Bootsausrüster A.W. Niemeyer scheitert an Investorensuche und startet Räumungsverkauf

Ende einer Ära

Der bekannte Bootsausrüster A.W. Niemeyer (AWN) muss nach gescheiterten Verhandlungen mit potenziellen Investoren den Betrieb einstellen. UPDATE: Räumungsverkauf startet am 17. April 2023.

Die AWN Filiale in Hamburg. © AWN

Das Amtsgericht Hamburg eröffnete am 1. April 2023 das Insolvenzverfahren über das Vermögen von AWN. Das Unternehmen besitzt ein weit verzweigtes Filialnetz und war seit Ende Januar auf der Suche nach Investoren, um eine Rettung zu ermöglichen.

In einem zweistufigen Prozess bekundeten zunächst sechs Investoren konkretes Interesse an einer Übernahme von AWN, wodurch die Hoffnung auf eine Fortführung des Unternehmens wuchs. Nach der Durchführung der Unternehmensprüfung (due diligence) verringerte sich die Anzahl der interessierten Investoren jedoch kontinuierlich. Am vergangenen Freitag scheiterten die Verhandlungen mit dem letzten verbliebenen Interessenten aufgrund angestrebter Mieterhöhungen von der Vermieterseite und geringen Margen im stationären Einzelhandel.

AWN wird nun kurzfristig einen Räumungsverkauf an allen Standorten starten, der bis Ende Mai dauern soll. Stefan Denkhaus, der eingesetzte Insolvenzverwalter, äußerte sein Bedauern für die rund 100-köpfige Belegschaft, die zu massiven Einschnitten bereit gewesen wäre, um zur Rettung des Unternehmens beizutragen.

Denkhaus betonte, dass der stationäre Einzelhandel mit den Margen, die im Online-Handel erzielt werden können, nicht konkurrieren könne, und dennoch bei den Verkaufspreisen mithalten müsse. A.W. Niemeyer stehe beispielhaft für den negativen Trend, der den Niedergang weiter Teile des Einzelhandels in den Städten darstellt.

UPDATE: Räumungsverkauf läuft

Rabatte von 25 Prozent gewährt Niemeyer seit dieser Woche auf sein Sortiment. Im Zuge der Aufgabe des Filialgeschäfts startet nun der Räumungsverkauf in den insgesamt sieben Filialen in Deutschland und Österreich.

Zum Start erhalten Wassersportler 25 Prozent Rabatt auf das Sortiment in den Geschäften, dazu gehört alles rund ums Boot wie beispielsweise Pflegemittel, Ausrüstung, Elektronik, Navigationstechnik sowie natürlich Segelkleidung. Von den Rabatten ausgenommen sind lediglich Boote von OceanBay by awn, Motoren, preisgebundene Artikel sowie Gutscheine.

23 Kommentare zu „Bootsausrüster A.W. Niemeyer scheitert an Investorensuche und startet Räumungsverkauf“

  1. avatar Wolfgang F. Neuhube sagt:

    awn-Taufkirchen werde ich vermissen. Was nicht im Laden war, wurde schnell besorgt.

  2. avatar H-J Ursus sagt:

    Seit fast 40 Jahren kaufe ich bei AWN BerlinSpandau. Mit jedem Filialwechsel zog ich. Warum? Freundlich, kompetent, hilfsbereit. so So waren die Mitarbeiter um Fr. Stahn , Herrn Tho und zum Schluss Herrn M. Lisso (Namen verkürzt dargestellt. Schade, aber das haben wir mit Online- Bauhaus-Obi- selbst verursacht.

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  3. avatar B. Hofer sagt:

    Ich wurde immer sehr gut beraten. Super qualifizierte Mitarbeiter. Habe oft gekauft und ganz selten mal im Internet. Das schließen der Münchner Filiale wird ein großer Verlust für die bayerischen Segler sein. AWN hat auch die Jugendarbeit in unserem Verein unterstützt. Ich wünsch den Mitarbeitern alles Gute und wieder einen interessanten Job in der Zukunft. Danke Ihnen allen.

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  4. avatar Wolfhard Röhr sagt:

    Mein Großvater hat 1930 seine Bootswert gegründet. Aus der Zeit habe ich noch einige Stechbeitel mit der Prägung AWN Hamburg. Immer noch ganz prima Qualität. 1989 kam die Wende und meine erste Reise mit dem Trabant ging nach Hamburg. Das “Begrüßungsgeld” bei AW Niemeier am Rödingsmarkt gleich wieder “eingetauscht”. Wirklich prima fachliche Beratung und gute Produkte.
    Alles wurde schlechter als man dort auch online Kaufen konnte. Die sogenannten technischen Berater blätterten in dem gleichen Katalog den ich auch zu Hause hatte und die Produkte hatten die noch nie gesehen. An die wirklichen Fachleute war nur sehr schwer heranzukommen. Wenn im Katalog ein Maß fehlte stand man im Regen und hat sich dann schnell nach kompetenteren Händlern umgesehen.
    Insofern kommt die Insolvenz für mich nicht so überraschend. Schade für die Mitarbeiter aber nicht ganz unverschuldet.
    Als ihr Kunde bedanke ich mich trotzdem für die ersten Jahre nach 1990.

  5. avatar Dennis Leppak sagt:

    Sehr schade, betreibe den Bootssport über 10 Jahre und habe fast immer bei AWN bestellt. Artikel schnell gefunden und wurde auch schnell geliefert.
    Den Mitarbeitern für die Zukunft alles gute.

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  6. avatar GER 723 sagt:

    Ich hatte 5 Artikel bestellt, welche laut Warenkorb alle im Lager waren innerhalb 3-5 Tagen lieferbar sind. Nun erhalte ich 3 Lieferungen im Abstand von 1-2 Wochen. Da läuft etwas falsch!

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  7. Hab’ vor vielen Jahren in der Kieler Filiale eine Ankerwinsch gekauft, kürzlich erst eine neue Simrad; war wohl nicht genug…:-)

  8. avatar Heiko sagt:

    Der Online-Shop ist ganz schlecht: Suchfunktion funktioniert nur schlecht, Usability mäßig.
    Manche Produkte findet man nur durch händische Suche, nicht durch Eingabe ins Suchfeld…
    Und ohne ordentlichen Online-Shop geht es heutzutage halt nicht mehr.
    Niedergang ist m.E. selbst verschuldet.

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  9. avatar Michael sagt:

    Moin,
    wirklich sehr schade. Habe nix am Standort Hamburg auszusetzen, freundlich, servicebereit und Kompetenz war auch jedesmal zu finden.
    Online hatte ich auch keinen Grund zum klagen. Das in den letzten Jahren das eine oder andere nicht sofort verfügbar war, lag wohl eher an den Lieferketten.
    Komme gerade von Helgoland, die Reden in der Deutschen Bucht sind voll mit Schiffen die auf Entladung warten.

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    • avatar hans olsen sagt:

      Die Reden in der deutschen Bucht?

      Die Schiffe AUF DEN REEDEN in der deutschen Bucht warten nur zum Teil auf Entladung, etliche warten auf Ladung/Chartern.
      Die Lieferkettensaga lebt und mit der reden sich viele raus, die sonst schon nicht performed haben.
      BG Hans Olsen

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  10. avatar Susi sagt:

    Kann leider auch nur sagen, dass AWN in Berlin Treptow (jetzt Adlershof) oft sehr unfreundlich waren und sich gestört fühlten. Und war kein Einzelfall. Preise teilweise völlig überzogen – wenn Produkte 20% günstiger sind, ist doch klar, dass man dann online bestellt. Preispolitik Vollkatastrophe. Ich würde sagen, selbst ins Aus geschossen.

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  11. avatar Frank Marklin sagt:

    im Hamburger Shop bin ich stets freundlich und kompetent bedient worden. Mich macht die Entwicklung sehr traurig. Die angenehmen Einkaufserlebnisse für mein liebstes Hobby werden mir fehlen. Ich wünsche den Mitarbeitern alles Gute!

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  12. avatar Hennig sagt:

    Ich bin immer gern bei awn in Dormagen einkaufen gegangen. Sicher hatte auch ich den Eindruck, dass immer
    viel Personal in der Filiale anzutreffen war das oftmals mit
    sich beschäftigt war, jedoch hatte ich immer Hilfe bekommen wenn ich einen Verkäufer brauchte.
    Ich habe im Laufe der Jahre auch einige Tausender dort gelassen und nicht nur mal eine VA-Schraube gekauft.
    Ich finde es sehr schade, dass awn sein Geschäft schließen
    muss.
    Bei den Mitarbeitern möchte ich mich bedanken und allen viel Erfolg in ihren neuen Aufgabenbereich wünschen.
    Mit freundlichen Grüßen
    DH

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  13. avatar Udo Weber sagt:

    Ich finds schade, bin in Dormagen immer klasse bedient worden.

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  14. avatar Lutz Hosang sagt:

    Wenn man in Dormagen in den Shop kam waren mindesten 3-4 Angestellte immer am Quatschen aber wehe du hast ein gebraucht . Service war unter aller Sau und die Preise erst Recht .

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  15. avatar Christoph Jahnke sagt:

    Leider ist die Pleite mehr als berechtigt. Extrem schade für die Mitarbeiter, AWN ist in den letzten ca 12 Monaten wirklich schlecht geworden. Wenn man etwas bestellt hat, wird man nach der x-ten Nachfrage darauf vertröstet, dass das Produkt in 3-4 Monaten verfügbar ist. So geht das einfach nicht.

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    • avatar atlantis sagt:

      Sorry, aber das ist doch Unsinn.

      An den Lieferverzögerungen ist doch nicht AWN schuld,
      Covid 19, Überlastung der Häfen, Hafenarbeiterstreiks, Sperrung des Suezkanals, etc.

      Der MDR berichtete:

      ” China machte dicht. Schiffsladungen voller dringend benötigter Bauteile kamen nicht mehr nach Europa. In Deutschland mussten deshalb Fabriken schließen, zumindest zeitweise.

      Computerchips und Kartonverpackungen knapp. “Das liegt unter anderem auch daran, dass Branchen wie die Medizintechnik und die Unterhaltungselektronik verstärkt Chips nachfragen.”

      • avatar MikeF sagt:

        Wären andere Händler nicht in der Lage gewesen dennoch zu liefern, hätten sich die Kunden nicht von AWN abgewandt. Die Fähigkeit eines Händlers zeigt sich halt gerade in schwierigen Situationen.

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        • avatar atlantis sagt:

          Wenn in China die Häfen lahmgelegt sind und sich in der Nordsee die Schiffe stauen, ist nicht AWN schuld.
          Dass andere Händler in der Lage gewesen wären, zu liefern, halte ich für eine unbewiesene, sehr steile These.

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