Science Fiction? Roboterboote in Amsterdam – erster Prototyp angekündigt

Roboats in den Grachten

Zukunft, Roboat, autonom, Motorboot

I Roboat © AMS

Ein US-amerikanisches/niederländisches Konsortium entwickelt eine Flotte autonom agierender „Roboats“. Erster Einsatzort für Prototypen im „Venedig des Nordens“.

Segler wissen es längst: Der Projektname „Roboats“ ist geklaut. Denn schon seit 2006 segelt ein Roboter-Segelboot unter dem gleichen Namen als wissenschaftliche Studie „ohne menschliches Zutun“ (Website) über die Gewässer. Das österreichische Team hinter dem segelnden Roboter ist mit dem Boot bereits mehrfacher Weltmeister im Robotersegeln geworden.

Zukunft, Roboat, autonom, Motorboot

Was auf den ersten Blick ganz „normal“ aussieht, erzeugt beim zweiten Erstaunen: Die Boote fahren „wie von selbst“ © AMS

Was nun die Amerikaner und Niederländer mit ihrem Projekt gleichen Namens vorhaben, ist im Prinzip ähnlich, erspart sich aber den relativ schwer umzusetzenden Part des Segelns. Das neue, in der Konzeption kürzlich vorgestellte Roboterboot soll autonom Personen und Güter über die Wasserstraßen Amsterdams transportieren. Die Boote sollen mit „sauberen Elektromotoren“ angetrieben werden, wie das federführende AMS (Amsterdam Institute for Advanced Metropolitain Solutions) mitteilte.

Neben dem Transport auf Wasserstraßen und Kanälen sollen die autonom agierenden, mehr an Flöße und Pontons erinnernden Boote auch als „dynamische Infrastrukturmaßnahme“ eingesetzt werden. So können beispielsweise mobile Brücken oder Anlegestege nach bestem militärischem „Pionier-Vorbild“ in kurzer Zeit „selbständig“ zum Einsatz kommen.

An dem 25-Millionen-Euro-Projekt beteiligen sich über einen Zeitraum von fünf Jahren das berühmte Massachusetts Institute of Technology (MIT) mit Know-how und 20 Millionen Euro sowie die technische Universität Delft, die Uni Wageningen und das erwähnte AMS.

Bereits im kommenden Jahr sollen die ersten Prototypen ihr Können auf den Grachten von Amsterdam zeigen.

Infrastrukturelle Maßnahme

Die beteiligten Forscher versprechen sich von dem Projekt vor allem zukunftsweisende Erkenntnisse für die Infrastruktur in Schwellenländern und den Metropolen auf der ganzen Welt. Ein hoher Anteil aller Großstädte liege an Wasserstraßen und Kanälen, wird das AMS weiter zitiert. Die standen früher im Mittelpunkt der Infrastruktur und hatten beispielsweise als Transportwege hohe Bedeutung, werden heute aber oft nur noch für touristische Zwecke genutzt.

Zudem seien weitere Einsatzmöglichkeiten denkbar: Die autonomen „Roboats“ können etwa über Sensoren wichtige Daten zur Vermeidung von Lärmbelästigung und zur Verbesserung der Wasserqualität sammeln. Treibender Müll könnte mit den Roboats „eingesammelt“ werden und durch häufige Wasserprobenentnahmen sogar Epidemien buchstäblich im Keim erstickt werden.

Zukunft, Roboat, autonom, Motorboot

Ein Ponton, der sich selbst zusammenbaut © AMS

Logische Fortführung

Alle Beteiligten sind sich einig, dass Amsterdam, dessen Fläche immerhin zu 25 % aus Wasserstraßen, Kanälen und kleinen Seen besteht, der geeignete Ort für die Inbetriebnahme der autonomen Roboter ist.

In Zeiten, da selbst autonom fahrende Roboterautos und –lastwagen kaum noch jemand „hinterm Ofen vorlocken“, sind die „Roboats“ eigentlich nur noch die logische Fortführung dieser „Vision“ von den Maschinen, die uns und unsere Güter durch die Landschaften kutschieren sollen.

Wie weit sich Amsterdam unter sicherheitsrelevanten Aspekten tatsächlich für einen Ersteinsatz der Roboats eignet, sei allerdings dahingestellt. Denn die Grachten im „Venedig des Nordens“ gelten verkehrstechnisch als extrem überlastet. Und für viele kommerzielle und private Motorbootfahrer und Segler (die dann meistens auch unter Motor) wären diese, in ihrem „Verhalten“ schlecht einzuschätzenden Roboats, nichts anderes als unberechenbare Hindernisse.

Ein Aspekt, der sich nahtlos in die derzeit schwelende Diskussion rund um das Für und Wider von Roboterautomobilen einfügt. Zum Glück baut Tesla (noch) keine Roboter-Motorboote…

Zukunft, Roboat, autonom, Motorboot

Wenn das Postboot drei Mal klingelt © AMS

Michael Kunst

Näheres zu miku findest Du hier

1 Kommentare zu „Science Fiction? Roboterboote in Amsterdam – erster Prototyp angekündigt“

  1. Felix sagt:

    Ohne die unqualifizierte Anmerkung zu Tesler ein echt lesbarer Artikel!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert