Am zweiten und dritten Einsatztag in der Ägäis rettete die Besatzung der „Minden“ 265 Menschenleben, darunter 57 Kinder. Rettungsrufe im Stundenrhythmus.
Ein ganz „normaler“ Arbeitstag in der Ägäis: Die erste Alarmierung erhielt die „Minden“ am frühen Mittwoch Morgen gegen 6 Uhr. Aus diesem Einsatz brachten die Seenotretter 46 Menschen, darunter zwölf Kinder, sicher in Mytilini an Land.
Der Seenotrettungskreuzer lief direkt wieder aus und wurde bereits kurz nach Passieren der Hafenausfahrt von JRCC Piräus erneut alarmiert. Von einem weiteren seeuntüchtigen Schlauchboot bargen die Seenotretter rund 60 Menschen ab.
Auf der Rückfahrt erreichte die „Minden“ ein dritter Alarm, diesmal ging es ein ganzes Stück Richtung Norden. Dort nahm die „Minden“ weitere 40 Menschen an Bord. Mit insgesamt 99 Menschen, darunter 28 Kinder, erreichte der Seenotrettungskreuzer zum zweiten Mal an diesem Tag den Hafen von Mytilini.
Pressemitteilung über die enge Zusammenarbeit der DGzRS und des DLRG:
Retter helfen Rettern
Internationaler Einsatz der Seenotretter gemeinsam mit der DLRG in der Ägäis
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) und weitere nordeuropäische Seenotrettungsgesellschaften beteiligen sich an einem zeitlich befristeten internationalen Einsatz in der Ägäis. Die Seenotretter reagieren damit auf eine konkrete Bitte um Unterstützung des zuständigen griechischen maritimen Such- und Rettungsdienstes (Hellenic Coast Guard). Seit Montag, 7. März 2016, ist der Seenotrettungskreuzer MINDEN in Mytilini/Lesbos einsatzklar. Bereits nach wenigen Stunden kam es zum ersten Einsatz, bei dem 57 Menschen, darunter 20 Kinder, aus Seenot gerettet wurden. Ab 13. März werden zwei der acht Besatzungsmitglieder der MINDEN auf Bitten der DGzRS Rettungsschwimmer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) sein. Deren spezielle Wasserrettungsausbildung wird an den griechischen Küsten erforderlich sein.
Der Einsatz der MINDEN ist Teil der Initiative „Members assisting Members“ der International Maritime Rescue Federation (IMRF). In ihr sind 125 Seenotrettungs- und Wasserrettungsorganisationen aus 48 Ländern zusammengeschlossen.
Dazu gehören auch DGzRS, DLRG und das Hellenic Rescue Team (HRT). Ziel des IMRF-Einsatzes ist Hilfe zur Selbsthilfe: Die Mitglieder wollen Kapazitäten und Fähigkeiten der über die Grenzen ihrer Ressourcen hinaus tätigen griechischen Kollegen erweitern und das HRT ausbilden. Die Freiwilligenorganisation soll mittelfristig die griechische Küstenwache entlasten. Nach wie vor kommen monatlich einige Tausend Flüchtlinge über das Mittelmeer vom türkischen Festland auf die griechischen Ägäis-Inseln. Die Überfahrt kostete bereits viele Menschen das Leben.
Der Seenotrettungskreuzer MINDEN, den die DGzRS 2014 an einen privaten Eigner verkauft hat, wurde der DGzRS für diesen Einsatz unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Die MINDEN ist eine Brücke zur nachhaltigen Stärkung der griechischen Seenotretter. Zwei Wachen zu je acht Besatzungsmitgliedern werden den Rund-um-die-Uhr-Betrieb sicherstellen. Die Crew besteht aus fest angestellten und freiwilligen Seenotrettern, verstärkt durch je zwei speziell ausgebildete Rettungsschwimmer der DLRG. Zeitweise ergänzen Mitglieder des Hellenic Rescue Teams die Crew.
Erfahrungen der Schweden werden umgesetzt
Auslöser für die Zusammenarbeit mit der DLRG sind die Erfahrungen schwedischer Seenotretter, die derzeit auf Samos im Einsatz sind. Die Besonderheiten der griechischen Küsten führten in zahlreichen Fällen dazu, dass im Verlauf der Rettungsaktion Rettungsschwimmer eingesetzt werden mussten.
Bis zum Herbst werden zwei 8,5-Meter-Neubauten die MINDEN ablösen. Dazu hat die DGzRS eine erste Projektspende erhalten.
Gemeinsam mit DGzRS und DLRG engagieren sich im Ägäischen Meer die Seenotrettungsgesellschaften Royal National Lifeboat Institution (RNLI, Vereinigtes Königreich & Irland) und Koninklijke Nederlandse Redding Maatschappij (KNRM, Niederlande). Bereits vor Ort im Einsatz sind in unterschiedlichem Maße die Redningsselskapet (RS, Norwegen) und die Svenska Sällskapet för Räddning af Skeppsbrutne (SSRS, Schweden). Die nordeuropäischen Seenotrettungsdienste stimmen ihren Einsatz eng mit der griechischen Küstenwache ab.
Koordination von Piräus aus
Der Einsatz der deutschen Seenotretter wird vom Joint Rescue Coordination Centre (JRCC) Piräus koordiniert. Das Maritime Rescue Co-ordination Centre (MRCC) Bremen, die deutsche Seenotleitung der DGzRS, hat mit JRCC Piräus in der Vergangenheit bereits oft professionell und erfolgreich zusammengearbeitet.
In Deutschland haben DLRG und DGzRS grundsätzlich voneinander getrennte Aufgaben: Die DLRG hat sich den Wasserrettungsdienst mit Rettungsschwimmern auf Binnengewässern und an den Stränden der Küste zur Aufgabe gemacht. Die DGzRS wiederum ist zuständig für den maritimen Such- und Rettungsdienst auf Nord- und Ostsee und unterhält dazu Seenotrettungskreuzer und -boote. In den gemeinsamen Ägäis-Einsatz bringen DLRG und DGzRS ihre jeweiligen Fähigkeiten und Erfahrungen ein.
Die Wahrnehmung der Aufgaben von DGzRS und DLRG in Deutschland bleibt vom Ägäis-Einsatz unberührt. Um die laufenden Kosten des Einsatzes zu decken, sammelt die DGzRS projektbezogene Spenden unter www.seenotretter-imrf.de/spenden (Sonderkonto bei der Commerzbank Bremen: IBAN DE30 2908 0010 0100 2338 01, BIC DRESDEFF290). Projektbezogene Spenden für die DLRG gehen auf das Konto der Volksbank in Schaumburg, IBAN: DE82255914137309000000, BIC: GENODEF1BCK.
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