Ab heute, 1. September bis zum 12. September läuft das NATO-Manöver Northern Coasts, Teil der Großübung Quadriga 2025. Rund vierzig Kriegsschiffe und gut zweieinhalbtausend Soldaten ziehen dann durch die westliche und südliche Ostsee. Ausgangspunkt ist Kiel, die Manövergebiete reichen weit hinaus bis Fehmarn, Bornholm und darüber hinaus. 2700 Soldaten auf 40 Schiffen aus 14 Nationen nehmen an dem Manöver teil. Segler werden um erhöhte Aufmerksamkeit gebeten.

Für die Marine ist das ein ernster Testlauf: Landes- und Bündnisverteidigung, vernetzte Operationen mit Luft- und Landstreitkräften, dazu Cyberabwehr – das volle Programm, vor allem in Krisenzeiten wie diesen. Northern Coasts 2025 ist daher kein reines Schaulaufen. Geübt wird, was im Ernstfall sitzen muss: realistische Abläufe, damit die Flotten handlungsfähig bleiben, und eine bessere Abstimmung – nicht nur untereinander, sondern auch mit der zivilen Schifffahrt, die nun einmal denselben Raum nutzt. Mit dabei ist auch die britische Eingreiftruppe, die Joint Expeditionary Force. Sie soll künftig nahtloser in NATO-Manöver eingebunden werden – was für die graue Flotte spannend klingt, für uns Segler aber vor allem bedeutet: noch ein paar mehr Uniformen auf der Ostsee.
Mit im Verband sind vor allem die direkten Nachbarn rund um die Ostsee: Schweden, Finnland, Dänemark, Polen sowie die drei Balten Estland, Lettland und Litauen. Unterstützung kommt von weiter her – unter anderem aus Frankreich, Großbritannien, den USA, Belgien, den Niederlanden und Kanada.
Die Übung Northern Coasts geht übrigens auf eine Initiative der Deutschen Marine zurück. 2007 zum ersten Mal gestartet, gehört sie seither zum festen Jahresprogramm im Ostseerevier.
Obacht in Kiel
Für uns Segler heißt das vor allem: Mehr graue Schiffe im Revier, mehr Verkehr auf der Ostssee. Vor allem am heutigen 1. September sollten Segler im Bereich Kieler Förde gut aufpassen und Ausschau halten. Am Vormittag laufen etwa 40 Marineschiffe quasi zusammen aus dem Tirpitz-Hafen aus, so dass die Förde voll werden wird.
Die Marine hat die üblichen und sinnvollen Verhaltensempfehlungen veröffentlicht: Abstand halten ist die einfachste Regel. Die Empfehlung beinhaltet einen Abstand von mindestens tausend Metern, und die sollte man ernst nehmen. Die Kriegsschiffe sind nicht immer im AIS zu sehen, manchmal laufen sie ohne Positionslichter oder ändern Kurs, als hätten sie es eilig – was sie vermutlich in Manöversituationen auch haben. Also besser weiträumig ausweichen, statt den eigenen Kurs durchziehen zu wollen.

Funkbereitschaft ist ebenfalls keine schlechte Idee. Wer UKW an Bord hat, sollte es auch eingeschaltet lassen, denn gelegentlich fragt die Marine nach, wer sich da gerade im Gebiet befindet oder möchte Kurse absprechen oder Manöver ankündigen. Schall- und Flaggenzeichen kommen erfahrungsgemäß auch zum Einsatz, sollten also verstanden werden.
Die gute Nachricht: Generelle Sperrgebiete sind nicht vorgesehen. Törns entlang der Küste oder rüber nach Dänemark sind also weiterhin möglich. Man sollte nur damit rechnen, dass in der Kieler Bucht und rund um die Förde deutlich mehr los ist als sonst. Das Manöver „Quadriga 2025“ ist kein Grund, das Boot im Hafen zu lassen. Aber es ist ein guter Anlass, mal wieder die eigenen Seemannschaftsreflexe zu schärfen – Abstand halten, aufmerksam bleiben, Funk an, Schautafeln mit Flaggen- und Schallsignalen aus den Schapps hervorkramen. Und wer Glück hat, bekommt nebenbei eine kostenlose Flottenschau geboten, die man sonst nur auf Marinebildern sieht.

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