Die neue Kolumne von Stephan Boden: „Mäusekino“ statt Papierkarten – Sind Apps zu teuer?

Von Sparbrötchen und Papiertigern

Sind die die höheren Preise für einige Navi-App-Abos „Abzocke“? Der Ton in zahlreichen Foren-Beiträgen mag darauf schließen lassen? SR-Kolumnist Stephan Boden hat seine eigene Meinung dazu.

Segel-Navigationsapp auf Tablet
 

Navigation auf mobilen Endgeräten – eines meiner allerliebsten Themen. Dass ich mich sehr viel damit beschäftige, hat damit zu tun, dass es immer wieder thematisiert und diskutiert wird – seit nunmehr über zehn Jahren in verschiedensten Variationen. Ich stand auf zahlreichen Bühnen dieser Welt, auf Bootsmessen und in Schulungsräumen, hielt Vorträge und referierte auf Schulungen mit dem Namen “Navigation per App”. Im Prinzip habe ich bei diesem Thema eine Missionarsstellung eingenommen. 

Anfangs wurde das alles als “Mäusekino” abgetan. Ein Fachmagazin kam 2013, als ich gerade einzig mit Navionics und Tablet monatelang völlig unfallfrei unterwegs war und jeden Hafen gefunden hatte, zum Fazit, dass diese Naviprogramme auf dem Tablet oder Smartphone “für eine ernsthafte Navigation nicht zu gebrauchen” seien. Ich interpretiere das noch heute so, dass “ernsthaft” im Gegensatz zu “Spaß” steht und man mit der mobilen Navigation durchaus viel Spaß hat. Im Umkehrschluss heisst das also, dass Navigation mit Spaß durchaus möglich ist.

Mittlerweile kommen auch die traditionsgeladensten und missmutigsten Redakteure auf den Trichter, dass das gar nicht so schlecht ist, was Navionics und Co. da aufs mobile Endgerät zaubern und das man tatsächlich damit von A nach B kommt, ohne die Ostsee oder andere Meere in Schutt und Asche zu legen. Es bleibt nun selbst dem eingefleischten Papiertiger, in dessen Hosentasche sich selbst bei der Weihnachtsfeier Kursdreieck und Zirkel befinden, auch nichts anderes übrig, als die elektronische Navigation abzunicken, denn Papierkarten verschwinden immer mehr, werden in manchen Ländern bereits abgeschafft und teilweise nur noch als Print-On-Demand angeboten. Kurz gesagt: Papier wird Geschichte. 

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6 Antworten zu „Die neue Kolumne von Stephan Boden: „Mäusekino“ statt Papierkarten – Sind Apps zu teuer?“

  1. Holger Lass

    sagt:

    Was die Datenerhebung angeht, könnte man auch auf jedem Boot einen NMEA Datenlogger einbauen (bei Openseamap für 30€ zu haben) am Saisonende die Daten übermitteln und hätte zukünftig die Tiefenangaben von den Gebieten wo die meisten segeln. Ein bisschen Konkurrenz zum BSH Datenmonopol (falls es eines ist – dafür stehe ich zuwenig im Thema) scheint nicht zu schaden.

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    1. OSM versucht ja schon lange, aus den Loggern so viele Daten zu bekommen, um die freien Karten mit Tiefenangaben zu versehen. Scheint aber nicht zu klappen.
      Und ich möchte das Gezeter nicht lesen, wenn es da mal falsche Angaben geben würde.
      Dass die Daten amtlich sind, macht angesichts der Verantwortung ziemlich Sinn. Auch ein „Monopol“, wie Du es nennst. Stell Dir mal vor, jeder würde sein eigenes Datensüppchen kochen. Für den Nutzer wäre das eine Katastrophe.

  2. jp.richters

    sagt:

    Ein schöner Artikel! Ich finde auch, dass man das wirklich nicht zu dogmatisch sehen darf. Ich selber arbeite sehr gerne mit Papierseekarten, einfach weil mir das Spaß macht. Und ich finde sie als Backup beruhigend, schließlich kann denen niemals der Strom ausgehen. Aber für meine Routenplanung und Alternativen überschlagen nehme ich auch sehr gerne das Tablet. Das funktioniert dann auch hervorragend unterwegs. Und Position und Geschwindigkeit sieht man dann auch gleich noch in der Karte.
    Ich persönlich finde, dass nur wichtig ist dass man mit seinem Werkzeug umgehen kann und Vor- und Nachteile zu berücksichtigen weiß. Ob es dann am Ende Papier oder ein Tablet wird, ist dann egal.

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  3. pl_j.tiemeyer

    sagt:

    Vielen Dank für diesen Artikel, wie immer schön und amüsant geschrieben, wie wir es vom Autor gewohnt sind. Inhaltlich kann ich nur zustimmen und hoffe sehr mal wieder ein neues Buch von Stephan in den Regalen zu finden. Und wenn es schnell geht macht nichts!!!!!!!
    Grüße, Jörg

    1. Moin. Und vielen Dank. Mein neues Buch kennst Du?

  4. PL_hoffy

    sagt:

    Meine Wahrnehmung, egal wie gross das Boot und wie umfangreich die installierte Navi-Elektronik, Tablet und Handy stehen im Zentrum der Navigation, ( daher auch die „Empörung“ ) trotz der weiter bestehenden Achillesproblemchen, Displayhelligkeit und thermische Überlastung bei direkter Sonneneinstrahlung. Die Integration ins Netz wirkt auf mich zuweilen noch von Angst um Kannibalisierung geleitet. Bin sehr gespannt ob Orca da einen nachhaltigen Impact schafft hin zu mehr Integration. Und ja, ich habe jahrelang feine Kurzstreckennavigation auf der Ostsee hinbekommen mit superkleinen Handydisplays ( iNavX ) und Papierkarte…ohne Navico/Ray/Garmin Hardwarepakete.

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