Flüchtlingshilfe: DGzRS-Bilanz nach einer Woche – Mehr als 600 Menschen gerettet

Säuglinge in Sicherheit

Retter helfen Rettern: MINDEN vor Lesbos im Einsatz

Retter helfen Rettern: Seit Montag entlasten wir unsere griechischen Kollegen vor #Lesbos. Mehr Infos: www.seenotretter-imrf.de

Posted by Die Seenotretter – DGzRS on Freitag, 11. März 2016

In der ersten Einsatzwoche des Seenotrettungskreuzers MINDEN in der Ägäis haben die Seenotretter 601 Menschen aus Gefahr befreit. Darunter waren mehr als 120 Kinder.

DGzRS, Griechenland
Einsatz des Seenotkreuzers Minden vor der Küste Mytilinis. Es wurden 57 Menschen von einem Schlauchboot gerettet. © DGzRS

Seit Beginn des zeitlich befristeten, international koordinierten Unterstützungs- und Ausbildungseinsatzes am 7. März 2016 ist die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) vor der Insel Lesbos elf Mal im Einsatz gewesen. Der Einsatz ist Hilfe zur Selbsthilfe. Ziel ist die langfristige Stärkung der griechischen Kollegen unter dem Motto „Retter helfen Rettern“.

Gleich im ersten Einsatz (7. März) barg die Besatzung der MINDEN 57 Menschen aus einem seeuntüchtigen, völlig überfüllten Schlauchboot ab. Bisher einsatzreichster Tag war der Sonnabend, 12. März. An diesem Tag brachte die MINDEN unter Führung der griechischen Küstenwache 165 Menschen in Sicherheit. Allein darunter waren sechs Säuglinge im Alter von weniger als drei Monaten.

Auf der Flucht vor Krieg, Terror und Verfolgung nimmt die MINDEN in diesen Tagen und Wochen oft komplette Familien an Bord. „Viele sind komplett durchnässt. Immer wieder müssen wir Flüchtlinge medizinisch versorgen, sei es mit Kreislaufkollaps, Unterzuckerung oder bei sehr schwerer Seekrankheit“, berichtet der Vormann der MINDEN, Ulrich Fader. Mit jedem gefahrenen Einsatz bekomme seine Besatzung, die durch Freiwillige der griechischen Schwesterorganisation Hellenic Rescue Team verstärkt wird, mehr Routine. „Wir sind frohen Mutes.“

DGzRS , Griechenland
Rettungsaktion vor Griechenland. © DGzRS

Ab 15. März werden neben den Seenotrettern der DGzRS stets zwei Rettungsschwimmer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) mit an Bord der MINDEN sein. Die DGzRS hatte die DLRG um diese Unterstützung gebeten, weil deren spezielle Wasserrettungsausbildung an den griechischen Küsten erforderlich sein wird. Auslöser dafür sind die Erfahrungen schwedischer Seenotretter, die derzeit auf Samos im Einsatz sind.

Nach wie vor kommen monatlich einige Tausend Flüchtlinge über das Mittelmeer vom türkischen Festland auf die griechischen Ägäis-Inseln. Die Überfahrt kostete bereits viele Menschen das Leben. Das frühzeitige Eingreifen der Seenotretter gemeinsam mit ihren griechischen Kollegen hat bereits viel bewirkt: Seit einigen Tagen sind vor Lesbos keine Toten mehr zu beklagen.

Gemeinsam mit DGzRS und DLRG engagieren sich im Ägäischen Meer die Seenotrettungsgesellschaften Royal National Lifeboat Institution (RNLI, Vereinigtes Königreich & Irland) und Koninklijke Nederlandse Redding Maatschappij (KNRM, Niederlande). Bereits vor Ort im Einsatz sind in unterschiedlichem Maße die Redningsselskapet (RS, Norwegen) und die Svenska Sällskapet för Räddning af Skeppsbrutne (SSRS, Schweden). Die nordeuropäischen Seenotrettungsdienste stimmen ihren Einsatz eng mit der griechischen Küstenwache ab.

Mehr Informationen

Über den Einsatz

Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) und weitere nordeuropäische Seenotrettungsgesellschaften beteiligen sich an einem zeitlich befristeten internationalen Einsatz in der Ägäis. Der Einsatz ist Teil der Initiative „Members assisting Members“ der International Maritime Rescue Federation (IMRF). In ihr sind 125 Organisationen aus 48 Ländern zusammengeschlossen.

Ziel des IMRF-Einsatzes ist Hilfe zur Selbsthilfe: Die IMRF-Mitglieder wollen Kapazitäten und Fähigkeiten ihrer griechischen Kollegen erweitern und das Hellenic Rescue Team (HRT) ausbilden. Diese Freiwilligenorganisation soll mittelfristig die griechische Küstenwache entlasten.

Die DGzRS setzt den Seenotrettungskreuzer MINDEN ein. Zwei Besatzungsmitglieder der MINDEN sind Rettungsschwimmer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), deren spezielle Wasserrettungsausbildung an den griechischen Küsten erforderlich sein wird.

In Deutschland haben DLRG und DGzRS grundsätzlich voneinander getrennte Aufgaben: Die DLRG hat sich den Wasserrettungsdienst mit Rettungsschwimmern auf Binnengewässern und an den Stränden der Küste zur Aufgabe gemacht. Die DGzRS wiederum ist zuständig für den maritimen Such- und Rettungsdienst auf Nord- und Ostsee und unterhält dazu Seenotrettungskreuzer und -boote.

Die Wahrnehmung der Aufgaben von DGzRS und DLRG in Deutschland bleibt vom Ägäis-Einsatz unberührt. Um die laufenden Kosten des Einsatzes zu decken, sammelt die DGzRS projektbezogene Spenden unter www.seenotretter-imrf.de/spenden, Sonderkonto bei der Commerzbank Bremen: IBAN DE30 2908 0010 0100 2338 01, BIC DRESDEFF290. Projektbezogene Spenden für die DLRG gehen auf das Konto der Volksbank in Schaumburg, IBAN: DE82255914137309000000, BIC: GENODEF1BCK.

Über die DGzRS

Die DGzRS ist zuständig für den maritimen Such- und Rettungsdienst in den deutschen Gebieten von Nord- und Ostsee. Zur Erfüllung ihrer Aufgaben hält sie rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote auf 54 Stationen zwischen Borkum im Westen und Usedom im Osten einsatzbereit – rund um die Uhr, bei jedem Wetter. Jahr für Jahr fahren die Seenotretter mehr als 2.000 Einsätze, koordiniert von der SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS (MRCC = Maritime Rescue Co-ordination Centre). Die gesamte unabhängige und eigenverantwortliche Arbeit der Seenotretter wird ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen finanziert, ohne Steuergelder. Seit Gründung der DGzRS 1865 haben ihre Besatzungen rund 82.000 Menschen aus Seenot gerettet oder drohenden Gefahren befreit. Schirmherr der Seenotretter ist der Bundespräsident.

Über die DLRG

Die DLRG ist mit rund 1,3 Millionen Mitgliedern und Förderern die größte Wasserrettungsorganisation der Welt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1913 hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren. In über 2.000 Gliederungen leisten die ehrenamtlichen Helfer pro Jahr mehr als sieben Millionen Stunden freiwillige Arbeit für die Menschen in Deutschland.

Die Kernaufgaben der DLRG sind die Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung, die Aufklärung über Wassergefahren sowie der Wasserrettungsdienst. Rund 50.000 Mitglieder wachen jährlich über die Sicherheit von Badegästen und Wassersportlern. Für den Einsatz in der Ägäis werden ausschließlich Kräfte mit entsprechender Ausbildung – zum Beispiel Strömungsretter – eingesetzt. Schirmherr der DLRG ist Bundespräsident Joachim Gauck.

11 Antworten zu „Flüchtlingshilfe: DGzRS-Bilanz nach einer Woche – Mehr als 600 Menschen gerettet“

  1. Lukas

    sagt:

    Die Rettung der Menschen aus Seenot ist natürlich gut und richtig. Aber wer nicht auch versucht die Menschen vom Besteigen dieser Boote von vorneherein abzuhalten, der ist für die Ertrinkenden mitverantwortlich. Dabei wäre das nicht schwer, wenn

    -Alle Insassen konsequent an den Startpunkt zurückgebracht werden, anstatt sich selber zum Schlepper zu machen und sie in die EU zu bringen
    -Die Bootsführer verhaftet und die Boote beschlagnahmt werden
    -Die wichtigste Fluchtursache abgeschafft würde. Die besteht aus Angela Merkel, bzw Ihrer Einladung an die Welt.

    Australien macht das seit einigen Jahren so und seitdem ist dort kein Einziger mehr bei versuchter illegaler Einreise ertrunken.

    In der Türkei ist es höchstens für einige christliche Flüchtlinge nicht sicher. Die werden auf diesen Schlauchbooten aber sowieso nicht zugelassen, bzw. laufen Gefahr auf offenem Wasser über Bord geworfen zu werden.
    So hat es mir ein syrischer Christ erzählt, der selbst deshab stattdessen mit einem Visum von der polnischen Botschaft ganz legal nach Europa kam.

    Das Problem ist, dass es für diese tatsächlich Verfolgten und für uns selbst hier bald nicht mehr sicher ist, wenn jeder der nur behauptet verfolgt zu sein hier reingelassen wird. Denn dann holt man sich neben der Minderheit der tatsächlich Verfolgten und der Mehrheit der Armutsmigranten auch noch sehr Viele ins Land, die nicht vor dem Krieg geflohen sind, sondern den Krieg hierher bringen wollen.

    1. Keine Toten bei illegaler Einreise nach Australien?
      So ein Schwachsinn!

      http://artsonline.monash.edu.au/thebordercrossingobservatory/publications/australian-border-deaths-database/

      Sogar die New York Times geißelt die Australische Praxis als inhuman und rechtlich fragwürdig:

      http://www.nytimes.com/2015/09/03/opinion/australias-brutal-treatment-of-migrants.html?_r=0

      P.S.: Ich bin gerade in Australien. Natürlich ist die Europäische Flüchtlingskrise auch hier ein Thema. Die meisten Leute, die wir hier dazu hören, schämen sich für die rigide Flüchtlingspraxis und die „Toteninseln“, wie die Flüchtlings-End-Lager nördlich von AUS hier genannt werden. Dazu der hier:

      http://junkee.com/powerful-new-ads-use-lifeguards-ignoring-drownings-as-an-analogy-for-australias-attitudes-towards-refugees/71750

      Sind aber zugegebener Maßen eher die Leute in den großen Städten, die so denken. Die Leute in Kleinstädten und im dünn besiedelten Outback (wo es eine Flüchtlingsquote von 0% hat) mögen da vielleicht anders drauf sein … Ein bisschen so wie bei uns im Osten, wo es prozentual auch nur wenige Flüchtlinge gibt.

      1. Lukas

        sagt:

        Danke für den Link. Er bestätigt ja gerade meine Aussage, dass seit dem Start der No Way Kampagne 2014 keiner mehr bei versuchter illegaler Einreise ertrunken ist. Während vorher regelmäßig ganze Schiffe mit bis zu 353 Flüchtlingen gesunken sind.

        Diese Opfer sind also alle vermeidbar. Dass vor Europa die Menschen weiterhin ertrinken haben wir der gutmenschlichen Naivität zu verdanken.

        Wer immernoch glaub, dass durch Armutsmigration in die Industrieländer die Welt verbessert werden kann, dem lege ich unbedingt diesen Vortrag ans Herz:

        https://www.youtube.com/watch?v=LPjzfGChGlE

  2. pjotr

    sagt:

    also ich finds vorbehaltlos toll was da dgzrs und dlrg machen. die fragen ja auch nicht nach dem IQ wenn sich einer das rigg unter der fehmarnsundbrücke absegelt oder wenn ein kind wegen nachlässigen eltern mit der luftmatraze abtreibt. und das ist auch gut so. wenn einer im bach liegt holt man ihn raus. so einfach ist das. vor den kanaren, vor malta und lampedusa. und eben auch in der agäis. und der ostsee. eigentlich überall. oder?

    kleine anmerkung: der ernst, wenn es um leben geht, passt halt leider nicht so ganz zu dem „fun, fun, fun“ der wassersportbranche, aber die realität beißt halt früher oder später jeden in den hintern. und dann isses mit dem schönen urlaub, der regatta, dem einfachen weltbild oder was auch immer vorbei…

  3. Michael Walther

    sagt:

    Ich wollte es ja echt ignorieren, konnte es aber einfach nicht mehr. Es ist beeimdruckend, was für Kommentare man sogar auf einer Seite findet, die sich dem schönen, naturverbundenen und freiheitsliebenden Segelsport widmet. Da wird ein Rettungseinsatz gleich schlechtgeredet und es taucht direkt die Frage nach dem Sportbootführerschein oder ähnlicher Lizenz auf… unfassbar.

    Jakobi, wenn es dich beruhigt. Viele dieser Menschen würden ihre zerbombte Heimat gerne gegen ein Gefängnisaufenthalt tauschen, solange sie dann inklusive ihrer Familien in Sicherheit sind. Und das hat nichts mit der Schönheit unserer Gefängnisse zu tun, damit wir uns hier richtig verstehen.

    Und was unseren Bavaria 30 Segler aus Darmstadt angeht… die Frauen, Männer und Kinder auf den Schlauchbooten SIND in Seenot. Diese nicht zu retten ist unterlassene Hilfeleistung. Gemütlich auf dem Sofa sitzen, in der warmen Wohnung und rumpöbeln, dass damit den Schleppern die Arbeit abgenommen wird. Wenn ich sowas lese könnte ich mich spontan übergeben. Schlagen Sie doch mal eine passende Lösung für die Vertriebenen vor, die vor einer Vielzahl von deutschen Waffen geflohen sind.

    Ich wollte es mir echt verkneifen, aber wenn ich sowas von Seglern lese, die sich ja meist finanziell nicht in großer Not befinden, muss ich dazu klar meine Meinung sagen. Und wenn es dann um das Durchfüttern in unseren Tafeln geht und um die Groschen die im Sammelschiffchen der DGzRS landen: Wenn wir Segler die finanziellen Mittel nicht mehr haben um ein klein wenig Menschlichkeit zu zeigen, dann meide ich ab jetzt Häfen, Hafenkneipen und andere Orte, an denen ich andere Segler treffen könnte.

    1. Michael,

      ich habe diese Diskussion verfolgt und lange überlegt, ob ich was dazu schreibe.

      Ich schreibe was, enthalte mich aber jeglicher Bewertung. Ich würde nämlich meine gute Kinderstube verlassen. Und zwar in einem erheblichen Maße.

      Die Wahlergebnisse des vergangenen Wochenendes sprechen die gleichen Sprache, Und es wäre vermessen zu denken, dass Segler nicht zu den Wählern gehören, die am Wochenende an den Urnen standen. Es ist zum kotzen. Aber es ist Demokratie. So schwer das manchmal fällt.

    2. Danke für die offenen Worte, Michael Walther.
      Ich bin genauso entsetzt über derart empfindungsfreie Kommentare, die jedes Mindestmaß an Menschlichkeit vermissen lassen.
      Das habe ich auch schon im ersten DGZRS-Thread kund getan und dafür reichlich dislikes von ums Abendland besorgter Segel-Bürger gesammelt.

      Ich würde mir wünschen, dass mal alle normalen, empathiefähigen Mitmenschen hier und anderswo ihren „Gutmenschen“ – Stander setzen.
      Den Jakobis, Bavaria 30igs, dubbelbubbles und sonstigen zynischen Menschenfeinden wird es sonst zu leicht gemacht, zu glauben sie seien, nur weil „lauter“ im Internet, tatsächlich in der Mehrheit. Sind sie nicht. Und das ist, wenn man so will, immerhin eine der wenigen angenehmen Erkenntnisse aus den Wahlen vom Wochenende.

      1. PS.: Eben für genau diese DGZRS-Aktion gespendet!

      2. dubblebubble

        sagt:

        Ausgerechnet einer der im Fäkalbereich zu argumentieren begonnen hat, andere als lauter, zynisch und als Menschenfeinde darstellt, inszeniert sich hier als Bessermensch und Opfer.

        Mein Beitrag zu den Schleppern wurde so im ZDF gezeigt. Wieso ich deshalb zum Feindbild werde, muss ich nicht verstehen. Und zu oben, was die Alternative zu dem Schleppsystem wäre: Einfach in der Türkei bleiben.

  4. Jakobi

    sagt:

    Was passiert eigentlich den Bootsführern, die diese Schlauchboote steuern? Werden sie für den Einsatz und Kosten der Rettungkräfte zur Verantwortung gezogen? Müssen sie entsprechende Qualifikationen haben, wie zur Personenbeförderung? Man nehme nur einmal an, ein deutscher Busfahrer verursacht einen Rettungseinsatz mit Folge Bergung aller Businsassen durch durch Rettungskräfte und Feuerwehr und er hat keinen Busschein. Dieser Mensch würde doch für einige Jahre gesiebte Luft atmen.

  5. Bavaria 30 Darmstadt

    sagt:

    Die spinnen doch. Nehmen den Schleppern die Migranten ab und schleppen sie in unsere EU und bezeichnen das ganze uch noch als Seenotrettung. Anschließend finden wir die Migranten in unseren Städten bei der Tafel, obwohl sie schon rundumversorgt sind. Ich glaub, ich mause dem Hafenmeister demnächst das Schiffchen und geb es gleich bei der Tafel ab.

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