Die neue Kolumne von Stephan Boden: Warum der Ruf nach bezahlbaren, kleinen Segelyachten verhallen wird

Die Geister, die ich rief

In der letzten Zeit liest und hört man immer häufiger, wie sehr kleine Boote bis und um 30 Fuß als Neuboote auf dem Markt vermisst werden. Dabei sind, die, die am lautesten danach rufen, mit daran Schuld.

Flaggschiff: die HR 69 auf der boot 2024. Foto: Stephan Boden

38 Fuß und Daysailer! Ich kann mich noch gut an den Bericht über ein neues Modell einer großen Werft erinnern. Den knapp 10 Meter langen Eimer gab es in drei Varianten: Daysailer, Weekender und Cruiser. Meiner Erinnerung nach unterschieden sich die drei Varianten überwiegend in Ausstattungsmerkmalen wie die Anzahl der Kochfelder (2, 3 oder 4), der Kühlboxgröße und der Dicke der Polster.

Ich las diesen Artikel, kurz nachdem ich nach einer wundervollen, dreimonatigen Segeltour mit Hund auf der Ostsee nach Hause zurück kehrte. Mein Boot: 18 Fuß. Ich war in der Zeit weder verhungert, noch musste ich einen Orthopäden aufsuchen. Wenn du nach einer solchen Tour auf 5,75 Meter diesen Artikel über ein ca 10 Meter Schiff liest und dir der Satz: “damit kann man auch mal ein Wochenende unterwegs sein” ins Auge fällt, kommst du die nächsten 20 Minuten nicht mehr aus dem Kopfschütteln heraus. 

Gerade in den Jahren, wo ich als “Downsizer” bezeichnet wurde (dieser Begriff stammt übrigens nicht von mir) fiel mir auf, dass egal ob in der Fachpresse, auf Messen, in Foren oder in den sozialen Medien alles als nicht ernstzunehmendes Kleinstboot bezeichnet wurde, was nicht mindestens zwei Meter Stehhöhe und acht Induktionskochfelder besaß. 

Ü 40 Party

Mitgliedschaft benötigt

Bitte wählen Sie eine Mitgliedschaft, damit Sie weiterlesen können.

Mitgliederstufen anzeigen

Sie sind bereits Mitglied? Hier einloggen

10 Antworten zu „Die neue Kolumne von Stephan Boden: Warum der Ruf nach bezahlbaren, kleinen Segelyachten verhallen wird“

  1. PL_hoffy

    sagt:

    @Stephan: Weiss grad nich wie erfolgreich die VA18 war und ob Du Digger neu oder gebraucht gekauft hattest. Weiss auch grad nich ob Du so lange mit dem KleinBente Projekt verwickelt warst dass Du das Endprodukt selber fahren konntest. VA18 habe ich hier im östlichen Ostseerevier schon ein paar gesehen über die Jahre, in meiner Wahrnehmung aber eher die Ausnahme. Eine Bente soweit ich erinnere nur ein einziges Mal bis heute, die kleine.
    Alte, kleine Boote mit jungen und alten Besitzern gibts zuhauf zu sehen, viele die damit ihre längeren Sommertörns machen. Trailerbare, hochpreisige, neuwertige Weekender/Daycruiser oder wie immer die so heissen treten in der Häufigkeit auch nicht gerade massiert auf, zu den Sommerferien ein paar mehr. Die grossen deutschen, französischen, schwedischen Marken dominieren extrem im 30-40 Fuss Segment. Dazwischen ab und zu ein paar Blauwasserpanzer in Alu/Stahl, Reinke/Ovni etc. Auch in meiner Wahrnehmung gibts jetze mehr richtig schicke und teure Boote über 45 Fuss und aufwärts zu sehen als vor 10 Jahren…. liegt das dann an den Messegesprächen die einen Neukauf in Richtung des nächst grösseren Angebots gelenkt haben? Warum nicht wenn die Kundschaft die 2-300K mehr eh locker auf Täsch hat?
    30 Fuss Boote warn vor 15 Jahren auch schon eher die kleineren.
    My point?
    Der Markt, die Befindlichkeiten und die Segler, es schwullert sich ein und diverse Diskussionspanels zum Thema auf der Boot werden das nur rudimentär beeinflussen. Aber immer interessant einen Schwatz und n Rant drüber zu halten, auf jeden. Ich könnte ohne den Gebrauchtmarkt das Hobby gar nicht ausüben, habe mich nur in der Theorie mit neuen Booten beschäftigt, um Konstruktionsmerkmale besser zu verstehen und aus purer Träumerei. Und ich kann die Werftbetreiber sehr gut verstehen wenn verstärkt auf besonders kaufkräftige Kundschaft fokussiert wird.
    Es wird sicher schwerer werden für die 0815 Charterbock-Anbieter, deren Einstiegspreisaustattungen ja auch gern mal den Endpreis vernebeln.
    Derweil bin ich mir recht sicher dass es den (Semi-)Custom-Spezialisten wie KMY in 10 Jahren noch geben wird.

    1
    2
    1. Moin Hoffy. Als ich 2000 mit dem Segeln begann und mit 28 Fuß die Ostsee bereiste, waren 40 Fuß+ die absolute Ausnahme. Da galten 35 Fuß als großes Boot.
      Als ich mit 18 Fuß monatelang unterwegs war, waren die Reaktionen und Gespräche teilweise echt absurd.
      In Saeby wurde ich mal gefragt, was ich unter Deck eigentlich mache, wenn es regnet. Ich fragte nach, was die Dame meint. Sie bezog das auf die Stehhöhe. Ich antwortete ihr: “ Es regnet seit drei Tagen. Hier liegen etwa 200 Schiffe. Wenn ich mir jetzt vorstelle, dass alle seit Tagen unter Deck stehen, bekomme ich Angst vor Seglern. Also ich mache das, was ich auch zu Hause mache: sitzen oder liegen.“

      9
      1
  2. Fietser5

    sagt:

    Die Baby-boom Generation mit ihre teure Schiffen gibts in 10-15 Jahren nicht mehr. Daher kommen in dieser Zeitspanne viele gebraucht Schiffen auf dem Markt. Generation-Z wird sich überhaupt kein Schiff anschaffen, sie möchten sich nicht binden oder kaufen lieber ein Haus. Häuser sind in die Grossstädte so teuer geworden das Generation-Z sich nicht auch noch ein Schiff leisten kann. Generation-Z möchte lieber viel reisen in die Welt und nicht mittels ein Wohnmobil oder Schiff. In die Zukukunft werden nur noch grosse, teure Schiffe für die Superreichen oder Vermieter gebaut, Zb grosse Super-Katamaranen. Daher bleiben nur noch ein paar Werften über. Die Mittelschicht mit ein Schiff gibts in 10 jahren nicht mehr.

    5
    1
    1. PL_hoffy

      sagt:

      Wenn Du Dich da mal nich vertust. Youtube Fahrten/Blauwasser Segel Content hat international Mio follower, deutschsprachiger fünfstellig. Und da gucken ganz gewiss auch viele junge bis sehr junge Leute.
      Outdoor/Vanlife ebenso. Vitale Szene und es wird viel diskutiert ob ( lokales ) Reisen mit eigenem Fortbewegungsmittel als Alternative zum Langstrecke fliegen nich evtl den eigenen CO2 Footprint verbessert.
      Und Boomer / Gen X mischen auch noch 20Jahre oder so mit..

      1
      3
  3. Ludwig Müller

    sagt:

    Hallo, als ich 18 Jahre alt war, hatte ich ein Faltboor, mit 26 einen Jollenkreuzer, mit 45 ein 7,60 m Kieschiff, mit 47 einen Halbtonner, für die Rente eine 11m Schale und 3 Jahre selbst ausgebaut. Mit 83 Jahren mit dem segeln und ca. 30000 sm aufgehört

  4. Ich habe mehrere Jahre zu große Boote angesehen, bis ich mein perfektes Boot gefunden habe und 2021 teuer gekauft habe: Nauticat 351 aus 2007!
    In den Papieren steht 10,51m, gemessen habe ich fast 12 m über alles.
    Das nenne ich Understatement. Heute kauft man 40 Fuß und hat dann vielleicht echte 11m…
    Würde meine 351 DS nicht gegen Sirius oder Moody eintauschen (mal abgesehen vom Preis).
    Alles was es heute gibt sind segelnde Design-Einbauküchen.
    Leider ist Nauticat 2018 in Konkurs gegangen und ich hoffe, der neue Besitzer reanimiert diese tolle Werft.

    2
    1
  5. Lasse

    sagt:

    Ich glaube ein Hauptgrund für die schelchten Verkaufszahlen von Fahrtenschiffen in der Größenordnung 25-35 Fuß ist auch einfach der volle Gebrauchtmarkt.
    Wenn ich ein Schiff 30-35 Schiff in gutem zustand für 50.000 kaufen kann, warum sollte ich 150k+ für ein neues mit 28 Fuß ausgeben?
    Und wer sich ein neues leisten kann, der gibt dann eben auch gern noch 100k mehr für die größere Version aus.

    Bei Autos ist das ja ähnlich, die Leute die sich neuwagen leisten können, wollen auch Größe und Extras. Die Menschen mit interesse an einfachen kleinwagen kaufen gebraucht, und deshalb gehen die HErsteller auch nciht auf den Bedarf dieser Leute ein.

    10
    1. Sehe ich auch so. Und der Markt wird erheblich anschwellen. In den nächsten 17 Jahren gehen jedes Jahr mehr Menschen in Rente, als Volljährige nachkommen. Da kann man sich denken, was kommt

  6. PL_hoffy

    sagt:

    Ich schiele gern bei KMY ob schon die ein oder andere Bestevaer 36 jenseits hull#1 in der halle wächst… die sich Dykstra als Altersyacht gezeichnet hat und hat bauen lassen ( ja ok, auch ne sehr spezielle Preis-/Zielgruppe ) … nope … custom B41/42 fuss werden grad gebaut… als ich vor ein paar Jahren nach ner Bestevaer unter 45fuss fragte ( aus Fanboy-Interesse, nicht meine Preisliga leider ) wurde mir sehr freundlich erklärt, das Bestevaer / pilot house Konzept sei unter 45fuss nicht realisierbar.

    Und ja, es gibt sie immer noch und gar nicht so wenige…
    Zweier bis vierer Crews die auf alten Folkes, Zeesen, Kajütkreuzern, 30ft Langkielern mehrwöchige Törns machen. Da kenn ich ein paar Peeps. Aber ja, ein anderer Wahrnehmungslayer, die folks gehn wenig bis garnich auf Messen und sind so lang dabei dass bei vielem was dem Yachtie so verkauft werden will ein sanftes, gutmütiges Lächeln den baldigen Gesprächsthemawechsel einleitet.
    Ich würde als Werftbesitzer so ein Konzept wie KMY versuchen, und ich würde ne Anfrage nach 30Fuss auch wegreden…. ausser ein gewisser Gerard Dykstra kommt mit ner 30fuss Butterbrotskizze ins Office.

    7
    7
    1. Martin

      sagt:

      Moin,

      das mag ja jeder subjektiv anders werten und einschätzen. Letztlich ist es einzig, wie bei vielen Dingen, eine Frage des Grenznutzens. Der variiert bekanntlich mit der Kapitalseite. Vereinfacht: Habe ich bisher nur ein Schlauchboot mit Paddel, nun aber eine VA 18 mit kleinem Außenborder, dann ist das ein riesiger Sprung.
      Habe ich statt der VA 18 jetzt 40ft, so ist das zwar nett, die Veränderung beim Nutzen ist im zweiten Fall jedoch eher geringer.
      Will sagen, egal was man segelt, Hauptsache man segelt und ist mit sich und seiner kleinen Welt zufrieden!
      Oder, noch einfacher: lieber barfuß an den Strand als mit dem Jaguar ins Büro.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert