Ein neues Seenotrettungsboot für eine der traditionsreichsten Stationen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS): Der hochmoderne 10,1-Meter-Neubau mit der internen Bezeichnung SRB 84 für die Seenotretter der Station Neuharlingersiel heißt „Courage“.
Das Boot wurde am 5. Mai auf dem Gelände der DGzRS-Zentrale in Bremen getauft.
Der Neubau für den ostfriesischen Fischerei- und Fährhafen Neuharlingersiel wurde ausschließlich durch Zuwendungen finanziert. Freunde der DGzRS aus Niedersachsen haben ihn ermöglicht. Der von ihnen gewünschte Name Courage ist eine Hommage an die freiwilligen Seenotretter, die mutig und selbstlos auf See in Not geratene Menschen retten – und das seit mehr als 150 Jahren.
Einer Schiffbautradition entsprechend, war zur Kiellegung im Frühjahr 2022 eine glückbringende Münze in eine Sektion des Neubaus eingelegt worden. Die Bremer Zwei-Euro-Münze mit Rathaus und Roland fährt jeden Einsatz mit.
380 PS stark
Die „Courage“ ist ein 10,1 Meter langes und 380 PS starkes Seenotrettungsboot der jüngsten Generation. „Sie ist ausgesprochen seetüchtig und hat ganz hervorragende Fahreigenschaften. Wir sind sehr zufrieden“, sagt Vormann Heinz Steffens. „Wir können Schiffbrüchige, Erkrankte und Verletzte jetzt noch besser transportieren und medizinisch versorgen.“ Das neue Boot ist etwas größer und schneller als sein Vorgänger, außerdem deutlich leiser. Erstmals setzt die DGzRS bei dieser Schiffsgröße über ein Bugstrahlruder zum besseren Manövrieren auf engem Raum.
Die „Courage“ wurde im Zuge der turnusgemäßen Modernisierung der Rettungsflotte auf der Rostocker Werft Tamsen Maritim gebaut.
Technische Daten:
Länge über Alles: 10,1 Meter
Breite über Alles: 3,61 Meter
Tiefgang: 0,96 Meter
Verdrängung: 8 Tonnen
Geschwindigkeit: 20 Knoten
Besatzung: Freiwillige
Antrieb: ein Propeller, 380 PS
Wie alle Einheiten der Seenotretter ist die „Courage“ als Selbstaufrichter konstruiert. Sie ist vollständig aus Aluminium im bewährten Netzspantensystem gebaut. Das Spezialschiff zeichnet sich durch hohe Seetüchtigkeit aus. In Grundsee und Brandung besitzt es gute See-Eigenschaften, manövriert einwandfrei, übersteht heftige Grundstöße und ist in der Lage, dank des rundumlaufenden Fendersystems auch bei höheren Fahrtstufen und unter erschwerten Bedingungen bei Havaristen längsseits zu gehen.
Bei der Konstruktion wurden umfassende Sicherheitskriterien berücksichtigt. Der Neubau ist mit modernster Navigationstechnik, leistungsstarken Schlepp- und Lenzgeschirren sowie einer umfangreichen Ausrüstung zur medizinischen Erstversorgung ausgestattet.
Vorgänger nun in Ueckermünde
Auf der Station Neuharlingersiel hat die „Courage“ Ende März ihren Vorgänger, die im Jahr 2000 in Dienst gestellte „Neuharlingersiel“, ersetzt. Dieses 9,5 Meter lange Seenotrettungsboot bleibt im Dienst: Es ist nun auf der östlichsten DGzRS-Station in Ueckermünde am weitläufigen Stettiner Haff im Einsatz.
Lange Tradition der Seenotretter
Neuharlingersiel zählt zu den ältesten Stationen der Seenotretter. Bereits 1869, vier Jahre nach Gründung der DGzRS, war dort das erste Ruderrettungsboot stationiert.
Heute engagieren sich in dem Sielort rund ein Dutzend freiwillige Seenotretter ehrenamtlich für das Rettungswerk. Aus dem Fischereihafen an der ostfriesischen Küste sind die Seenotretter kaum wegzudenken. Im Rettungsschuppen wird die Geschichte der DGzRS lebendig. Die dort untergebrachte Ausstellung mit dem historischen Motorrettungsboot „Ulrich Steffens“, im Dienst bis 1972, besteht in diesem Jahr seit 50 Jahren. Ehrenamtliche der DGzRS öffnen regelmäßig die Türen und ermöglichen einen Einblick in die bewegte und bewegende Geschichte der Seenotretter insbesondere in Ostfriesland.
Das Revier der Neuharlingersieler Seenotretter ist das Wattenmeer bis zu den Inseln Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge. Zahlreiche Fischkutter sind in dem kleinen Sielhafen zu Hause. Traditionen werden in Neuharlingersiel gelebt, doch der Hafen ist kein Museum, sondern lebendiger Mittelpunkt des Ortes. Einsätze für die Küstenfischerei gehören zum Alltag der freiwilligen Seenotretter, Inselfähr- und -ausflugsverkehr sowie ein wenig Sportschifffahrt ebenfalls zum Revier dazu.
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