Kommentar: Von nackten Oberkörpern und „reichen Söhnchen“

Nörgler sind eigentlich die anderen

Erstes Training des deutschen Youth America’s Cup Teams in St. Tropez:

Liebe Leute,

jüngst sprach mich ein Leser an, dass er doch ziemlich erschreckt sei, wie missgünstig und negativ das deutsche Seglervolk sei. Wie kommt er darauf? Das sei an den Kommentaren auf SegelReporter zu erkennen.

SegelReporter - in eigener Sache
SegelReporter – in eigener Sache

Hmm. Ich fand die Aussage etwas erschreckend. Sollten die SR-Kommentarschreiber tatsächlich ein Abbild der Segel-Community sein?

Auch mir kräuseln sich hin und wieder die Fußnägel, wenn ich lese, was im Schutze der Anonymität so von sich gegeben wird. Jüngst war es die peinliche von Freund „Uwe“ angeschobene Diskussion über nackte Oberkörper im Segelsport, nun wird auf den jugendlichen Leistungsseglern herumgehackt, die Deutschland beim Jugend-America’s Cup vertreten wollen.

Es ist mir ein Rätsel, wie man dieses Projekt anstößig finden kann. Hat es damit zu tun, weil das erste Training in St. Tropez stattfindet, wo die einzige Chartermöglichkeit bestand? Wird da sofort die Schublade „reiche Söhnchen“ bedient? Blödsinn.

Jeder Verein hätte versuchen können, bei der Veranstaltung in San Francisco dabei zu sein, die möglicherweise das Beste ist, was man vom America’s Cup 2013 erwarten kann. Nun war es eben der NRV, der die Initiative startete, STG folgte, man bündelte die Kräfte und benannte Segler aus der Nationalmannschaft. Jetzt bildet sich ein Team um Erik Heil und Phillipp Buhl, den wohl leistungsstärksten deutschen Junioren-Seglern im maßgeblichen Alter.

Diese in Frage kommenden Segler haben längst ihr Leben dem Segelsport gewidmet. Sonst wären sie nicht so weit gekommen. Mit Phillipp ist sogar ein Quoten-Bayer dabei 🙂 Sie arbeiten und trainieren hart, um in ihren olympischen Disziplinen international eine Rolle spielen zu können. Sie setzen eine solide Berufsausbildung aufs Spiel, um den Traum vom sportlichen Erfolg realisieren zu können. Immer weniger gehen doch diesen Schritt.

Nun haben sie eine Chance, auf der ganz großen Bühne gegen die besten Junioren-Segler der Welt die deutschen Farben zu vertreten. Kann man das schlecht finden? Sollte man das Geld besser hungernden Menschen in Afrika spenden?…. lassen wir das.

Jeder darf mies finden, was er will. Aber wir Segler sind doch irgendwie anders. Wir sind doch lockerer als der Rest der Welt. Verständnisvoller, toleranter. Sonst würden wir Motorboot fahren oder angeln.

Uns reichen ein paar schöne Segeltage mit der Hallberg Rassy, dem Conger oder 49er, um positiv durchs Leben zu gehen. Und durch die dunkle Jahreszeit hilft die Freude auf weitere Segeltage oder der Rückblick auf vergangene. Nörgler sind doch eigentlich die anderen.

Das anonyme Meinungsäußern im Internet ist eine neue Entwicklung in der Gesellschaft. Man kann es verdammen, aber die Zeit nicht zurückdrehen. Ich fand eigentlich, dass sich das Auskotzen bei SR im Vergleich zu anderen Medien bisher deutlich in Grenzen hielt. Die Diskussionen hatten noch ein gewisses Niveau. Der Daumen runter straft die vielleicht eher grenzwertigen Beitrage ab.

Wäre schön, wenn es so bleibt.

Viel Spaß weiterhin

Carsten

 

33 Antworten zu „Kommentar: Von nackten Oberkörpern und „reichen Söhnchen““

  1. MAUERSEGLER

    sagt:

    …wenn die Kommentare länger werden als die redaktionellen Beiträge. scheint das Medium an sich ja wohl zu funktionieren – darüber freue ich mich am meisten.

    Vielleicht ist die dunkle Jahreszeit aber auch nur das Sommerloch der Segler? Wollen wir es hoffen…

    Was mir in letzter Zeit ein wenig zu kurz kommt, ist die Dehler-Werbung (Achtung: das war ein Witz)

  2. Jojakim Balzer

    sagt:

    Die Anonymität macht die Leute zu feigen Kommentatoren!
    Statements im Web, auf Foren usw. sollten immer mit dem richtigen Namen abgegeben werden. Die Qualität der Kommentare wäre sicherlich höher und aufrichtiger.

  3. Ketzer

    sagt:

    Wenn nackte Oberkörper auf’m Frauenboot, dann ist das doch voll okay?

    Neureiches Bübchen, Du…

  4. Oh, nass is

    sagt:

    Hhmmm,

    ich hab noch nie einen verständnisvollen und toleranten Segler an einer Tonne getroffen…………..

    1. Klaus

      sagt:

      😉 Kein Wunder! Wenn ich an ner Tonne getroffen werde, ists mit meiner Toleranz auch schnell vorbei

  5. Carsten,

    eine Diskussion über nackte Oberkörper im Segelsport wurde von mir nicht angeschoben.

    Die ausserordentlich gut gelungenen Fotos hätten sehr gut zu einer Reportage über die HETI gepasst,
    entsprachen jedoch nicht den mit der Classic-Week verbundenen Erwartungen.

  6. SR-Fan

    sagt:

    Uii, da wird ja ein Fass aufgemacht – als eifriger Leser von SR sehe ich mich irgendwie zwischen den Stühlen.

    Ich habe mir beide erwähnten Threads durchgelesen. Was passiert hier?
    1. Auf >9 von 14 Bildern sind eher People im Vordergrund als der Inhalt des Artikels (klassische Boote). Nicht das ich damit ein Problem hätte – sind ja attraktive Motive 😉 aber ich kann die Kritik an so einer Verteilung, resp. der Bildredaktion – vor allem im Hinblick auf die Artikelüberschrift schon nachvollziehen. Jetzt wird es aber so dargestellt, als ob der Nutzer Probleme mit den freien Oberkörpern hätte – das verzerrt schon ein ganz klein wenig das Bild.

    2. Die Großspurigkeit der Öffentlichkeitsarbeit des STG wird kritisiert. Wow, da muss sich aber einer auf den Schlips getreten fühlen…

    Grundsätzlich ist es doch so, dass in beiden Fällen die dargestellten Personen, bzw. der diskutierte Inhalt der Öffentlichkeit ganz bewusst preisgegeben wurde. Entweder aus beruflichen Gründen (z.B. bei der Pressearbeit) oder aus – nennen wir es mal „Eitelkeiten“.
    Jetzt trifft die Information auf das „Fußvolk“ der Leser, die entweder aus der Vergangenheit (z.B. STG) schon ein Urteil gefällt haben oder es sich gerade bilden. Früher hat man sich dann seinen Teil gedacht – jetzt äußert sich der Leser.
    Ich finde auf inhaltliches Feedback muss sich der Autor dann auch gefasst machen – vielleicht auch lernen damit umzugehen. Ich habe mir früher mal angehört, dass jedes Feedback positiv ist 😉 Zudem hat der Verfasser jetzt die Möglichkeit Stellung zu beziehen – das ist bei Beiträgen Dritter auch eine Art PR-Arbeit. Heiko Kröger hat das ja wohl (irgendwie) versucht – leider vermisse ich allerdings inhaltliche Tiefe seiner Antwort 😉
    Kurz gesagt – es „menschelt“. Nur positives Feedback ist unrealistisch, ebenso ist das Internet deutlich direkter als die Kritik in einem Gespräch, auch weil man dem „Gegner“ nicht ins Gesicht schaut.
    In der Summe glaube ich, dass sich die Nutzer etwas „zusammenreißen“ sollten (vielleicht den Beitrag 2 x lesen) – sich SR aber auch etwas offener der Kritik stellen sollte. Carsten klinkt sich ja häufiger mal ein und das finde ich eigentlich ganz gut für den „Forenfrieden“.

    VG

  7. Drahtzieher

    sagt:

    Also ich finde dass die Daumen hier im Allgemeinen ganz gut funktionieren. Man sollte sich auch die Bewertungen zu den Kommentaren ansehen, bevor man so ein verallgemeinerndes Urteil über „die deutschen Segler an sich“ fällt, finde ich jedenfalls. Mich freut es hier immer wieder bspw. so eher holzige Meinungen zu lesen und dann zu beobachten wie sie abgestraft werden.
    Und ich bin total dafür die Kommentarfunktion nicht einzuschränken bzw. hinter einem Login zu verbarrikadieren. Die Menge der Meinungen würde glaube ich stark abnehmen. Und das wäre doch schade.

  8. Christian1968

    sagt:

    Ich habe hier auch schon manches Mal gestaunt, was so an Kommentaren abgegeben wird. Auf Spiegel-Online, der Zeit oder der FAZ ist das allerdings genau so. Segeln zieht sich eben, wie fast alles andere auch, durch fast alle Gesellschaftsschichten.
    Aber wollen wir wirklich eine Zensur? Nein, denn das wäre ein Sargnagel für vieles, was Segelreporter so positiv von anderen abhebt und uns ja auch alle dazu bringt, dieses Seite und ihre Macher so zu lieben.

    Vielleicht sollten wir alle, bevor wir auf „Kommentar abschicken“ drücken, einfach noch mal eine Sekunde inne halten und uns überlegen, ob das so geschrieben ist, dass ein Mindestmass an Respekt gewährt ist. Ganz frei nach Kants kategorischem Imperativ…

  9. Seven

    sagt:

    Ich freue mich über die Kommentare, auch über die doofen und die mit Absicht kontroversen. Wer hier persönlich wird und/oder andere Diskreditiert wird hier von anderen Kommentarschreibern aufgefordert sich zurückzunehmen. Solange das passiert funktioniert es doch. In jeder Gesellschaft gibt es Nörgler, Radikale und Neider. Das nennt sich Meinungsfreiheit….wer will das beschneiden oder zensieren? Wer hat das recht dazu ? Niemand !
    Das mit der Meinungsfreiheit wird nur leider zu oft falsch verstanden: Jeder darf eine eigene Meinung haben, man muss aber nicht ! 😉
    Und wer auf die „salz in die Wunde Streuer “ eingeht ,der ist blind in deren Falle getappt.

  10. Wilfried

    sagt:

    ich kann yuammy nur zustimmen. Es ging mir überhaupt nicht um die Segler und deren Auswahl durch STG. Wen die Sponsorn und warum müssen sie selber wissen und ich kann und will da auch gar nicht drüber urteilen. Mir ist nur wichtig, das gerade in Bezug auf Sponsorensuche von Seglern und kontinuierliche Entwicklung von Partnerschaften eine realistische Einstellung zu eigenen Leistungsfähigkeit gepflegt wird. Mit übertriebenen Aussagen zu den Chancen vergrault man dauerhaft die Sponsoren, weil zwangsläufig Enttäuschung auf allen Seiten produziert wird. Ich glaube die meisten hier kennen die komplexen Anforderungen die für einen Regattaerfolg nötig sind. Ich finde es unnötig belastend für die jungen Sportler, dass jeder der bei einer hochrangigen Veranstaltung vorne lag gleich zum Mitfavoriten hochstilisiert wird. Da braucht man sich über spätere Enttäuschungen bei Großereignissen nicht zu wundern. Sie werden durch die Erwartungshaltung selbst produziert.

    Die Pressemitteilung von STG ist für mich ein typisches Beispiel hierfür und deshalb auch meine anmerkungen.

    Und jetzt viel Erfolg an die Segler. Wenn ihr die Ausscheidungen schafft super. Wenn nicht habt ihr etwas gelernt und hoffentlich dabei auch Spaß gehabt.

  11. Volker Andreae

    sagt:

    .. dabei wäre es doch so einfach: Registrieren und nur mit echtem Namen kommentieren. Brauchen wir Heckenschützen oder Kommentare von Leuten, die zu feige sind, zu ihren Aussagen zu stehen? Es ist auch Quatsch zu behaupten, in anderen Medien wäre es ebenso, wie z.B. dem Spiegel. In seriösen Titeln werden die Kommentare geprüft, bevor sie freigegeben werden.

    Das Problem sind nicht die Kommentare sondern deren Management.

  12. Sailor75

    sagt:

    Nein – Ursache des Übels sind nicht „die Segler“. Ursache des Übels ist die Plattform, die es jedem Sp…. ermöglicht sich „auszuko….en“.
    Wir glauben, es sei die schöne neue Welt. Tatsächlich führt der Verzicht auf Moderation genau zu solchen negativen Auswüchsen.
    Liebe SR seid doch bitte so nett, die postings zu lesen und diejenigen zu löschen, die nicht reinpasssen.

    1. Carsten Kemmling

      sagt:

      zensur? ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das der weg ist. es wird irgendwann unglaubwürdig, wenn SR die vermeintlich „richtigen“ und „falschen“ meinungen sortieren sollte.
      ich habe die – vielleicht naive – hoffnung, dass die community das selbst reguliert. aber bisher klappt es überwiegend ja auch ganz gut, finde ich.

      im übrigen planen wir auch ein echtes forum, bei dem man sich dann vielleicht noch andere gedanken machen muss.

      1. Seli

        sagt:

        Bitte nehmt Abstand zu einem „weiteren Forum“. Mittlerweile verläuft es sich an dutzenden gleichartigen Foren, wäre schade um eure „Sonderstellung“ Bleibt so wie ihr seid, wir mögen euch so!

  13. yuammy

    sagt:

    „Es ist mir ein Rätsel, wie man dieses Projekt anstößig finden kann.“

    …es ging mir bei meinem Kommentar nicht darum dass ich das Projekt „anstößig“ finde. Allein Ton und Aussagen der Presseerklärung von STG/NRV waren es die ich kritisiert habe. Da wird mal wieder so getan als sei man der Erste, der auf die Idee gekommen ist gute junge Segler zu einer Veranstaltung zu schicken, die dem AC beigestellt ist.

    …Fakt ist, Deutschland ist in der Liga diese Segelsport (AC) seit langem eines der Schlusslichter. Und dann sollte man besser auch bei den Presseerklärungen kleine Brötchen backen und sich nicht mit wehenden Fahnen aus dem Fenster hängen. Das war und ist die Art und Weise der kritisierten Vereine und Verbände. Und ich finde, bei aller Form die man hier im Forum kritisieren kann, dieser Kritik müssen die sich stellen. Das das hier dann von einzelnen Funktionären mit Humor abgetan wir, zeigt mir dass man diese Kritik nicht ernst nimmt.

  14. fastnetwinner

    sagt:

    Carsten, Du hast total und komplett recht! Die Kommentarspalte hat eine Qualitätoffensive verdient! Mitunter ist aber auch einigen hier der SR Leitgedanke nicht präsent, unter dem Euer Produkt „SR“ von Euch für uns gemacht wird. Stellt den doch noch einmal sichtbarer vor:

    „Segeln ist cool. Segler sind cool. Weltoffene, lässige Typen. Bei dem Sport geht es um mehr als banale Leibesübungen. Segeln beschreibt eine besondere Art, durch das Leben zu gehen. Es steht für eine spezielle Lebenseinstellung, eine Philosophie. Wer sich einmal darauf eingelassen hat, kommt nicht mehr los.“

    Vielleicht hilft eine Tick-Box, die man vor Kommentarversand anclicken muss: „Ich habe den SR Leitgedanken gelesen und unterstütze ihn und finde nörgeln doof“.

    Dann haben wir auch nicht mehr diese unsäglichen Diskussionen über die schönen Heti-Bilder oder ob AMR Skipper war oder nicht.

    1. Volker

      sagt:

      Gute Idee,
      aber die Info und der Klick muss VOR dem eintickern des Kommentars in die Tastatur erfolgen. Denn, wenn der Kommentar einmal in der Box steht, dann wird er auch abgesandt.
      Dazu gibt es interessante Untersuchungen vom Verhaltensökonom Dan Ariely. Anbei der Link auf einen Beitrag, dort letzter Absatz Thema ausfüllen von Versicherungsformularen.

      https://globalinformations.wordpress.com/tag/dan-ariely/

  15. armchairadmiral

    sagt:

    Es ist wahr!

    Die Kommentare werden (waren immer schon?) teilweise ziemlich happig.

    Zwar ist ja das Internet dafür bekannt, fast nur von den frustierten ungehörten benachteiligten Mitgliedern unserer Gesellschaft für ihren verbalen Auswurf genutzt zu werden (schon mal Kommentare auf Bild.de gelesen?), aber WIR sind doch Segler…

    Wir sollten wirklich entspannter und toleranter sein. Wir haben ein tolles Hobby, das sowohl friedlichen Wettkampf als auch maritime Romantik ermöglicht und uns miteinander verbindet.

    Also gönnt auch mal und motzt nicht nur!

    1. Klaus

      sagt:

      “ (schon mal Kommentare auf Bild.de gelesen?)“

      oder auf Welt.de? Man dachte, das läse eher die Intelligenz. Einfach mal dort in die Kommentare reinschauen – Thema völlig egal -, dann fühlt man sich bei SR erst wieder richtig wohl.

    2. Tom

      sagt:

      Um eines klar zu stellen, die Segler haben meine 100%ige Unterstützung. Es geht mir um das Gemauschel der STG Funktionäre! Widerlich….

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