Der italienische Spezialist Giovanni Cariboni entwickelt Hardware, die moderne Boote handlich und schneller macht: leichte und flinke Schotautomaten, Neigekielmechanismen, Kielarretierungen oder Anker-Stausysteme.

Das hydraulisch bewegte Schubgestänge für die Großschot der 37 m Slup Ghost wurde jederzeit zugänglich im Vordeck eingelassen © Luca Brenta
Wer den üblichen Klöterkram an Winschen, Schienen, Traveller, Umlenkern und Klemmen nicht mehr haben möchte, weil so viel Zeug an Deck nicht gut aussieht und man sich daran die Füße stößt, muss sich etwas einfallen lassen.
Es gilt, entbehrliche Funktionen abzuschaffen und die unverzichtbaren gebündelt und versteckt auszuführen. Diese Entwicklung begann vor etwa zwanzig Jahren. Sie hat das Bordleben und zugleich den Look großer Segelyachten revolutioniert.
Innovative Ketsch “Wallygator”
Bei sehr großen Yachten werden viele Funktionen von selbststauenden Winschen übernommen. Aber der nötige Maschinenpark ist schwer, groß, teuer und damit für kleinere Boote und für Regattayachten nicht akzeptabel.

Auch das ist Cariboni-Knowhow: Mit diesem in sämtliche Richtungen schwenkbaren Propeller dreht die 30 m Ketsch Wallygator auf dem Teller © Cariboni/Caritec
Eine Schot, ein Stag oder eine Trimmleine lässt sich heute aber auch von einem wesentlich leichteren Apparat mit ganz anderen Geschwindigkeiten dichtholen und feindosiert durchsetzen. Dies ist das Knowhow des lombardischen Tüftlers Giovanni Cariboni. Er begann in den achtziger Jahren mit der Lieferung von Alu-Masten und konzentrierte sich aber bald auf Yachthydraulik. 1995 wurde er gemeinsam mit Konstrukteur Luca Brenta durch die innovative Ketsch „Wallygator“ international bekannt.
Das Boot wird seit vielen Jahren von einem norwegischen Eigner gesegelt und heißt „Nariida“. Es sollte schnell, also leicht sein, sich barfuß segeln und weitgehend per Knopfdruck handhaben lassen. So kam es zu zahlreichen hydraulischen Anwendungen für den einklappbaren Antrieb und das Bugstrahlruder, die Rollanlagen bis hin zur push button bewegten Heckklappe. Diese Zusammenarbeit war der Auftakt einer rasanten Entwicklung.
Magisches Schubgestänge

Blick auf den Schotautomaten eines Brenta-Daysailers. Das seit zahlreichen Installationen bewährte System stellt den Schotzug über eine hydraulisch bewegte Talje ein © Cariboni
Das interessanteste Cariboni-Erzeugnis ist ein Apparat, der zu recht geheimnisvoll „Magic Trim“ genannt wird. Dabei handelt es sich um ein hydraulisch bewegtes Schubgestänge. Um dessen Enden ist eine (meist 4:1 geschorene) Talje geschlungen. Auseinandergedrückt holt der Zylinder dicht. Eingefahren fiert er entsprechend.
Der in zahlreichen Varianten erhältliche Apparat lässt sich je nach Anwendung und Platz in den Flanken des Kajütaufbaues unterbringen, in einem Schacht im Deck verstecken oder sonst im Schiff einbauen, wo er am wenigsten stört und dennoch mit wenigen Handgriffen zugänglich ist.

Der Schotautomat für die Fockschot der 122-füßigen Ghost unter der jederzeit zugänglichen Aufbauflanke © Luca Brenta
Damit werden die Groß- oder Vorschot, Cunningham und Unterliek dichtgeholt oder beispielsweise der Traveller bewegt. Magic Trim gibt es in elf verschiedenen Ausführungen. Das Modell Magic Double beispielsweise besteht aus einer Tandem Konfiguration zweier nebeneinander montierter Zylinder. Der eine bietet mit der 4:1 Talje große Anfangsgeschwindigkeit. Der zweite holt mit einer 2:1 Leine die letzten Zentimeter dosiert dicht. Der ideale Vorschoter also: Schnell und genau.
Damit lässt sich eine große Slup mit seglerisch vorteilhafter, leicht überlappender Fock ein enges Gewässer aufkreuzen. Einhand, ohne das jemand eine Leine anfasst. Der Rudergänger muss bloß die richtigen Knöpfe drücken und das Boot durch den Wind drehen. Eine Sicherheitsabschaltung bei gefährlich großen Lasten, wie sie durch Fehlbedienungen entstehen können, sichert den Automaten ab.
Tischlein-deck-dich-Lösungen

Im Prinzip funktioniert das Tischlein Deck Dich-Schotmanagement ganz einfach. Doch steckt der Teufel im Detail. Hier ein Tandem-Arrangement mit zwei nebeneinander angeordneten Schubgestängen zum schnellen Dichtholen und feinjustierten Durchsetzen © Cariboni
Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis sich das System auf mittelgroßen Booten durchsetzt. Gadgets wie Tischlein Deck Dich Lösungen werden nach entsprechender Erprobung gern auf großen Yachten übernommen. Sie sind bei neuen Booten gern gesehen und machen sich gerade beim noblen Daysailer gut. Hier sind der Vorführeffekt und die seglerische Finesse interessanter als das Budget.
Steffen Müller von der Kieler Knierim Werft, die einige Magic Trim Systeme an Bord ihrer Neubauten ausgeliefert hat, berichtet: die Installation ist komplex, aber Cariboni liefert Turn Key, insofern ist der Stressfaktor für uns sehr gering. Die Zusammenarbeit mit den Italienern klappt gut.“ Zuletzt wurde der 20 m Hubkieler „Caro“ komplett mit Cariboni Systemen hydraulisch ausgestattet.
Natürlich holt man sich mit dieser Technik eine weitere Komponente an Bord, die ab und zu auch mal angeguckt und gewartet werden muss. Dieser Aufwand ist neben den Kosten nicht jedermanns Sache. Ganz einfach, weil es viele Komponenten an Bord einer Yacht gibt, deren sichere Funktion im Auge behalten werden muss. Versierte Vielsegler setzen bei ihrem Boot bewusst auf das Keep it simple-Prinzip nach dem bewährten Motto: was ich nicht habe, muss ich auch nicht Instand halten.
und wieder nix fürs “Volksboot” 😉
Nur aber: 4:1 für schnell und 2:1 fürs Feine?
Aber als Mensch der sein Hobby größtenteils mit Hydraulik finanziert, eine interessanter Entwicklung.
Nur wird da wohl kaum einer Klamotten mit 50mm Wandung auf sein Boot bauen. 🙁
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…da “das Ding” garantiert keine Spi-Manöver fahren kann, leite ich diesen Link gerne an meinen Bremser und den Rest der Jungs aus dem Laberzentrzum weiter.
Gruß vom Vorschiff(er)
(insbesondere an alle anderen Solchen!)
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Na Digger,
so’n Magic Trimm wär doch was für die Varianta?
Ist doch bald Weihnachten!
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Klar!
Aber dann fehlen noch diese hier: https://segelreporter.com/blogs/superyacht-szene-8-tonnen-schotwinsch-ab-52-750-e/ Und alles ist gut.
Gruß Digger
Heisse Debatte. Was meinst du?
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So Meister – mir reichts bald mit Dir.Denk Dir mal nen eigenen Namen aus und poste hier nicht unter meinem. Oder such Dir ne Frau oder sowas.
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Tja, da kann man einmal sehen, wie grossartig die Kommentarfunktion auf dieser Seite funktioniert und wie nett und freundlich die Segelcommunity ist…die Büchse der Pandora ist geöffnet…ein Elend…das Gegenteil von gut gemacht ist eben immer noch gut gemeint…
Komisch das der Moderator in diesem Fall noch keine Konsequenzen gezogen, irgendwie peinlich – finde ich…
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Der “Moderator” hat das in Abstimmung mit mir stehen lassen.
Und mit der Funktionalität: sowas kann man auf jedem Blog machen, wenn man denn so etwas machen will.
Hat auch nichts mit Segeln zu tun. Der Anteil seltsamer Vögel ist im Segelbereich so wie im Leben.
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Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum voll-elektrischen Boot, das ganz ohne Segler auskommt!
Und tief drunten schnurrt wohlig der Generator-Diesel – so stelle ich mir *Segeln* vor.
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Den Artikel hast Du gelesen?
Weil, dieser “wichtige Schritt” wurde schon vor 20 Jahren gemacht. 😉
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Verdammt – flachehandgegendiestirnklatsch! – ich hab schon wieder den Zwinker-Smiley vergessen! Ist ja klar, dass niemand die Ironie versteht!
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😉
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