Diskussion um Promillegrenze

Alkfreie Zone

In der Schweiz ist eine Diskussion über die Promillegrenze auf Sportbooten entbrannt. Warum eigentlich?

Wenn man in der Hochsaison in Kappeln vor dem beliebten Geschäft “Praetorius” steht, staunt man oft nicht schlecht. Dort kann man unter bestimmten Voraussetzungen pfandfreies Dosenbier kaufen. Man reibt sich oft die Augen, wie viele Paletten dort geholt und auf die Boote gepackt werden. Ist das eine Segel- oder Kegeltour?

Auf dem Wasser sieht es manchmal nicht viel besser aus. Unterwegs findet man ja auch hin und wieder die ein oder andere grüne Dose schwimmen (Arschlöcher!) und vor Brücken im Warterudel zischt oder ploppt es von anderen Booten auch gern mal.

Bei mir zischt nur Wasser oder Limonade. Jedenfalls unterwegs. Alkohol auf See ist bei mir an Bord ein No-Go. Das halte ich seit jeher beim Autofahren so und  auf dem Schiff auch. Kein einziger Tropfen. Denn ich sehe die Gefahr, dass es in manchen Situationen vielleicht nicht bei einem Bier bleibt, sondern dann auch das zweite getrunken wird. “Ist ja nicht so viel”.

Speisen und Getränke37

Das ist meine persönliche Entscheidung. Ich habe nichts dagegen, wenn andere auf ihren Schiffen ein Bier trinken. Werden es mehr, finde ich das allerdings problematisch. Ich habe auch schon morgens früh auf einem anderen Boot eine Dose Jack Daniels – Cola aufzischen sehen. Da hört es bei mir mit dem Verständnis auf.

Wie sehr das Thema die Gemüter erhitzt, sieht man in Internetforen und Co. Dort wird beim Thema Alkohol teilweise sehr “leidenschaftlich” diskutiert. Beim Alk hört der Spaß auf. Eigentlich war das genau anders gedacht…

Eine Promillegrenze zu ziehen, ist nun wirklich kein Diskussionsgrund. Es ist sogar leider notwendig. Nicht auszudenken, das würde freigegeben. Da würden einige Leute  sicher ständig mit drei-acht auf dem Kessel unterwegs sein. Und auch bereits heute hat man bei manchen da draussen den Eindruck, sie fahren als wenn sie voll wie ne Wanne wären. Nicht auszudenken, dass da jemand mit 350 PS und 3.5 Atü in die Schlei brezelt.

Wem also 0,5 Promille eindeutig zu wenig ist, der sollte sich wohl besser fragen, warum er aufs Wasser und nicht in die Hafenkneipe geht. Und wer an Bord Jackie/Co noch vor 12 Uhr aufmacht, hat ein ganz anderes Problem.  Dem hilft auch kein Gesetz. Dem hilft nur ein Therapeut.

Mein Tipp: Erstes Bier ist Anlegebier. Das hat dann auch was besonderes.

 

Ein nicht ganz ernst gemeinter Artikel zum Thema. © echtlustig.com

Ein nicht ganz ernst gemeinter Artikel zum Thema. © echtlustig.com

avatar

Digger Hamburg

Kleiner segeln - größer leben. Filmemacher und Autor Stephan Boden verbringt jeden Sommer auf dem Wasser. Früher auf seiner VA18 "Digger" jetzt auf der Bente24, die er selbst initiiert hat. "Auf See habe ich Zeit, das schärft den Blick für Details." Zu seinem Blog geht es hier

21 Kommentare zu „Diskussion um Promillegrenze“

  1. avatar Schlaufuxx sagt:

    Ich glaube, neben dem gesetzlichem Promillewert von 0,5 bzw 0,3% sollte man moralisch grundsätzlich mal unterscheiden.
    Wer mit 2 Bier auf dem NOK oder der Schlei, vor der Brücke unterwegs ist
    kann ziemlich viel scheisse bauen.
    Wenn ich zwischen Avernakö und Drejö bei 5kn Wind und guter Vorhersage für 2h den Anker lichte
    und mir in 4h 3 kalte Biere gönne, sollte das keinen stören.
    Anders sieht der Fall aus, wenn ich bei kippendem Wetter zum Seenotfall werde
    (was keiner vorhersagen kann).
    Dann bringe ich eventuell andere Menschen in Gefahr, die mir zu Hilfe eilen müssen.
    Fazit:
    Jeder Bootsführer muss eigenverantwortlich handeln.
    Da wird auch ein Stefan Broden (aka Digger) nix dran ändern.
    Und zum Thema:
    Die Aufhebung von 0,5 in CH finde ich dumm !

  2. avatar Fastnetwinner sagt:

    Und jetzt die alles entscheidende Frage: Warum gibt es eigentlich überhaupt eine Promille-Grenze, wo sich die Unfallstatistik seit der Einführung bzw. Durchsetzung dieser Grenze diesbezüglich gar nicht zum Positiven geändert hat? Hier hat man offensichtlich ein Problem gelöst, welches es gar nicht gibt.

    Lösung: Es ist eigentlich ganz einfach. Man macht es wie bei der Führerscheinpflicht für Boote, die sich ja auch am Gefährdungspotential orientiert. Gesetzestext ist wie folgt:
    Alle die führerscheinpflichtige Boote bewegen dürfen dies nicht mit mehr als 0,8 Promille tun. Bei allen anderen gibt es keine Konsequenzen solange sie keine Schäden verursachen. Diese müssten Sie dann ab 0,8 Promille hälftig selber tragen und ab 1,1 Promille vollständig selber tragen.
    Schwups ist der Gesetzestext fertig. Alles andere ist Gutmenschen-Nichtraucher-Veganer-Quatsch von Freiheitsbeschneidern.

    Grüßen von einem nichtrauchenden Fast-Anti-Alkoholiker

    • avatar Fastnetwinner sagt:

      Und noch eins: Fällt eine beliebte Yardstick-2-Crew-Regatta im Herbst an der Alster dieses Jahr dann aus? Da operieren 100 Boote auf engstem Raum, und alle sind vollstramm. Und das seit Jahren. Die Berührungen, die es da gibt sind nur wenige und rein dem Regatta-Adrenalin geschuldet, und nicht dem Alkohol. Dieses Tradition-Event ist der lebende Beweis, daß man auch angetüttert sehr wohl auf engstem Raum unfallfrei Segelboote manövrieren kann.

  3. In der Diskussion geht es um die 0.5er Grenze. ich denke, mit einem Bier erreicht man das nicht.

    0.5 Promille bedeutet, das ein 90 Kg schwerer Mann 5, (in Worten: fünf) 0,33er Dosen getrunken hat. Wer damit noch unterwegs ist, hat meiner Ansicht nach nicht mehr alle Latten auf dem Zaun. Egal ob Rad, Boot oder Auto.

    • avatar Jan sagt:

      Bei Sir Robin Knox-Johnston nicht anders: Dessen größte Katasprophe war das er vor einem Manöver (ich glaube Indischer Ozean) eine dieser neumodischen Brandy-Flaschen mit Schraubverschluss nicht richtig zugeschraubt hat und die Buddel im Manöver über Stag ging und eine halbe Flasche Brandy verloren war. Schien ihn ziemlich mitgenommen zu haben…

      Manöver gab es kaum ohne das sich der Sir ordentlich Mut eingeschenkt hat.

      Was haben die damals gesoffen…

    • avatar stefan sagt:

      …und 1,5 Liter Bier ergeben, so man sie in 1,5h trinkt in der Spitze (15 min nach den 1,5h) bei einem 90kg schweren Mann einen Blutalkoholwert von 0,9 Promille.

      …aber zum Glück kann man sich ja jede Rechnung schönsaufen 😉

  4. avatar Alex sagt:

    Ich kenne ja auch einen, so ab dem 3. säuft der so lange, bis es nichts mehr gibt.
    Wie ihr so drauf seid, das kann ich natürlich nicht einschätzen. Ihr macht es auf jeden Fall richtig, wenn ihr ein Problem damit habt, nach dem 1. aufzuhören, dann ist es auf sicher besser, das 1. erst im Hafen zu trinken.

    Für mich sehe ich das Problem nicht. Wenn ich 1 trinken will, dann trinke ich auch nur 1. Da kann man mich bequatschen, bis der Mund fusselig wird.
    Ich bin mir sicher, die Mehrzahl ist auch so, dass sie ihr Trinkverhalten recht gut im Griff haben und auch recht gut einschätzen können, ob sie jetzt wes trinken können oder nicht.

  5. Ich finde die beste Grenze wäre die 0,0! Erfahrungsgemäß bleibt es nie bei einem Bier. Beim zweiten heißt es ” Is doch nur eine kleine Dose ” und beim dritten ” Ich fahre ja erst in einer Stunde “. So zumindest beim Autofahren. Vor allem wie stark so ein Bier sein kann wenn man in der Sonne sitzt, weiß jeder. Ob man während des Segelns viel Schatten abbekommt wage ich zu bezweifeln. Da kann aus einem Bier schnell das Gefühl von fünf aufkommen.

    Gruß

  6. avatar Firstler sagt:

    Das Problem ist doch, dass alles immer pauschal über einen Kamm geschert wird. Wenn ich mit 10m und einem 16 PS Dieselchen ein Bier zuviel trinke, dann gefärde ich normalerweise nur mich selbst und das geht m.E. niemand was an. Wenn ich eine Motorrennbraze mit 2×500 PS fahre, sieht das natürlich völlig anders aus und dann sollten auch andere Spielregeln gelten.

    • avatar Piet sagt:

      Dann muss man ja auch unterschiedliche promille grenzen für autos einführen

      Weil 250ps sind ja dann viel gefährlicher als ein 50ps Auto

      • avatar Firstler sagt:

        Überhaupt nicht, aber deswegen gibts zum Beispiel unterschiedliche Promillewerte für Fahrradfahren und Autofahren. Es kommt aufs Gefärdungspotential an!

        • avatar Piet sagt:

          Du hast gerade Äpfel und Birnen verglichen.

          Die Boote von denen du geschrieben hast haben alle einen Motor
          Die Autos von denen ich geschrieben haben auch.

          Aber ein Fahrrad nicht.

          Wie es bei einem Ruderboot aussieht mit der Promillegrenze weiß ich leider nicht…

    • avatar Hans im Glück sagt:

      Es war so klar, dass solche Ansichten dem typisch deutschen erbsenzählendem Spießbürgertum massiv zuwider sein müssen. Hier geht es schließlich ums Prinzip!

      Glücklicherweise sehen das Holländer, Briten, Franzosen und Italiener (wo ich hauptsächlich segel) mit Alk auch sehr locker. Aber das sind ja auch die schlechtesten Segler, gelle?

      Ich warte eigentlich nur darauf, dass man in Deutschland nicht mehr betrunken zu Fuß gehen darf 😉

      • avatar Piet sagt:

        Dann ist es schon soweit! Wanderst du jetzt aus?
        Weil wenn die Polizei dich herumtorkeln sieht nehmen die dich mit zum ausnüchtern.

        • avatar pl_geee63 sagt:

          Voll Deiner Meinung, Hans –

          typisch deutsche Erbsenzaehler und Regelverfechter. Muss immer alles genau geregelt sein, sonst geht ja schonmal gar nix. Wo kaemen wir denn da hin ?
          Hier auf’m Lake Michigan gilt auch die Promillegrenze und in der Regel halten sich die Segler daran. Aber n Rum-Cola in der Hand muss schon mal drin sein bei Sonnenuntergang auf dem Weg zurueck in den Hafen – man kann auch mal was trinken ohne das es in der Besinnungslosigkeit endet.

  7. avatar maat aand sagt:

    Lese gerade Chichesters “Held der sieben Meere” über seine Weltumsegelung und musste laut lachen bei folgender Passage:

    »Und dann erlebte ich einen schweren Schock, der, wie es sich bei einer so schwer wiegenden Sache gebührt, mit genauer Zeitangabe in das Logbuch eingetragen wurde:
    ›Mittwoch, 22. Februar, 19.25 Uhr. Eben ist mir klar geworden, dass ich nur noch vier Flaschen Gin habe, was für vier Wochen reicht. Gin ist, was harte Getränke angeht, mein Lieblingsgetränkt auf dieser Reise. Ich glaube, dass ich ziemlich töricht war, als ich nicht eine ganze Menge davon mitnahm. Ich werde mich mit dem Gin auf Rationen setzen müssen und mir zum Lunch kein hartes Getränk mehr leisten. Aber es könnte ja schlimmer sein: Ich könnte überhaupt keinen Gin mehr haben!‹«

    Das ist sehr amüsant, vor allem, weil er an anderer Stelle erwähnt, dass er neben Gin auch Brandy und Wein und Champanger an Bord hatte und dazu Whitbreeadbier aus Fässern zapft.

    Aber ich stimme Dir völlig zu – im Buch auf kopfschüttelnde Art witzig, auf See begegnen möchte ich jemandem mit derartigen Trinkgewohnheiten garantiert nicht!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert