Umwelt-Katamaran: Müll im Meer – Bourgnon will jährlich 10.000 Tonnen Plastik sammeln

Der Alleskönner

Morgen stellt der Strandkat-Weltumsegler Yvan Bourgnon die nächste Phase seines Projekts „Manta“ vor. Der Super-Katamaran soll die Meere von Müll befreien. Revolutionär: Das gesammelten Plastik wird zu Treibstoff.

Die Plastikverschmutzung der Meere mit einem Müll sammelnder Katamaran bekämpfen, der das Plastik zu Treibstoff verarbeitet? Klingt erstmal utopisch. Und doch hat die Umweltorganisation „The SeaCleaners“ unter der Führung von Weltumsegler Yvan Bourgnon das Projekt „The Manta“ auf die Beine gestellt. Mit einer Länge von 56,5 Meter, einer Breite von 26 Meter und 1500 m² Segelfläche nimmt die „Manta“ den Kampf gegen den Meeresmüll auf. Die erste Mission soll 2024 in Süd-Ost Asien stattfinden.

Nachdem es bei demn Projekt nun mehrere Jahre lang eher mühsam voran ging (letztes Update 2018), stellt sich Bourgnon morgen (Mittwoch, 03.02.2020) den Fragen der Presse. Der Grund: Die nächste Phase des Projekts soll eingeleitet werden.

Der Weltenbummler

Yvan Bourgnon ist kein Unbekannter in der Segelszene. Der Schweizer (49) segelte als Junge mit seinen Eltern vier Jahre lang um die Welt, gewann das Mini-Transat-Rennen, raste 17 Jahre lang auf den verrückten 60-Fuß ORMA Multihulls über die Meere, gewann mit seinem Bruder Laurent das renommierte Transat Jacques Vabre Rennen über den Atlantik und wurde dann – zumindest in Frankreich – zu einer Legende, als er bei der Route du Rhum fünf Tage lang in seinem durchgekenterten 60-Fußer ausharrte und sich weigerte, das Boot aufzugeben. Sein größter Coup, die spektakulären Durchquerung der Nordwestpassage, Einhand auf einem Strandkat, wurde ihm allerdings aberkannt. Er hatte sich 90 Meilen von einem anderen Boot schleppen lassen.

Yvan Bourgnon, Katamaran, Nordwestpassage

Yvan Bourgnon bei der Durchquerung der Nordwestpassage. © bourgnon

Immer wieder macht er mit verrückten Aktionen auf sich aufmerksam. Von 2013 bis 2015 segelte der Schweizer als erster Mensch auf einem Katamaran ohne Kajüte oder anderen Schutz und ohne GPS um die Welt. Seit dieser Reise hat sich sein Blick auf die Welt geändert. Die Ozeane haben sich seit der Weltreise mit seinen Eltern stark verändert. Der Zustand der Weltmeere schockierte ihn nachhaltig so sehr, dass er die Umweltorganisation „The SeaCleaners“ ins Leben rief. Mit dem neuen Umwelt-Katamaran will er seinen Teil zur Säuberung der Meere beitragen.

Das neue Projekt zieht den Extremsegler in seinen Bann. „Der Manta ist ein völlig neuartiges Konzept, dass mit Zukunftstechnologien die Meere reinigt, ohne die Umwelt zu belasten. Mit diesem Projekt beschreiten wir nicht nur völlig neue Wege in der Bekämpfung von Meeresmüll, sondern zeigen auch, das nachhaltige Konzepte die Zukunft des Schiffsbaus und der Seefahrt sind“, sagt Yvan Bourgnon. „Genauso wichtig wie das Einsammeln des für viele Arten lebensbedrohenden Plastiks ist uns die Forschung und die präventive Arbeit zum Thema Meeresverschmutzung. Das muss uns alle etwas angehen. Am Ende gelangt der Müll in Form von Mikroplastik in der Nahrung und im Trinkwasser zu uns zurück.“

Waste-to-Energy-Umwandlungsanlage

Der Katamaran ist mit drei großen Netzen ausgestattet, die den Müll aus dem Meer sammeln. Das gewonnene Plastik wird zu Treibstoff weiterverarbeitet. Die Waste-to-Energy-Umwandlungsanlage nutzt den chemischen Prozess der Pyrolyse. Das Verfahren zersetzt den Kunststoff ohne ihn zu verbrennen und erzeugt so synthetisches Gas.

Das Gas wird von einer Turbine in Elektrizität umgewandelt und für die Stromversorgung aller elektrischen Geräte der Manta verwendet, einschließlich der Cockpit- und Navigationsinstrumente, Batterien, Antriebseinheiten und Anlagen. Zusätzliche Solarpanelen, Windturbinen und Wasserkraftgeneratoren ermöglichen es Energie-autark die Meere zu säubern.

Ursachen-Bekämpfung

Die Manta operiert in Ländern, die stark von der Plastikverschmutzung betroffen sind. Hauptaugenmerk liegt auf besonders verschmutzten Flussmündungen wie die des Ganges oder des Amazonas. Das Fischen nach Plastik ist allerdings nur eine Bekämpfung der Symptome. Die Ursache des Problems liegt tiefer. Um ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen führt die Crew zusätzlich Aufklärungs- und Präventionsveranstaltungen durch, um zu motivieren, zu inspirieren und Veränderungen voranzutreiben. Von Schulkindern bis zu Industriepartnern – das Team will alle erreichen.

Die Karte zeigt besonders verschmutzte Flüsse, welche die ersten Anlaufstellen des Katamarans sein werden. © The SeaCleaners

Neben dem Müll-Sammeln steht das Schiff im Auftrag der Wissenschaft. An Bord findet sich Platz für bis zu zehn Wissenschaftler, ein Trockenlabor, ein Nasslabor und ozeanographische Ausrüstung. Die wissenschaftlichen Ergebnisse sollen den Kampf gegen die Plastikverschmutzung unterstützen und die Dringlichkeit untermauern.

1 Kommentare zu „Umwelt-Katamaran: Müll im Meer – Bourgnon will jährlich 10.000 Tonnen Plastik sammeln“

  1. Jolly sagt:

    Das ist eine geniale Sache. Ich hoffe, dass er im 2024 auslaufen kann. ToiToiToi, viel Glück und viele Spenden.

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