Digger’s Blog: Diskussion um gute und schlechte „Seemannschaft“

Ein gequälter Begriff

Es gibt etwas, das ich mittlerweile am Segeln gar nicht mehr mag. Es ist der Umgang mit einem Begriff. Er wird herumgeworfen wie ein Gummiball. Besonders die vermeintlichen „Bessersegler“ haben ihren Spaß damit.

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48 Antworten zu „Digger’s Blog: Diskussion um gute und schlechte „Seemannschaft““

  1. Holger

    sagt:

    Und versteckt euch nicht hinter dem Begriff “ Seemannschaft!!!

  2. Holger

    sagt:

    Fangt an zu segeln !!! Und

  3. Hach, ich weiss warum ich den Begriff nicht mag.

    Übrigens: niemand hier zweifelt den Sinn und Nutzen von Rettungswesten an. Das ist so sinnlos wie übers Anschnallen im Auto reden. Rettungswesten kommen im Artikel nicht einmal vor.

    Und bevor jemand den Aschenbecher bemerkt: Ja. Das ist ein Aschenbecher

    1. SR-Fan

      sagt:

      Das stimmt – bei Dir kamen die Schwimmwesten nicht vor ;- )
      Leider läuft jede Diskussion über Seemannschaft immer wieder auf das Thema Sicherheit und hier speziell auf Schwimmwesten hinaus. Vehement geführt von Diskussionsteilnehmern, die teilweise die Westen schon im Hafen anlegen – und das als Maßstab proklamieren.

      VG

  4. Hecht

    sagt:

    Im Versicherungsrecht hat der Begriff der Seemannschaft insbesondere bei Yacht-Kaskoversicherungen eine entscheidende Bedeutung. So entfällt der Versicherungsschutz bei grob fahrlässigem Verhalten.

    Fahrlässig handelt derjenige, der die im Verkehr erforderliche Sorgfalt außer Acht lässt. Ihr ahnt was jetzt kommt. Die im Verkehr erforderliche Sorgfalt ist gleichgesetzt mit „guter Seemannschaft“.

    In diesem Zusammenhang ist „gute Seemannschaft“ also ein objektiver Begriff und kann über mehrere Tausend Euro entscheiden.

    1. CDR

      sagt:

      Wirklich? „Gut“ ist eine objektive Kategorie?

      1. Versicherungen kann sicherlich fast nichts besseres passieren, als so ein überaus dehnbarer Begriff.

      2. Hecht

        sagt:

        Meiner Ansicht nach heißt der Verhaltenskodex „gute Seemannschaft“. Gut wird in diesem Zusammenhang also nicht im eigentlichen Sinn des Adjektives „gut“ benutzt.

  5. SR-Fan

    sagt:

    Der Begriff ist halt so schwammig, dass jeder seine Ansicht reinpacken kann – ähnlich wie die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung 😉

    Was erwartet man da in einem Land, in dem …
    wegen eines Skiunfalls plötzlich die Skihelme ausverkauft waren
    die Leute fast ausnahmslos Fahrradhelme als „Pflicht“ ansehen
    die Autos schon beim Umparken anfangen zu piepsen
    man SUVs wegen des besseren Überblicks über den Stadtverkehr kauft
    die Nachteile eines Rollgroßes wegen der Sicherheit in Kauf genommen werden
    die Anzahl der Toiletten an Bord höher als die der Segel ist
    … ups ich schweif ab 😉

    Das ganze kombiniert mit der (gefühlten) Anonymität des Internets und der vielleicht in Deutschland etwas stärker ausgeprägten Verbreitung des erhobenen Zeigefingers lässt schnell mal Effekte wie „Lehrer ich weiß was“, „Ich habs doch gleich gesagt“, „Wie kann man nur“, „mir wäre das nicht passiert“, … entstehen. Schlicht – im richtigen Kontext sind mir wohl alle mal Klugscheißer vor dem Herren – die Möglichkeit sich im Internet zu allem zu äußern, offenbart es nur mehr Lesern als früher 😉

    VG

    PS: Trotzdem habe ich was gegen Leute, die sich auf Grund ihrer Unsportlichkeit, ihres eingeschränkten Horizontes und vielleicht auch Problemen mit einem „hohen Schwerpunkt“ – dafür aber stark alkoholisiert über die Sicherheit auf anderen Booten ne Meinung bilden.

  6. sailor

    sagt:

    stimme dem Artikel zu. Ob Seemannschaft oder nicht an Bord eines Schiffes ist individuell verschieden. Hängt ab vom Fahrtgebiet, der Seetüchtigkeit des Bootes, Ausrüstung, Erfahrung der Crew und nicht zuletzt von der eigenen Definition des Skippers. – So weit, so gut, schließlich herrscht hier Meinungsfreiheit und somit auch das Recht über die individuelle Deutung solch schwammiger Begriffe.

    Schade ist es allerdings, dass in dem Artikel gleichermaßen die Leute verurteilt werden, die für sich noch einen Schritt weitergehen und für die es sehr wohl gute und schlechte Seemannschaft geben kann.
    Das stellt den Autor auf die gleiche Stufe mit eben solchen „Besserseglern“.

  7. seven

    sagt:

    Sicherlich ist das was man landläufig als „Seemannschaft“ oder „gute Seemannschaft “ versteht, teilweise veraltet. Es kommt aus einer Zeit als Segeln noch Beruf oder Elitär war. Es war eine Verhaltens Anleitung und eine theoretische-Maritime Ausbildung. Ich bin mir sicher das darin vieles überholt ist (wie z.b. das Stehen an Bord ist un-seemännisch !) Doch es geht darin auch um die Rücksicht , Respekt ,Sicherheit und das man den anderen Seglern das Leben nicht unnötig erschwert.
    Vielleicht sollte sich mal einer aus der Segelnden/Schreibenden Zunft hinsetzen und die Seemannschaft ins zeitgemäße übersetzen und ergänzen.

    1. Ich würde mal sagen, dass dieser Begriff ‚unantastbar‘ ist. Schreibt man das moderner um, hagelts ordentlich. Ausserdem finde ich die Wikipedia Erklärung sehr treffend und gut.

  8. Bigboat-Mitfahrer

    sagt:

    Im Frühjahr hat Uwe Röttgering hier auf SR schon einmal Reimer Böttger zum Thema Seemanschaft zitiert. RBs Ausführungen sind m.E. nach Benchmark:

    http://srdev.svgverlag.de/blog/2012/02/29/streiflicht-uwe-roettgering-zitiert-reimer-boettger-zur-guten-seemannschaft/

  9. Nach meiner Erfahrung diskutieren über Seemannschaft am fanatischsten immer Männer 50+ mit Vollbart, von Beruf Lehrer oder in irgendeiner Behörde, mit einer schwimmendenden Wurstbude (die aber stets tip-top gepflegt und poliert ist) und die zweimal täglich den Seewetterbericht im Radio hören und Wetterinformationen aus dem Internet verachten. Und die einen verständislos ansehen, wenn man sich mal aus deren Backskiste voller Werkzeug eine Eisensäge ausleihen möchte, weil man selbst keine dabei hat.

    Und erfahrungsgemäß lohnt es sich nicht die Bohne, sich über die aufzuregen.

    1. Backe

      sagt:

      Die Eisensäge brauchst du, um aus der Seemannshaft auszubrechen, oder?

      1. @ Backe: Eine Eisensäge kann man halt immer gebrauchen!

      2. Friedrich

        sagt:

        Und was ist bitte der Schaft vom Seemann?

        Ich finde auch, eine gut Mannschaft auf See ist was schönes. Aber was die leute alles aus diesem total überbewerteten Wort gemacht haben, zzzz. Soll sogar ein Buch geben, das so heißt, gesegelt wird da aber wenig, die meisten Leute – ich auch – haben es nur stolz im Regal stehen („guck ma, so ist das mit uns alten Salzbuckeln“), aber noch nie drin gelesen (ich). Für Einhandsegler gilt das eh nicht (o-Ton aus alterwürdigen Hanseatischen Seglerkreisen höchsten Ranges: „Das hat rein gaaaar nichts mit Seemannschaft zu tun!!!“). Stimmt, Einhandsegler haben ja keine Mannschaft. Also vergiss es mal sowieso, Digger.

        Um mein Schiff heile durch die Weltmeere zu segeln, oder auch nur über’n Wannsee, brauch ich kein Besserwisserwort, sondern Instinkt, Bauch- und Pogefühl, ab und zu nen klaren Kopp (oder nen Klaren im Kopp) und dann sind die Leinen eh aufgeräumt (oder auch nicht und das hab ich dann davon).

    2. WB

      sagt:

      Jepp, that’s real life! Bei einem statistisch belegten Durchschnittsalter der dt. Yacht-Eigner von rund 60 Jahren ist die antiquierte Auslegung von Seemannschaft leider allgegenwärtig. Blaumützenträger mit dickem Kiel machen nicht nur im DSV die Politik, sondern auch in vielen Vereinen, Clubs und Institutionen. Wer die Diskussion um die Führerscheinreform und Funklizenz verfolgt hat, natürlich alles im Sinne einer guten Seemannschaft, bekommt einen Eindruck davon was beim Segelsport falsch läuft. Komischerweise sind es die Kommerziellen (äh… offen Kommerziellen, denn keiner wird wohl behaupten das der DSV mit seiner Scheinpolitik nicht kommerziell agiert), die da mittlerweile gegensteuern. Ich hoffe das der Druck von außen bewirkt, dass Seemannschaft in Form von lächerlicher Etikette, Dogmen, unsinnigen Reglementierungen und Regulierungen irgendwann verschwindet. Wenn der letzte Youngster fluchtartig den Opti verlassen und dem Segelsport den Rücken gekehrt hat, weil er auf so eine ‚Seemannschaft’ keinen Bock hat, hat der Segelsport ein echtes Problem.

      1. Die Tochter einer Freundin hat in den Ferien mal nen Optikurs belegt. Sie fand das Segeln ziemlich gut, hat aber nicht weitergemacht, da sie den Umgangston und die Ausbildung „wie bei der Armee“ fand.

        1. Ich hatte mal bei einem bekannten Kieler Club angefragt, ab welchem Alter die mit dem Opti-TRaining beginnen (mein Sohn war da 5). Antwort: „Wenn die Kinder lesen und schreiben können.“ Ich: „????“. Antwort: „Schließlich müssen die doch erstmal bei der Theorie mitkommen.“ Dankeaufwiedersehndaswirdnixmituns.

          Habe ihn dann beim KYC angemeldet und die machen das wirklich sensationell gut. Regel 1: Fun first. Im Zweifelsfall (viel Wind) bleiben die Anfänger im Hafen und spielen Fußball, wo man den Spaß am Segeln sicher nicht verlieren kann. Und ja, so ein wenig lockere Theorie gibt’s zwischendurch auch: Der Lütte konnte einen Palstek vor der Schuhschleife.

  10. Rutgers Schwippschwager

    sagt:

    By the way:

    Bei der ODBM ist eine Crew mit einer Varanta 18 bei anspruchsvollen Bedingungen mit bis zu 45 Knoten Wind mitgesegelt. Die haben einen Preis bekommen, zwar für das sportlichste Manöver, aber vor allem als Anerkennung, dass sie dieses kleine Boot bei den Bedingungen sicher und erfolgreich bewegt haben.

    Kunst ? Ja, definitiv…

    Seemannschaft ? Ja, definitiv…

    Kopfschütteln von den Dickschifffahrtenseglern am Steg ? Ja, definitiv…

  11. Backe

    sagt:

    Seemannshaft?
    Das könnte so ein spezielles Gefängnis für Seeleute sein. (Also für die, die von der BSU wegen Nichtaufräumens ihrer Kojen und Nichtanleinens ihrer Selbst bzw. ihrer Vierbeiner überführt wurden…)
    Oder ist es das Gegenteil einer Landsmannschaft. (Also diese trachtentragenden Spätaussiedlerverbände…)
    Oder es ist schlicht derjenige Teil der Mannschaft, der eine Yacht auf See bewegt. (Während die Landmannschaft zuhause bleibt und den nächsten Reparaturstop in Ushuaia vorbereitet.

    Also, ich finde diesen Begriff auch sehr verwirrend. Vielleicht lege ich mich auf der nächsten Messe am Yachtstand auf die Lauer und warte, bis Bobby auftaucht. Ich meine, der kann mir das bestimmt verklaren. Oder, was meinst Du, Uwe?

  12. Rutgers Schwippschwager

    sagt:

    Solange sich Bavaria-Wohnmobilkutscher, die bei drei Windstärken die Maschine anschmeissen und sich bis zum nächsten Hafen hinter ihrem Sprayhood verkriechen anmassen, über Seemannschaft anderer Segler zu urteilen, lässt mich das ebenso kalt, wie die vermeintlich besseren Kapitäne am Steg. Man könnte ebenso sagen, dass man das in Seemeilen gar nicht mehr ausdrücken kann, wie weit mir das am, Verzeihung, A…. vorbeigeht.

    Aber: Bald ist ja wieder Wohnmobilsaison, dann stell ich mich an den Steg und schreie „SCHLECHTE SEEMANNSCHAFT!!!“ wenn sich einer mit Brüllruderautoparksystem und Rückfahrkamera unter ständigem Gezeter der Ehefrau – aber mit Schwimmweste – in die Box bugsiert…

    Schließlich beherrscht er sein Boot nicht und von Kunst kann da erst recht keine Rede sein…

    Digger, wir sollten mal ein Bierchen trinken – an Land…

    1. Bier geht immer. Schick ne Mail, Erkennungszeichen: Kapitänsmütze und Ankerstickerei am Ärmel

  13. WB

    sagt:

    Danke Digger, schön geschrieben und 100% Zustimmung ! Es gibt einfach zu viele spießige Oberseemänner in unserem Sport. Der letzte Kommentator hier, der bemängelt das du auf dem Bild keine Schwimmweste trägst, geht genau in diese Richtung. Wundert mich das er nicht auch noch bemängelt das dein Hund nicht angeschnallt ist und ne Weste trägt.

  14. götz

    sagt:

    Def. schlechte Seemannschaft – keine Schwimmweste – und sowas als Schreiber – finde ich grenzwertig, speziell wenn über das Thema geschrieben wird.

    Vielleicht einfach mal die letzte Yacht lesen, in welchen Situationen es die meisten Unfälle mit Todesfolgen gibt.

    1. Olli

      sagt:

      Na dann ließ mal Uwe Röttgering, oder steht der auf der schwarzen Liste, weil er öffentlich Schenk kritisiert?

      1. Olli

        sagt:

        ..und was bitte ist eine Schwimmweste???!!! Oder meinstest Du eine Rettungsweste? Die sähe anders aus als eine Schwimmweste. Und dann überleg mal, was es einem Einhandsegler nützt, wenn er eine Weste trägt. Möglicherweise kommst Du zu dem gleichen Schluß wie normal denkende Menschen.

        1. Marc

          sagt:

          Dann treibt er wenigstens bis er erfriert 😉
          Spaß beiseite, das sicherste ist nicht über Bord zu gehen, da sind sich alle Offshore Segler einig. Und eine Rettungsweste kann auch stören und dadurch behindern.
          Bei schönem/ruhigem Wetter(wie auf dem Foto) und rundum durch eine Reling geschützt fände ich es auch einhand auch durchaus vertretbar ohne zu segeln.

    2. Die letzten beiden Todesfälle, von denen ich las, war ein Co-Skipper beim Ausbildungstörn (trug Rettungsweste) und ein Einhandsegler, dessen Yacht morgens an eine Mole unter Segeln gefunden wurde. Und er hing (mit Rettungsweste) hinterm Schiff am Lifebelt.

      Mich würde mal interessieren, wie viele ohne Schwimmweste ordentlich einen im Tee hatten.

      1. 123

        sagt:

        und wieviel durch eine Rettungsweste noch am Leben sind interessiert dich nicht oder wie?

        1. @ 123: Rettungsweste hin oder her: das einzig wirklich wichtige ist ein Lifebelt, speziell beim Einhandsegeln. Der ist dann meinetwegen nackt angezogen allemal sinnvoller als jede Rettungsweste.

        2. @123 – Doch, aber oben schrob man von Todefällen. Ich trage Rettungswesten. Aber nicht immer. Meistens fotografiere ich nicht mehr, wenn ich Rettungswesten trage. Deshalb hab ich auch wenig Bilder, in denen ich Rettungswesten trage.
          Hab mir übrigens ne Seereling montiert und am Heck ne Leine gespannt. So als Sicherung. Vor meiner Reise haben mich viele kritisiert und gesagt, die Reling sei Quatsch, ich solle anständige Ausreitgurte nehmen. So kommt eins zum anderen.

      2. götz

        sagt:

        der Vater meines Freundes war nüchtern als er den Baum vor den Kopf bekam – mit Weste würde er noch leben – und da gibts einige Beispiele -ich hab mch mit meinem Kat überschlagen und bin mit dem Kopf gegen den Mast – 10 Min bewußtlos im Wasser – ohne Weste wäre es das gewesen – ich hab da eine klare Einstellung, ohen Weste kommt keiner mit raus.

        und klar, wenn man allein an Bord ist, sollte man eingepickt sein

  15. 123

    sagt:

    Ich finde der Begriff bedeutet nicht ein Schiff zu führen, sondern sicher zu führen.
    Dazu gehört es unteranderm auch, das man das Schiff recht ordentlich hält. Also Leinen aufschiesst etc.

    1. Schärenkreuzer

      sagt:

      …Du meinst „Kehrwoche“… 😉

    2. Bigboat-Mitfahrer

      sagt:

      Komisch, auf den meisten erfolgreichen Regattayachten heißt es unisono „only a clean Cockpit is a happy Cockpit“. Wenn hier so gegen Ordnung und Leinenaufschiessen gewettert wird (Stand Do 14:35 20 mal Thumbs Down), heißt das dann, daß die keine Seemannschaft betreiben? Ich denke 123 hat einfach recht.

      1. Ich glaube, hier hat niemand gegen aufgeschossene Leinen gewettert. Es gibt aber manchmal Situationen (bei mir jedenfalls), in denen eine Leine auch mal lose rumliegt. Veröffentliche davon ein Foto, und Du wirst sehen was passiert.