Dreimal so groß wie Frankreich: Der Müllstrudel im Pazifik scheint viel größer als bisher angenommen. Boyan Slat und sein Team sagen dem Plastik jetzt den Kampf an.
Ocean CleanUp ist auf dem besten Wege, zur weltweit kompetentesten Organisation in Sachen „Plastikmüll in den Meeren“ zu werden. Nicht nur, dass Ocean CleanUp-Boss Boyan Slat (24) so etwas wie ein Star in der internationalen Umweltschutz-Szene geworden ist und die anstehende Premiere des über Jahre entwickelten und getesteten Müllsammelsystems im Pazifik bevorsteht (SR-Artikel über Ocean CleanUp). Auch oder insbesondere das fachliche Know-how innerhalb des CleanUp-Teams wird immer öfter unter Beweis gestellt und international geschätzt.

Todesfalle, nicht nur für Schildkröten – Plastiknetze bilden einen Großteil des pazifischen Müllstrudels © ocean cleanup
So veröffentlichten kürzlich mehrere wissenschaftliche Medien zeitgleich eine vielbeachtete Studie und Expertise, an der das Ocean CleanUp-Team maßgeblich mitwirkte (Evidence that the Great Pacific Garbage Patch is rapidly accumulating plastic, in „nature.com“).
Mit dieser Untersuchung (siehe Video oben) wird deutlich gemacht, wie viel größer als bisher angenommen das Problem der Vermüllung der Meere mit Plastikteilen ist. Am spektakulären Beispiel des riesigen Müllstrudels im Pazifik zwischen Hawaii und Kalifornien (Great Pacific Garbage Patch, GPGP) zeigen die Autoren der Forschungsstudie, wie notwendig eine sofortige Reaktion auf die unvorstellbaren Mengen an Plastik in den Meeren geworden ist.
Demnach wiegt der Plastikmüll im GPGP mehr als 80.000 Tonnen, so viel wie 500 Jumbo Jets – 4 bis 16 mal mehr als bisher angenommen (je nach Methode). Würde man die äußeren Zonen des Müllstrudels in die Berechnung mit einbeziehen, also dort, wo der Müll weniger kompakt treibt, komme man auf mindestens 100.000 Tonnen Gewicht.
Insgesamt wurden 1,8 Billionen Plastikteile über 5 cm Größe im GPGP vermutet – das entspricht 250 Plastikstücken für jeden Menschen auf der Welt.
Der GPGP erstreckt sich über eine Fläche von 1,6 Millionen Quadratkilometer, was ungefähr der dreifachen Fläche von Frankreich entspricht.
Bisher „falsche“ Netze benutzt?
Kunststoffe neigen dazu, durch Hitze und Sonneneinstrahlung in kleine Partikel, so genannte Mikrokunststoffe, zu zerfallen. In der Vergangenheit schätzten die Wissenschaftler die Größe des Great Pacific Garbage Patch, indem sie den Müll mit feinen Netzen – Netzen, die ursprünglich für den Fang von Plankton ausgelegt waren – einzusammeln versuchten..
Das war nicht nur mühsam, sondern auch ineffizient. Denn mit den Netzen gelang es nur selten, auch größere Müllteile wie Plastikflaschen oder Bojen zu sammeln, weil diese schlicht zur Seite gestoßen wurden. Wissenschaftler versuchten, diese größeren Gegenstände nach Augenmaß zu zählen, was aber nur ungenaue Ergebnisse nach sich zog. Zumal von vielen Plastikmüllstücken wie bei Eisbergen nur eine kleine Spitze aus dem Wasser ragte.
Vor drei Jahren entschied sich Ocean Cleanup für einen direkteren Ansatz. Die Organisation mietete Segel- und Motorboote, um an verschiedenen Stellen im gesamten GPGP-Gebiet mit unterschiedlich großen Netzen und variierenden Maschengrößen Müll einzusammeln.
Ocean CleanUp setzte außerdem Flugzeuge ein, die über einer Fläche von 160 Quadratkilometern Tausende Fotos schossen, um mit Hilfe mathematischer Hochrechnungen die Menge der großen Plastikteile besser berechnen zu können.
Macro-Müll unterschätzt
Mit der Ocean CleanUp-Methode wurde schnell klar, dass mehr als drei Viertel der GPGP-Masse aus Plastikteilen besteht die größer als 5 cm sind. Und mindestens 46 % bestanden aus Fischernetzen. Auf Mikrokunststoffe entfielen 8% der Gesamtmasse, aber 94% der geschätzten 1,8 Billionen Teile, die in diesem Gebiet treiben.
Nun könnte es erstaunen, dass ausgerechnet die Ocean CleanUp-Leute zu der Erkenntnis kommen, größere Plastikmüll-Teile würden als Anteil im Müll-Gesamtvolumen unterschätzt. Denn das bald eingesetzte Ocean Cleanup-Sammelverfahren mit verankerten Barrieren, in die Plastikmüll hinein treiben soll, wurde zuletzt häufig kritisiert, weil Mikro-Plastikmüll eben nicht aus dem Meer fischen kann. Doch der junge Boyan Slat stellt in Interviews oder auf seinen spannenden Video-Analysen immer wieder klar: Wir arbeiten daran, die Ozeane vom Müll zu befreien. Wir stehen zwar am Anfang und werden noch viele Hürden nehmen müssen, aber jedes aus dem Meer gefischte Stück Müll ist ein Sieg.“ Dem kann man nur zustimmen.
Wenn die Mengen stimmen würden, dann kämen auf 888m2 nur ein Teil größer als 5cm!!!!! Das halte ich für extrem zu niedrig angesetzt im GPGP! Da finde ich in der Nordsee mehr Teile auf vergleichbarer Fläche. Wer den Plastiksee mal gesehen hat kann diese Zahlen nicht glauben! Da muss viel viel mehr Material rum schwimmen!
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ich vermute, Du hast Dich verrechnet:
Die Angaben sind: 1,8 Billionen Teile auf 1,6 Millionen Quadratkilometer
entspricht: 1,8 Millionen Teile auf 1,6 Quadratkilometern
oder 1,8 Millionen Teile auf 1,6 Millionen Quadratmetern
entspricht: 1,8 Teile auf 1,6 Quadratmetern
entspricht 1,125 Teilen pro Quadratmetern.
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Hast recht ….. Schande auf mein Haupt. Ich nehme alles zurück?….nur wie ……kann meinen Eintrag nicht revidieren!
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