Jedes Boot braucht Wasser. Nicht nur, um darin zu schwimmen, sondern auch für die Crew. Das Trinkwassersystem an Bord wiederum braucht Aufmerksamkeit und Pflege.
Der Saisonstart ist eine gute Gelegenheit, das Trinkwassersystem unter die Lupe zu nehmen. Kleinkreuzer, die Flaschenwasser mitführen, sind in dieser Hinsicht ebenso fein raus wie Neubauten, deren Anlagen noch frei von Ablagerungen sind.
Doch auf allen anderen Booten sollte das Trinkwassersystem zum Anfang jeder Saison inspiziert und gereinigt werden. Das trifft insbesondere dann zu, wenn es sich um ein frisch erworbenes gebrauchtes Boot handelt. Das liegt an den Eigenschaften von Wasser.
Mikroorganismen im Trinkwasser
„Wo Wasser ist, ist Leben. Das gilt nicht nur für uns Menschen, sondern vor allem für Mikroorganismen“, sagt Diplombiologe Dr. Bruno Klisch von der Dr. Keddo GmbH, die Produkte für Trinkwassersysteme herstellt. Die Verhältnisse auf Sportbooten begünstigen die Vermehrung von Mikroorganismen.
Kleine Wassermengen drohen schnell umzukippen. „Bakterien können sich alle 20 Minuten teilen und ihre Anzahl damit exponentiell erhöhen“, warnt er. Es ist daher ratsam, oft nachzutanken, um die Mischung zu verdünnen.
Vorsicht beim Befüllen
Doch dabei ist Vorsicht geboten. Oft wird der feste Wasserschlauch des Hafens benutzt. Ein eigener Schlauch ist besser. Doch ein Eigner kann seine Wasseranlage auch selbst kontaminieren, indem er keine Handschuhe trägt.
„Man muss sich nur vorstellen,“ meint Dr. Klisch, „dass pro Quadratzentimeter Haut bis zu einer Million Bakterien vorkommen können. Bereits ab dieser einen Million Bakterien pro Quadratzentimeter pro Milliliter Flüssigkeit kann je nach Immunstatus des Menschen sehr schnell eine Infektion ausgelöst werden.“
Stagnationswasser bildet sich
Daher sollten Tanks mit großer Aufmerksamkeit befüllt werden. Doch ein voller Tank allein reicht nicht, um Probleme mit Bakterien zu verhindern. „Wenn wir das Wasser selber betrachten, ist es Trinkwasser, wenn es vom Wasserversorger an die Hausinstallation übergeben wird.
Sobald es jedoch länger als vier Stunden steht, ist es kein Trinkwasser mehr, sondern sogenanntes Stagnationswasser, welches Mikroorganismen und dergleichen die Chance bietet, sich zu vermehren“, sagt der Biologe.
Biofilm bildet Nährboden
Das ist auch der Grund, warum man Wasser laufen lassen sollte, bis frisches Wasser aus Schlauch oder Leitung tritt. Mikroorganismen vermehren sich nicht nur gerne, sie scheiden auch Sekrete aus.
„In Kombination mit bestimmten Feststoffen und Algen, die auch in feuchter Umgebung gedeihen, bildet sich ein sogenannter Biofilm“, erläutert Dr. Klisch. Dieser Biofilm entsteht auf der Innenseite von Tanks und Leitungen. Er stellt einen Nährboden für weiteres Wachstum und die Ansiedlung neue Mikroorganismen dar.
Reinigung mit Sauerstoff
Um diesen Biofilm immer wieder zurückzudrängen, sollten Trinkwassersysteme regelmäßig gereinigt werden. Die Firma Yachticon beispielsweise bietet zu diesem Zweck das Tankreinigungsmittel Pura Tank an.
Für schwerere Fälle gibt es den Wassertank Super Reiniger, erläutert Yachticon-Mitarbeiter Sven Münch. „Das ist ein Pulverkonzentrat mit hoch konzentriertem Sauerstoff. Er hat noch deutlich höhere Tiefenwirkung als Pura Tank und kann auch Bakterien bekämpfen.“
Konservierung mit Silberionen
Nach einer Tankreinigung hilft ein Konservierungsmittel, damit das Wasser an Bord seine Trinkwasserqualität behält. Yachticon war Anfang der 80er Jahre einer der ersten Hersteller, der Silber zu diesem Zweck einsetzte.
„Silber ist ein Biozid, das das Wachstum von Bakterienstämmen hemmt, ohne negative Auswirkungen auf uns Menschen zu haben“, sagt Sven Münch. Yachticon bietet zu diesem Zweck beispielsweise das Produkt Aqua Clean an, beim Mitbewerber Katadyn heißt das entsprechende Präparat Micropur.
Desinfektion mit Chlor
„In Nordeuropa kann man beruhigt Trinkwasser im Yachthafen bunkern, Aqua Clean hinzufügen und so die Qualität für mindestens sechs Monate erhalten“, meint Münch. Es kann jedoch nötig sein, das Wasser nicht nur zu konservieren, sondern auch zu desinfizieren.
Das kann zum Beispiel in Ländern vorkommen, in denen die Wasserqualität schlechter ist als in Nordeuropa. Dafür haben Katadyn, Yachticon und andere Anbieter Varianten auf Chlorbasis im Programm.
Kombination mit Filteranlage
„Chlor hat die Eigenschaft, Bakterienstämme sehr schnell und sehr gründlich abzutöten. Es wird in Südeuropa dem Trinkwasser ohnehin schon beigemischt. Die Gesundheit wird durch den Chlorzusatz nicht weiter beeinflusst. Er hat nur den Nachteil, dass er den Geschmack des Wassers verändert“, sagt Sven Münch.
Dagegen gibt es weitere Zusatzstoffe wie Micropur Antichlorine, die den Geschmack verbessern sollen. Yachticon empfiehlt als Alternative die Kombination mit einer festen Filteranlage.
Keramikfilter für Trinkwasserqualität
Katadyn beispielsweise stellt eine ganze Reihe von Filtersystemen zum Mitnehmen oder zum festen Einbau her. Beim festen Einbau an Bord kommt ein Filtergehäuse zum Einsatz, für das verschiedene Filterelemente erhältlich sind. Der Standardfilter ist ein Keramikfilter namens Ceradyn.
„Beim Keramikfilter haben wir eine Porengröße von 0,2 Mikron“, beschreibt Marcel Rickerich von Katadyn. „Da prallt das Bakterium auf die Keramik und bleibt draußen, während die Wassermoleküle durchgelassen werden. Der Filter macht Trinkwasserqualität.“
Kombination mit Aktivkohle
Trotzdem können Tanks und Leitungen ebenso wie ein Chlorzusatz dem Wasser einen gewissen Eigengeschmack verleihen. Dagegen bietet Katadyn das Filterelement Superdyn an. In den normalen Keramikfilter wird dann Aktivkohle integriert.
Aktivkohle funktioniert durch Anlagerung, das bedeutet, dass weitere Bestandteile des Wassers wie Chemikalien an der Oberfläche der Kohle hängenbleiben. So hält ein kombinierter Filter nicht nur Bakterien draußen, sondern verbessert auch den Geschmack des Wassers.
Regelmäßiger Austausch
Die Filterelemente haben eine begrenzte Lebensdauer. „Es lagern sich nicht nur Bakterien, sondern auch feinste Teilchen an, die mit der Zeit den Durchfluss behindern.
Diese Anlagerungen können mit Nassschleifpapier und Zahnbürste unter fließendem Wasser entfernt werden“, erläutert Marcel Rickerich. Doch dabei wird immer auch etwas von der Keramik entfernt. „Wenn man das regelmäßig macht, sieht das Element irgendwann aus wie ein abgegessener Apfel.“
Grundregeln der Hygiene
Katadyn liefert darum eine Lehre mit, die dabei hilft, den Verschleißgrad zu prüfen. So weiß der Eigner, wann es Zeit ist, das Element auszuwechseln. Auch hier ist eine regelmäßige Kontrolle hilfreich.
Um das Trinkwassersystem in unseren Breiten im Griff zu behalten, empfiehlt sich eine Kombination: regelmäßige Reinigung, Konservierung des Trinkwassers und Verwendung eines Filters. Alles hängt davon ab, ob die Grundregeln der Hygiene befolgt werden. Doch daran sollten sich inzwischen alle gewöhnt haben.
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„So einfach wie beim Gartenschlauch“
Was Eigner tun können, um ihr Trinkwassersystem für die Saison fit zu machen, erklärt Rainer Ebert von BAUHAUS NAUTIC.
SegelReporter: Wir haben im letzten Jahr einen großen Zuwachs im Markt der Gebrauchtboote gesehen. Wahrscheinlich haben viele Menschen Boote gekauft, die noch nicht genau wissen, was auf sie zukommt. Was bedeutet das im Hinblick auf die Trinkwasserversorgung an Bord?
Rainer Ebert: Boote sind heute mit vielen Systemen ausgestattet, die zu Hause selbstverständlich sind. Auf dem Boot muss aber manches anders betrachtet werden. Wir sind in Deutschland gewohnt, dass wir den Wasserhahn aufmachen und trinkbares Wasser fließt. Doch auf Booten gibt es in der Regel einen Tank, der das Wasser über längere Zeit hält. Darüber muss man sich Gedanken machen, damit man seine Gesundheit nicht gefährdet.
Gesetzt den Fall, jemand hat sich ein gebrauchtes Boot gekauft: Worauf sollte er sein Trinkwassersystem überprüfen?
Wenn ich zum ersten Mal durchs Boot gehe, kontrolliere ich alles, was da verbaut ist. Dann finde ich Schläuche, Pumpen und Leitungen, die Verbraucher und Tank verbinden. Beim Tank ist wichtig, dass er einen Absperrhahn hat – möglichst mit Kugelventil –, wenn Entnahme- oder Verbindungsleitungen am unteren Ende angeschlossen sind. So kann ich bei Undichtigkeiten oder Arbeiten am Wassersystem vermeiden, dass der Tankinhalt in die Bilge, bzw. der Tank leerläuft. Die Leitungen unterziehe ich einer Sichtprüfung, während die Wasserpumpe eingeschaltet ist, und schaue, ob ich Lecks entdecke. Schön ist es, wenn ich durchsichtige Schläuche finde und so sehe, ob diese verschmutz sind. Oft sind diese Schläuche aber nicht durchsichtig. Dann bleibt nur eine vorsorgliche Reinigung. Sinnvoll ist es auch, darauf zu achten, ob Edelstahl-Schlauchschellen verbaut sind, damit sie nicht über die Zeit verrosten. Es empfiehlt sich, diese immer mal wieder nachzuziehen.
Micropur Classic hält Wasser frei von Keimen, Algen und Gerüchen. Konserviert Trinkwasser mittels Silberionen bis zu sechs Monate. BAUHAUS: 25,95 Euro
Wozu raten Sie, wenn an der Anlage etwas ausgetauscht werden muss?
In einer idealen Welt hätte man überall Rohre, weil das auf Dauer deutlich stabiler ist. Das Problem ist, dass ich auf einem gebrauchten Boot meistens nicht den Platz habe, um nachträglich Rohre in den vorgegebenen starren Winkeln zu verlegen. Außerdem arbeitet das Boot in der Welle, somit auch die Rohre. Daher rate ich zur Verwendung von Schläuchen. Ganz wichtig ist dabei, dass man für Kalt- und Warmwasser die entsprechend spezifizierten Schläuche einsetzt. Außerdem muss der Schlauch lebensmittelecht und für den Druck der Pumpe ausgelegt sein. In unseren Fachcentren bieten wir diese deshalb in unterschiedlichen Varianten als Meterware an.
Wie kann man eine gebrauchte Trinkwasseranlage wieder säubern?
Ideal ist es, wenn ich den Tank auch mechanisch reinigen kann. Das geht, wenn der Tank eine Inspektionsöffnung hat. In kleineren Booten gibt es oft flexible Tanks, die kaum mechanisch zu reinigen sind.
Zusätzlich greife ich zu den entsprechenden chemischen Reinigern. Diese arbeiten in der Regel mit Zitronensäure oder Sauerstoff. Unter Umständen ist das Wasser so alt, dass das System komplett desinfiziert und entkalkt werden muss. Da kommen dann etwas schärfer dosierte Mittel zum Einsatz. Angegriffene Schläuche können auch ganz einfach ausgetauscht werden.Aqua Clean tötet Bakterien ohne Chlor. Für frisches und sicheres Trinkwasser zur Dauerfrischhaltung bis zu einem halben Jahr. BAUHAUS: 22,95 Euro
Wie hält man ein gereinigtes Trinkwassersystem am besten sauber?
Das beste Trinkwassersystem ist eins, das regelmäßig benutzt wird. Das ist auf Booten natürlich schwierig. Darum werden Konservierungsmittel eingesetzt, die das Wasser bis zu sechs Monate haltbar machen. Dabei ist darauf zu achten, dass ich immer entsprechend der nachgetankten Trinkwassermenge Konservierungsmittel zugebe, um die Wirkung zu erhalten.
Wie oft und wann sollte ein Trinkwassersystem an Bord generell gereinigt werden?
In der Regel einmal zum Saisonbeginn und einmal vor dem Einwintern.
Was für Möglichkeiten gibt es, das Trinkwasser nach der Reinigung frisch zu halten?
Wir haben Micropur und Aqua Clean im Angebot, die auf Silberionen basieren. Es handelt sich um sehr sparsame Konzentrate, die man unbedingt gemäß der Anleitung dosieren sollte. Alles, was irgendwelche Bakterien unterdrücken soll, wird bei dauerhaft zu hoher Dosierung auch schädlich.
Es gibt auch Produkte mit Chlor. Das bietet langfristig die beste Konservierung, nur bringt es den typischen Geschmack mit sich.
Am Wichtigsten ist es, von vornherein darauf zu achten, was in den Tank kommt.Inwiefern?
In vielen Marinas gibt es explizit „Industriewasser“ und „Trinkwasser“.
Deshalb ist darauf zu achten, dass tatsächlich nur Trinkwasser in die Tanks kommt. Um da auf Nummer sicher zu gehen, insbesondere wenn ich mit meinem Boot in Länder reise, wo die Trinkwasserverordnung nicht so scharf verfolgt wird wie in Deutschland, gibt es Filter zum Vorschalten. Alle Filter müssen nach einer gewissen Durchflussmenge ersetzt werden, meist 5000 bis 10000 Liter. Der Nachteil bei Inlinefiltern ist, dass das komplette Plastikteil entsorgt werden muss. Bei Wechselpatronen kann man das Gehäuse über Jahre oder Jahrzehnte verwenden, man braucht nur die Patronen auszuwechseln.Wasserfilter halten Sedimente und andere Verunreinigungen zurück. Bei Einbausets wie diesem können die Kartuschen gewechselt werden. BAUHAUS: 59,99 Euro
Solche Filter gibt es bei BAUHAUS NAUTIC auch für den Einbau unter Deck?
Ja, die kann man zwischen Tank und Verbraucher einbauen. Sie werden mit einer Halterung an der Bordwand oder am Schott befestigt. So kann man schon für unter 60 Euro sicherstellen, dass man sauberes Trinkwasser hat.
Wie schwierig ist es, sowas nachzurüsten?
Überhaupt nicht. Ich brauche nur einen geeigneten Platz zum Einbau des Filters und bringe den Schlauch auf beiden Seiten an. Schlauch und Schellen gibt es in den gängigen Größen, in der Regel zehn oder dreizehn Millimeter. Das ist so einfach, wie einen Gartenschlauch zusammenzusetzen.
Im Trinkwassersystem empfehlen sich rostfreie Edelstahl-Schlauchschellen. Es sollte darauf geachtet werden, sie dann und wann nachzuziehen. BAUHAUS: ab 1,55 Euro
Wo bekommt man das nötige Material?
Am besten in einem Fachmarkt wie BAUHAUS NAUTIC. Dort erhalten Kunden kompetente Beratung und der Vorteil liegt darin, dass er hier alles an einem Ort findet. Wenn der Schraubendreher fehlt oder die passende Schlauchschelle noch gebraucht wird, sind sie nicht mehr als ein paar Schritte entfernt.
Wie funktioniert das unter den Covid-19 geschuldeten Bedingungen?
Die NAUTIC gibt es in Deutschland in über 50 und europaweit mit über 115 BAUHAUS Fachcentren. Je nach regionaler Lage und Inzidenzwert sind diese entweder für Kunden geöffnet oder sie bieten die Möglichkeit, Ware online zu reservieren und später kontaktlos abzuholen. Eine Übersicht der Fachcentren mit NAUTIC in der Nähe gibt es online unter bauhaus.info.
Und wenn es kein BAUHAUS NAUTIC in der Nähe gibt?
Man kann die Produkte auch bei uns im Onlineshop bestellen, dann werden sie bequem nach Hause geschickt. Weitere Informationen: bauhaus.info
Step by Step selbst gemacht: Im BAUHAUS Ratgeber auf bauhaus.info/ratgeber wird unter anderem erklärt, wie Sie ganz einfach selbst eine Frischwasseranlage installieren.
Zur Person:
Rainer Ebert ist verantwortlich für Einkauf und Marketing NAUTIC bei BAUHAUS. In seiner Freizeit ist er regelmäßig mit dem Motorboot auf dem Rhein unterwegs. Im Urlaub segelt er vorwiegend mit Fahrten-Katamaranen im Mittelmeer oder der Karibik.
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