DGzRS-Bilanz 2021: Anzahl der Einsätze wieder deutlich gestiegen

61 Menschen in Seenot

Auf Nord- und Ostsee sind die Seenotretter im Jahr 2021 insgesamt 2.023 Mal im Einsatz gewesen. Die Besatzungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) haben dabei mehr als 3.500 Menschen geholfen. Rund 330 von ihnen wurden aus Seenot gerettet oder Gefahr befreit. Die Modernisierung der Rettungsflotte auf den Stationen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern schreitet weiter voran. 2021 haben sechs neue Einheiten vorrangig ältere Seenotrettungskreuzer und -boote abgelöst.

Bei jedem Wetter Seenotretter: Zu zahlreichen Einsätzen werden die Besatzungen der DGzRS bei schlechtem Wetter gerufen. (Foto: Felix Kersten)

Die Seenotretter kamen zahlreichen Fischereifahrzeugen und ihren Besatzungen zu Hilfe, waren für Seeleute von Handelsschiffen, Offshore-Windparkversorgern sowie Passagiere von Fähren und Fahrgastschiffen im Einsatz. Auch viele Wassersportler und Küstenbesucher konnten sich erneut auf die Hilfe der DGzRS-Besatzungen verlassen. Die Seenotretter kennen keine Saison. Jetzt, in der raueren Jahreszeit, sind sie besonders gefordert.

Nachdem die Rettungseinheiten der DGzRS 2020, im ersten Jahr der Coronavirus-Pandemie, aufgrund des geringeren Verkehrsaufkommens auf Nord- und Ostsee weniger Einsätze zu fahren hatten, sind die Einsatzzahlen 2021 wieder deutlich angestiegen. Im vergangenen Jahr haben die Besatzungen der rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote insgesamt 2.023 Einsätze gefahren, rund 300 mehr als im Vorjahr. Dabei halfen sie 3.505 Menschen (Vorjahr: 3.492).

Im Detail:
Im Jahr 2021 haben die Besatzungen der rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote in Nord- und Ostsee bei insgesamt 2.023 Einsätzen (2020: 1720 Einsätze) 3.505 (3.492) Menschen Hilfe geleistet. Im Einzelnen haben sie (Vorjahreszahlen in Klammern)

  • 61 (40) Menschen aus Seenot gerettet,
  • 272 (317) Menschen aus drohender Gefahr befreit,
  • 324 (251) Mal erkrankte oder verletzte Menschen von Seeschiffen, Inseln oder Halligen zum Festland transportiert,
  • 36 (49) Schiffe und Boote vor dem Totalverlust bewahrt,
  • 1.043 (915) Hilfeleistungen für Wasserfahrzeuge aller Art erbracht sowie
  • 620 (508) Einsatzanläufe und Sicherungsfahrten absolviert.

In vielen Fällen griffen die Seenotretter frühzeitig ein und begrenzten so Schäden bereits im Vorfeld. Zudem sind sie 2.554 Mal in ihren Revieren zwischen Borkum im Westen und Ueckermünde im Osten auf Kontrollfahrt gegangen. Darüber hinaus war die Seenotleitung Bremen (Maritime Rescue Co-ordination Centre, MRCC Bremen) in zahlreichen Seenotfällen international im Interesse der deutschen Schifffahrt unterstützend oder initiativ tätig.

Seit ihrer Gründung am 29. Mai 1865 hat die DGzRS bis Ende 2021 insgesamt 85.924 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahrensituationen auf See befreit. Das entspricht in etwa der gesamten Bevölkerung der Städte Gießen (Hessen), Villingen-Schwenningen (Baden-Württemberg), Lünen (Nordrhein-Westfalen) oder Flensburg (Schleswig-Holstein).

Die Einsatzzahlen verteilen sich auf die einzelnen Küsten wie folgt:
Niedersächsische Nordseeküste: Die Besatzungen der an der niedersächsischen Küste stationierten Seenotrettungskreuzer und -boote haben bei 596 (520) Einsätzen 978 (1.010) Menschen geholfen. Davon wurden 18 (3) Menschen aus Seenot gerettet und 50 (128) weitere aus Gefahrensituationen befreit.

Schleswig-Holsteinische Nordseeküste: Die Seenotretter an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste waren 213 (145) Mal im Einsatz und halfen 245 (315) Menschen. Davon wurden 5 (9) Menschen aus Seenot gerettet und 15 (19) weitere aus Gefahrensituationen befreit.

Schleswig-Holsteinische Ostseeküste: An der Ostseeküste Schleswig-Holsteins waren die Seenotretter 683 (607) Mal im Einsatz für 1.096 (1.109) Menschen. Sie retteten 28 (27) Menschen aus Seenot und befreiten weitere 114 (108) aus Gefahrensituationen.

Mecklenburg-Vorpommersche Ostseeküste: In Mecklenburg-Vorpommern waren die Seenotretter zu 531 (448) Einsatzfahrten für 1.186 (1.058) Menschen unterwegs. Sie retteten 10 (1) Menschen aus Seenot und befreiten weitere 93 (62) aus Gefahrensituationen.

Trotz aller Anstrengungen:
Konnten die Seenotretter nicht in allen Fällen das Leben Schiffbrüchiger bewahren. Trotz einer groß angelegten Suchaktion im Februar konnte ein in der Wesermündung über Bord gestürztes Besatzungsmitglied eines Containerfrachters bei eisigen Temperaturen nicht mehr gefunden werden. Bei einem schweren Segelunglück im Sturm kam im August ein junger Wassersportler vor Baltrum ums Leben.

Grund zur Freude:
Ein ungewöhnlich freudiger Einsatz ereignete sich im April: An Bord des Seenotrettungskreuzers PIDDER LÜNG der Station List auf Sylt kam ein Baby zur Welt.

 

Taufen und Indienststellungen

Durchschnittlich 30 Jahre sind die Rettungseinheiten der DGzRS im harten Einsatz auf Nord- und Ostsee. Entsprechend müssen die Seenotretter Jahr für Jahr ältere Seenotrettungskreuzer und -boote durch moderne Neubauten ersetzen. „Zweckgebundene Erbschaften haben uns dabei in diesem Jahr sehr geholfen, genauso aber auch die beständige Spendenbereitschaft vieler einzelner Menschen im ganzen Land, die zusammengenommen Großes bewirkt hat“, erläutert DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler.

2021 sind folgende Rettungseinheiten getauft und in Dienst gestellt worden:

  • Seenotrettungsboot ERICH KOSCHUBS für die Station Travemünde (10,1 Meter),
  • Seenotrettungsboot HERWIL GÖTSCH für die Station Schleswig (8,9 Meter),
  • Seenotrettungskreuzer FELIX SAND für die Station Grömitz (28 Meter),
  • Seenotrettungskreuzer NIS RANDERS für die Station Darßer Ort (28 Meter),
  • Seenotrettungsboot PUG für die Station Prerow/Wieck (8,9 Meter).

Besonders hervorzuheben ist die Taufe der NIS RANDERS, benannt nach dem Inbegriff des Seenotretters aus der bekannten gleichnamigen Ballade von Otto Ernst. Viele Menschen aus dem ganzen Land hatten sich mit außergewöhnlichen Spenden an der Finanzierung beteiligt.

 

In Auftrag gegeben haben die Seenotretter in diesem Jahr zwei Neubauten. Ein weiteres 10,1-Meter-Seenotrettungsboot ist für die Station Neuharlingersiel vorgesehen. Es soll 2023 abgeliefert werden. Basierend auf den 8,9-Meter-Seenotrettungsbooten, wird wiederum die Trainingsflotte bereits im kommenden Jahr ein etwas einfacher ausgestattetes Boot dieser Art ohne Deckshaus erhalten. Es wird vor allem dem Fahrtraining dienen.

Sicher auf See: 28.000 Menschen nutzen Seenotretter-App SafeTrx

Der beste Einsatz ist der, den die Seenotretter erst gar nicht zu fahren brauchen. Unter dem Präventionsmotto „Sicher auf See“ wendet sich die DGzRS verstärkt an Wassersportler – Segler, Motorbootfahrer, aber auch Trendsportler gleichermaßen. Vor fünf Jahren hat die DGzRS ihre kostenlose Sicherheits-App SafeTrx der Seenotretter eingeführt. Aktuell sind mehr als 28.000 Nutzer registriert. Die App steht im Apple AppStore und im Google PlayStore zur Verfügung.

SafeTrx zeichnet über das Mobiltelefon die Route des Wassersportlers auf und ermöglicht der Seenotleitung Bremen der DGzRS im Notfall den direkten Zugriff auf den aktuellen Standort. Mit Hilfe der App konnten bereits aufwendige Rettungsaktionen vermieden werden, und die Seenotretter konnten im Notfall schnell vor Ort sein.

Quelle: DGzRS

 

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