Meinung Verplante Regulierungswut verhindert leichten Einstieg in Wassersport

Scheinheilig

Statt den Einstieg in den Wassersport einfacher zu gestalten, wird aktuell genau das Gegenteil getan. Boote mit Elektromotor sind bereits ab 7,5 kW Leistung führerscheinpflichtig, und im Binnenbereich benötigen gewerbliche Schiffsführer einen ganz neuen Schein. Wer blickt da noch durch? Ein Kommentar von Christian Schneider.

Propeller von E-Motoren (li) und Verbrennern weisen aufgrund der anderen Leistungscharakteristik der Motoren unterschiedliche Designs auf. © Trygve Finkelsen /Shutterstock.com (li) / Ruslan Kudrin/ Shutterstock.com (re)

Elektrische Antriebe und hybride Antriebskonzepte stießen gerade bei Einsteigern auf großes Interesse auf der boot Düsseldorf. Ganz im Sinne des vor zwei Jahren vorgestellten Masterplans Freizeitschifffahrt, der auch Ökologie und Freizeit auf dem Wasser in Einklang bringen soll.

Da passt es nicht, dass die Grenze der Führerscheinpflicht für elektrische Bootsantriebe erst jüngst von 11,03 auf 7,5 kW abgesenkt wurde. Wer jemals einen E-Antrieb in dieser Leistungsklasse an Bord eines kleinen Sportbootes gefahren hat, der ahnt, dass die Begründung für diese Maßnahme, die Sicherheit auf dem Wasser zu erhöhen, kaum von praktischer Erfahrung abgeleitet sein kann. Reichweite kommt durch ein hohes Drehmoment und effektives und energiesparendes Fahren zustande, und eben nicht durch eine hohe Endgeschwindigkeit. Pech für alle Bootsbesitzer, die in den Vorjahren einen bisher führerscheinfreien E-Antrieb angeschafft hatten. Vielleicht ein Ansporn, doch den Plan zu fassen, die Prüfung für den Sportbootführerschein abzulegen. Andere müssen umplanen und dabei vermutlich draufzahlen.

DIe Idylle trügt: wer gewerblich im Binnenbereich ein Boot bewegen möchte, benötigt einen neuen Schein. Bild: shutterstock/noracordovaphotography

Auch Bootshändler, Ausbilder, Fachredakteure und alle, die gewerblich auf Booten unterwegs sind, dürfen für Fahrten mit einem normalen Sportboot bis 20 Meter Länge im Rahmen der Ausübung ihres Berufes im Binnenbereich nicht mehr mit dem Sportbootführerschein fahren, sondern brauchen den nächsten Schein im deutschen „Schein-Wesen“: Das Kleinschifferzeugnis. Für den Badeausflug mit demselben Boot nach Feierabend reicht dann übrigens wieder der Sportbootführerschein. Nur mal so: Würde das Ganze sinngemäß auf den Straßenverkehr übertragen, wäre für die Fahrt in den Urlaub und für die Geschäftsreise jeweils ein eigener Führerschein nötig. Irgendwie planlos…

6 Kommentare zu „Verplante Regulierungswut verhindert leichten Einstieg in Wassersport“

  1. avatar Ulrich Hammerla sagt:

    Wer “gewerblich” fährt – also gegen Entgelt Personen oder Sachen transportiert – sollte schon mehr nachweisen als den Sportbootführerschein. Den “Fachjournalisten” nehme ich mal als anekdotisch, der fährt zwar als Teil seines Berufs, wie auch der Törn-Vlogger, aber nicht “gewerblich”. Das ist Blödsinn und falsch interpretiert.

  2. avatar Uwo Bruhns sagt:

    Was nützen neue Vorschriften, wenn sie nicht kontrolliert werden. Wie viele Eltern lassen Jugendliche unter 16 Motorboot fahren, ober wo und wie oft werden Geschwindigkeitsüberschreitung kontrolliert?

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  3. avatar Ralf sagt:

    Fürs Taxi fahren brauche ich auch einen extra Schein.
    Wenn man sich die Berliner Gewässer anschaut muss man sich schon manchmal wundern wie da gefahren wird. Ob die Scheine da helfen? Schaden wird es aber auch nicht.

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  4. avatar Stefan sagt:

    Über die Formen kann man streiten. Generell halte ich Ausbildung gerade in der Schifffahrt für sinnvoll. Selbst im Autoverkehr erlebt man täglich unfähige Fahrzeugführer. Die Wasserflächen sind lebensfeindliche Gebiete. Der Mensch hat dort nichts zu suchen. Nur mit bester Ausbildung und am besten noch mit Erfahrungs- Kompetenz sollte man sich in diese Bereiche vor tasten. Ich selbst habe einige tödliche Ausgänge erleben müssen. Immer fehlte das Wissen. Ist man fit, kann man da draußen schöne Dinge erleben. Auf der Boot Düsseldorf hatte man wieder das Gefühl, dass ein pralles Konto ausreicht um in See stechen zu können. Kann man ja machen. Aber bitte als Passagier .

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  5. avatar DM sagt:

    Führerscheinpflicht auch für kleine Motoren finde ich generell ausgesprochen sinnvoll und wünschenswert. Wer viel auf dem Wasser ist hat schon genug Vollpfosten gesehen die Mangels Kenntnissen ihre Mitmenschen in Gefahr bringen, zum Beispiel weil sie nicht wissen, dass Segelboote “Vorfahrt” haben.

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