Bei einem Test auf der Schlei kam es zu einer Situation, die viele Gemüter erhitzt hat. Warum eigentlich?
„4,9…7,2… 5,5…..6,3…..4,3….7,5….“ Bei der Testfahrt auf der Arnisser Breite habe ich als Vorschoter vom GPS die Geschwindigkeiten laut abgelesen. Natürlich liest man – vor allem, wenn ein Tester auf einem Begleitboot achteraus fährt – die Geschwindigkeiten ab. Das ist bei einem Test ja nicht gerade unerheblich.
Trifft man sich abends am Hafen mit anderen Seglern am Steg, fallen auch oft Zahlen, die den Tagesspeed wiedergeben. „Wir hatten heute teilweise ’ne 8 auf der Logge.“ Niemand kommt dann auf die Idee zu fragen, wie genau die Situation war, wie lange die 8 am Stück dort stand, ob das Fahrt durchs Wasser oder Grund war.
Nun schrieb ich vor kurzem über diesen Tag. Und ich beschrieb, dass uns eine Hornet am Wind unter Maschine nicht folgen konnte. An diesem Tag hatten wir – so meine Erinnerung – 6-8 Knoten Wind. Was bedeutet, dass natürlich auch mal ein 10er oder 12er „Drücker“ kommen kann. Am meisten aufgeregt haben sich die Leute (allerdings die, die sich immer aufregen), über die Zahl 7,5.
Jeder, der je auf einem Segelboot gesessen hat, weiss, dass man bei Booten nicht so messen kann wie bei Autos (0-100 km/h). Vieles hängt von vielem ab. Meine Höchstgeschwindigkeit mit Digger lag bei 10 Knoten (raumschots, Parasail, rund 20Kn Wind). Da half eine Welle sicher mit. Diggers Paddellogge war auch nicht notariell kalibriert. Jeder, der von seinem Boot schon mal stolz behauptet, auch „mal zweistellig unterwegs zu sein“ meint damit sicher nicht, dass er das immer macht und meilenweit so fährt.
Unstrittig ist, dass Bente natürlich nicht hoch am Wind ins Gleiten kommt. Unstrittig ist aber – zum Glück jetzt auch der neuen Ausgabe der Segeln nachlesbar – dass wir einer motorenden Hornet weg fuhren, die Zitat „6,7 Knoten“ fuhr. Strittig ist es nur für die, die nicht dabei waren. Auch der Eigner der Hornet bestätigte, dass er „immer so an die 7 Knoten motort, wenn er den Hebel drückt.“
Wie war nun die Situation genau? Um das genau zu dokumentieren, bräuchte ich ganze Pelicases mit Messgeräten. Wir haben aber nichts an Bord, nur ein GPS, Windbändsel an den Wanten und auch die Hornet verfügt „nur“ über ein GPS und hat keine kalibrierte Padellogge. Wie viel Strömung war? Keine Ahnung. Viel kann es bei dem Wind und dem Wind am Vortag nicht gewesen sein, auf der Arnisser Breite kann man aber schon mal einen Knoten vom Wasser geschenkt bekommen.
Ein Notar war leider auch nicht an Bord. Aber der Tester, Michael Bohmann, auf der Hornet. Und den zitiere ich aus dem 6seitigen Test, der im aktuellen heft zu finden ist:
„Als ich ihr anfangs auf dem Begleitboot folge, zieht sie in einem Drücker locker davon, obwohl wir mit dem Hebel auf den Tisch versuchen, sie mit 6,7 Knoten einzuholen. Das 7,55m Boot überschritt dabei deutlich seine Rumpfgeschwindigkeit von 6,5 Knoten – und das am Wind.“ Zitat Ende.
Michael beschreibt die Windverhältnisse so:“Es weht zwar nur eine leichte Brise zwischen 3 bis 6 Knoten (zwei Windstärken)…“
Wozu also die Aufregung? Wie kann ein Boot 7,5 Kn Fahrt am Wind bei solchen Verhältnissen auf dem GPS haben? Zieht man die Strömung ab, rechnet ein paar Knoten Böe drauf und gibt ggf. noch mal 10 Grad abfallen dazu, kommt man schnell auf die Rumpfgeschwindigkeit (6,5Kn). Und das ist – vor allem mit den Fatheads – durchaus drin. Warum auch nicht? Wir sind ja keine 5 Meilen so gefahren. Und wie war am Wind unser Durchschnitt an dem Tag? Kein Ahnung, 4? 5? 6? Wer weiss das schon?
Wie so oft beim segeln: es ist ein ewiges Auf und Ab. Und vieles hängt von vielem ab. Wozu also die Aufregung?
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