Für IDEC geht das Vabanque Spiel mit seinem extrem südlichen Kurs entlang des 54. Breitengrades entlang der Eisgrenze aufzugehen. So weit südlich war noch kein Multihull im Speed-Modus.
Eigentlich schien das Rennen gegen die Uhr für Boris Herrmann schon gelaufen zu sein. 800 Meilen hatte IDEC auf den Rekord verloren und noch mehr auf den direkten Gegner „Spindrift“. Aber nun hat der kleinere Trimaran, im direkten Vergleich in zweieinhalb Tagen 450 Meilen aufgeholt. Dabei ist er immer noch in der Einhand Version mit kürzerem Mast so geriggt, wie Loick Peyron 2014 damit die Route du Rhum gewonnen hat. IDEC soll das Schiff für rund vier Millionen Euro übernommen haben.
Dabei hilft ein strategisches Vabanque-Spiel. Denn der extrerne Router Marcel van Triest hat IDEC so weit nach Süden segeln lassen wie es bisher noch kein Multihull im Speed-Modus gewagt hat.
Bei den großen Um-die-Welt-Regatten wie Volvo Ocean Race und Vendée Globe sind solche Routen verboten. Wegen der ständigen Eisgefahr bekommen die Teams von der Wettfahrtleitung virtuelle Punkte oder Linien vorgegeben, an denen sie nicht südlich vorbei segeln dürfen. Aber bei einem freien Rekordversuch gibt es diese Vorgaben nicht.
150 Meter Eisberg gesichtet
Die kürzeste Route entlang des Großkreises liegt im Bereich des 54Breitengrades, und genau in diesem Bereich rast IDEC entlang. „Das Risiko auf Eis zu treffen ist nun nicht mehr so groß wie in den vergangenen 48 Stunden“, sagt van Triest. Offenbar hat sich Joyon gesagt: Augen zu und durch. Ein 150 Meter großer Eisberg sei sogar auf dem Radar gesichtet worden.
Aber das Rennen gegen ein Tiefdruckgebiet ist gewonnen. Es sei langsamer geworden und nun bestehe eine gute Chance, auf die andere Seite des tropischen Tiefausläufers zu kommen. Bei Temperaturen, die auch im Schiff nicht über sieben Grad liegen, ist die Stimmung angesichts der gewonnen Meilen sehr gut.
Aber auch bei Spindrift läuft es gut. Mit einer konservativeren nördlicheren Routenführung vertrauen Yann Guichard und Dona Bertarelli ganz auf die Power ihres Schiffes und haben den virtuellen Gegner Peyron trotz eines Zickzack-Kurses schon fast wieder eingeholt.
Dabei ließen sie sich auch von einer kleineren Kollision nicht abhalten, bei dem ein Stückchen vom Schwert abbrach und der Schwertkasten leicht beschädigt wurde. Aber der Vorfall erinnerte sie daran, wachsam zu bleiben. Ein heftigerer Vollkontakt würde das sofortige Aus des Rekordversuchs bedeuten.
Heute wird die Passage des Cape Leeuwin erwartet, der Südspitze von Australien. Danach glaubt die Crew, die Geschwindigkeit wieder deutlich erhöhen zu können, nachdem sie zuletzt in einem Wettersystem gefangen, das sich eher langsam vorwärts bewegt hat.
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