Fall Escoffier: Französische Justiz nimmt Ermittlungen auf – Segelverband in der Kritik

Warten auf erste Sanktionen

Es geht weiter im Fall Escoffier, wenn auch nicht im erhofften Tempo — eine Untersuchung wurde eingeleitet, die Mühlen der Justiz mahlen jedoch im Sommer besonders langsam. Hält der FFV sein Versprechen in Bezug auf „rasche Sanktionen“?

Steht ihm das Wasser bis zum Hals? Escoffier schweigt weiter beharrlich und die Mühlen der Justiz und der Dachverbände mahlen langsam © franz. Marine

Seit unserem letzten Artikel zum Fall Kevin Escoffier hat sich die französische Segelszene vordergründig betrachtet zwar beruhigt, doch hinter den Kulissen brodelt es weiter. Vorläufiger Höhepunkt: die Justiz hat für den Vorfall, der sich in Newport während eines Ocean Race-Etappenstopps ereignete, eine Voruntersuchung durch die Pariser Staatsanwaltschaft eingeleitet.

Der Stand der Dinge aus heutiger Sicht:

• Kevin Escoffier war als Skipper des Ocean Race IMOCA „Holcim-PRB“ zurückgetreten, nachdem bekannt wurde, dass er bei einer jungen Frau aus seinem Team im US-amerikanischen TOR-Etappenort Newport sexuell und aggressiv übergriffig geworden sein soll.

Escoffier segelte danach zwar noch die Transatlantik-Etappe des Rennens, bei Ankunft im Etappenort Aarhus/Dänemark war der Vorfall jedoch bereits bekannt und Escoffier musste Konsequenzen ziehen.

• Daraufhin leiteten der französische Dachverband und World Sailing eine Untersuchung des Vorfalls ein, kurz darauf wurde das französische Sportministerium eingeschaltet.

• Im Juni veröffentlichte die französische Wochenzeitung „Le Canard Enchainé“ zwei Artikel (14. und 21.6., SR berichtete) mit Aussagen von Betroffenen und Zeugen, die ebenfalls von sexuellen Übergriffen und sexuell unangemessenen Handlungen durch Kevin Escoffier berichteten. Bis auf Bruno Dubois (u.a. Team-Manager beim Volvo Ocean Race-Sieger Dongfeng, bei dem auch Escoffier Crew-Mitglied war) blieben alle beim Canard Enchainé publizierten Aussagen von Betroffenen und Zeugen anonym.

Kevin Escoffier vor seinem neuen IMOCA. © Escoffier

  • Die IMOCA-Skipperin Isabelle Joschke regte in der WhatsApp-Chatgruppe aller IMOCA-Skipper und Team-Manager an, den Fall Escoffier zu diskutieren. Dem Vernehmen nach waren die Reaktionen anderer Skipper und Skipperinnen eher verhalten.

Für baldige Sanktionen

  •   In den darauffolgenden Wochen bat der französische Dachverband betroffene Frauen und Zeugen aus der Hochseesegelszene um weitere Aussagen und kündigte rasche Sanktionen gegen Escoffier an. Im Wortlaut: „Wenn Sie sexuelle Angriffe oder Gewalt erlebt haben, und selbst wenn Sie bereits gegenüber der Presse ausgesagt haben, sagen Sie auch gegenüber dem Dachverband aus, da es sich um sehr unterschiedliche Kreisläufe handelt und nur die FFV schnelle Sanktionen garantieren kann. Die Vertreter des Verbandes garantieren zu 100 Prozent die Anonymität, zu der sie verpflichtet sind. Auch Zeugen können aussagen. Kein Zeuge eines Übergriffs, auch wenn er lange zurückliegt, wird in einer Weise angeklagt, weil er zum Zeitpunkt der Tat nichts gesagt hat. Die Schuld liegt allein bei den Tätern.“

• Am 7.Juli gab die Pariser Staatsanwaltschaft bekannt, dass sie nach einer Anzeige (durch den FFV) gegen den Skipper Kevin Escoffier eine Untersuchung eingeleitet habe. 

“Die Staatsanwaltschaft erklärte, dass die Meldung der FFVoile eine sexuelle Aggression oder unangemessenes Verhalten‘ betraf.“ Hierbei handelt es sich ausschließlich um den mutmaßlichen sexuellen Übergriff in Newport. Der wiederum den Fall Escoffier ins Rollen brachte.

  • Am 8. Juli veröffentlicht die Tageszeitung „Ouest France“ ein Interview mit dem Präsidenten des französischen Dachverbandes FFV, Jean-Luc Denéchau. Thema Nr. 1: der Fall Escoffier.

Disziplinarverfahren beim Verband eingeleitet

Denéchau: „Die Ermittlungen haben ihre eigene Dynamik, die wir nicht kennen, da es sich um eine Angelegenheit der Justiz handelt. Was uns betrifft, so hat der Verband ein Disziplinarverfahren gegen Kevin Escoffier eingeleitet. Innerhalb des Verbands wurde ein Instrukteur ernannt, der mit den verschiedenen Parteien in Kontakt steht und seine Schlussfolgerungen dem Disziplinarrat des französischen Segelverbands vorlegen wird.“

• Heute, am 12. Juli, veröffentlichte le Canard Enchainé einen weiteren Artikel zum Fall Escoffier. Diesmal kommen weder Betroffene noch Zeugen zu Wort, jedoch beleuchtet die Autorin die Hintergründe der FFV-Bemühungen.

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Michael Kunst

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