Die neue Kolumne von Stephan Boden: Auch Seelenverkäufer haben Seelen

“Schlimme Schiffe”

Fotos von vergammelten Booten sind beliebte Aufreger-Posts in den sozialen Medien. Warum man sowas besser lassen sollte.

Eigentlich ein schönes Boot, die “Südwind”, die dort am Steg verlassen vor sich hindümpelt. Wäre es gepflegt, würde man von einer Augenweide sprechen. Schöne Linien, flacher Aufbau und edle Holz-Anbauteile. Fast schon ein Klassiker. Jedoch: In diesem erbärmlichen Zustand, in dem sich das Schiff befindet, spricht man eher von einem “Seelenverkäufer”.

In nahezu jedem Hafen sind solche verwahrlosten Schiffe zu sehen, egal ob an Land oder am Steg. Das spakige Grün beginnt an der Vorleine und zieht sich übers Deck, die Persenninge und die Segel bis nach achtern durch. Für viele Hafenbetreiber stellt das ein Problem dar. Denn die Boote bleiben oft auch über den Winter im Hafen, blockieren Boxen für Gast- und Festlieger, weil diese Boote von niemandem mehr genutzt werden. Es kümmert sich einfach keiner drum. Aber das Liegegeld wird pünktlich und regelmäßig bezahlt.

Auf einer Social-Media-Plattform gibt es sogar eine eigene Gruppe mit dem Namen “Schlimme Schiffe”, in welcher solche verlassenen oder vergessenen Boote abgebildet werden. Und auch an den Stegen sieht man oft kopfschüttelnde Segler, die fassungslos ob des schlechten Pflegezustands vor diesen Booten stehen.

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6 Antworten zu „Die neue Kolumne von Stephan Boden: Auch Seelenverkäufer haben Seelen“

  1. PL_heyepeters

    sagt:

    Schön mit etwas Fokus auf die menschlichen Schicksale, die meistens ernsthafter sind, als das bißchen Ästhetik im Hafen.

  2. PL_reto.huber

    sagt:

    Vielen Dank für diesen Beitrag. Gerne weiter solche menschlichen und differenzierten „Perspektivwechsel“. Man fühlt sich dann nicht so allein mit seinen Gedanken. Wer lange segelt und das Hobby gf. in die Wiege gelegt bekommen hat, wird wohl selbst früher oder später mit dem Thema konfrontiert.

  3. helge@vonderlinden.de

    sagt:

    Das hast du schön geschrieben! Auch bei uns im Hafen haben wir vier, vieleicht sechs solche Boote. An vier Booten steht „zu verkaufen“. Während der Bootsmarkt mal wieder ein Käufer-Markt geworden ist, in dem viel mehr Boote auf dem Markt sind als Käufer, ist es sehr schwierig einen guten Erlös zu erzielen. Und der Club oder ein anderer Hafenbetreiber muss irgendeine Vorsorge treffen, für den Fall, dass sich kein Eigner mehr kümmern kann.

  4. Sven 14Footer

    sagt:

    Vielen Dank für diesen Beitrag. Ja, diese Schiffe haben eine Seele. Eine sehr große Seele!

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  5. Claus Harder

    sagt:

    Danke für den nachdenkenswerten Beitrag.
    Das es in den (a-)sozialen Netzwerken oft um Niedermachen und
    Besserwissen geht, ist leider eine traurige Wahrheit.
    Jeder von uns könnte aber dazu beitragen, dies zu ändern.

  6. Jan-Henrik Kisteit

    sagt:

    So isset!

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