Slippen gilt als preisgünstige Alternative zum Kranen. Trailerbare Boote besitzen diesen Vorteil, sind somit sehr flexibel und sparen Geld. Slippen kann aber auch sehr teuer werden. Zum Beispiel wenn man ohne Boot slippt. In Arnis hat am Wochenende der Fahrer eines VW-T-Cross genau das getan. Sein Auto landete im Wasser.

Der Mann folgte laut eigenen Angaben gegenüber der Polizei brav den Anweisungen seines Navis, das ihn zielsicher auf die Slipanlage führte und dort die Rampe hinunter. Ein erneuter Beweis dafür, dass man zwar ab und zu aufs Navi blicken sollte, aber nicht durchgehend, sondern auch die Umgebung im Blick haben muss. Wenn die Fahrbahn zum Beispiel plötzlich auffällig spiegelt, ist Obacht geboten. Offenbar hat der 74-jährige Autofahrer genau das nicht gemacht, sein Auto stand kurz später bis zu den Radkästen im Ostseefjord.
Ein beherzter Zeuge rief die Rettungskräfte, die den Fahrer glücklicherweise trocken, unverletzt und sichtlich erstaunt neben seinem unfreiwilligen Land-Wasser-Hybrid antrafen. Er wollte erklären, dass das Navi schuld sei, – der Atemtest erklärte allerdings etwas ganz anderes, denn über 1 Promille Alkohol im Blut scheinen den Slipvorgang unterstützt zu haben.

Die Feuerwehren Arnis und Grödersby rückten an, legten vorsorglich Ölsperren, gaben aber schnell Entwarnung: Das Auto war offenbar dicht, so wie der Fahrer. Die Slipbahn stellte sich danach als durchaus praktisch heraus, weil das Fahrzeug darüber die Schlei wieder verlassen konnte. Zwar gilt ein VW T-Cross als sogenanntes „Crossover-SUV“, schwimmen kann es allerdings nicht.
Der Führerschein des Mannes wurde einkassiert, ein Ermittlungsverfahren läuft, und die Slipanlage von Arnis kann sich nun rühmen, das erste Auto der Saison aufgenommen zu haben. Der Mann wurde vom Rettungsdienst zunächst behandelt, blieb aber zum Glück ohne Verletzungen.

Der VW-Fahrer hat seinen Fall übrigens nicht exklusiv – immer wieder landen Autos im Wasser, weil ihre Besitzer dem Navi mehr vertrauen als ihren Augen. Fälle aus der Vergangenheit: In Bleckede fuhr ein Mann direkt in die Elbe, weil das Gerät den Fähranleger nicht von einer Straße unterscheiden konnte. In Edewecht folgte ein Audi-Fahrer brav der digitalen Stimme – und parkte daraufhin im Kanal. Eine Fahrerin in Winnenden ließ sich ebenfalls ins Nass lotsen und landete mit ihrem Wagen im Teich. Und selbst am Mittelmeer oder in Hawaii haben Navigationsgeräte schon ungeplant amphibische Fahrversuche ausgelöst. Vielleicht sollte sich ein Startup mal der Sache annehmen und eine Kombi-Navigationsapp entwickeln, die in Wassernähe auf Seekarten umstellt. Kundschaft wäre jedenfalls vorhanden.
Für alle Wassersportfreunde bleibt die Lehre dieses Abends: Nie ohne Boote slippen.
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