sich um die Familie mit drei Kindern.

Nach und nach intensivierte er auch wieder die Segelei und erreichte 2008 eine große Aufmerksamkeit mit dem Segel-Syndikat ARGO Challenge. Eine Crew behinderter Segler sollte um den America’s Cup segeln. Das Motto: We can you can.

Nichtbehinderte internationale Segler wie Karol Jablonski wollten helfen. Noch 2011 strebte das Team sogar den Kauf eines AC45 an. Aber seitdem der America’s Cup in finanziell unnerreichbare Sphären abgehoben hat, ist es ruhig geworden um ARGO Challenge.

Lars Grael sorgt dennoch seglerisch für Aufsehen. 2012 segelte er als Vorschoter seines Sohnes in der Snipe-Klasse und zeigte, dass er auch mit einem Bein den Jollen-Job auf hohem Niveau erledigen kann. Und zurzeit bestätigt er seine seglerischen Fähigkeiten im Starboot beim Bacardi Cup vor Miami.

Nach drei Rennen und zwei Siegen im Feld der 56 Boote aus elf Nationen liegt Grael mit Vorschoter Mario Lagona sensationell in Führung. Die Olympioniken Rohart/Ponsot (FRA), O’Leary/Hagebols (IRL) und Mendelblatt/Fatih (USA) rangieren noch achteraus. Der deutsche Vize-Weltmeister Frithjof Kleen ist an der Vorschot des Italieners Diego Negri auf Platz vier platziert.

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

13 Kommentare zu „Bacardi Cup: Starboot-Führung für Lars Grael – wie er sein Bein verlor“

  1. Sven sagt:

    Hmm. Oh nass is scheint mir den Begriff Leistungssportler auf die körperliche physische Leistungsfähigkeit einzuschränken.
    Ich bin der Meinung Segeln besteht aus Vielmehr: Wetter verstehen, Taktik, Strategie, Psychologie, Trimm uvm. Für mich ist es z.B. bei einem 100m Sprinter viel simpler. Er muss nur 100m schnell rennen können. Körperliches Geschick oder gar beonders schlaue Taktik sind nur in sehr geringem Maße notwendig.
    Da hat der Lars Grael das Handikap nur 1 Bein zu haben. Der restliche Körper kann doch Topfit sein und in der Lage Höchstleistungen zu geben.
    Sehe da absolut kein Indiz für eine Schwäche der Gegner.

    • @Sven sagt:

      ich glaube da stimmt dir auch jeder bis auch „Oh, nass is“ vollkommen zu. Der hat sich aber gerade auch an anderer Stelle geoutet auf rote, nach unten gerichtete Daumen zu stehen….;)

  2. Oh, nass is sagt:

    Muß ja auch nicht besser werden!

    Meine Meinung ist nunmal, daß. Wimbeldon oder eine Fussball-WM oder Kunstturnen nur Ausnahmesportler gewinnen können mit imensem Talent und imensem Training, aber dick an der Vorschot eines Starboots rumturnen wie Kleen, da findet man ca. 100 Millionen weltweit, die das hinkriegen. Von daher ist hier ne Hochjublerei übertrieben. Da ist es noch schwieriger den dritten Mann in nem Viererbob zu finden, weil der ein kraftvoller Sprinter sein muß.

    Segeln ist in vielerei Hinsicht ne Luftnummer, wo oft nur das bessere Material entscheidet, so wie im AC und von daher als Leistungssport überbewertet, Jollen und Skiffs ausgenommen.

    Man kann wohl in den meisten Dorfclubs wen finden, der mal schnell im richtigen Boot Tempestweltmeister werden könnte. Man muß die Dinge zwischendurch halt auch einfach auch mal wieder richtig beleuchten. Bringt doch nix, wen man so tut, als wäre, z.B. Balast im Starboot, jetzt wirklich so ne große Sache, oder?!

    Laßt uns einfach ehrlich bleiben! 🙂

    • Oh, nass is sagt:

      Schon,

      aber auch eine klare Abwertung, was das Thema olympisches Leistungssegeln anbelangt!

      • Horst Klops sagt:

        Hans Wurst aus dem Mittelfeld wollte auch mal was sagen! Depp!

      • Baustellenleiter sagt:

        Erst denken dann schreiben!!!

        Finde es schon beeindruckend wie er mit seinem Schicksal umgeht und zeigt das man auch mit einem Handicap ganz vorne dabei sein kann. Da können sich viele eine Scheibe von abschneiden. Habe im T-Boot selber gegen ihn segelnt

        Er zeigt einem das alles möglich ist, wenn man es will und mit Herz dabei ist.

        • Oh, nass is sagt:

          Ich glaube nicht, daß ich die Leistung oder die Lebensbejahung des Brasilianers irgendwo in Frage gestellt habe.

          Ich habe nur festgestellt, daß ein einbeiniger 50-jähriger ne Handvoll Olympioniken platt gemacht hat.

          Irgendwie fallen mir nicht so viele olympische Sportarten ein, wo das möglich ist! Außer Schießen oder Bogen schießen, aber die halten sich auch nicht für Leistungssportler.

          Aber wenn ihr euch weiter was in die Tasche lügen wollt, meinetwegen!

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