SegelReporter Podcast: Sonderfolge „Bayesian“-Untergang – Waren die Luken wirklich offen?

Was wir wissen und was nicht

Es gibt viele Spekulationen zum tragischen Schiffsunglück der gesunkenen 56-Meter-Yacht „Bayesian“. Die Nachrichtenlage ist undurchsichtig, teilweise durch Boulevardmedien stark angereichert oder verwässert.

Waren die Luken offen? Wie war das Wetter? Wurden Fehler gemacht? Was wissen wir wirklich?

Es gibt viele Spekulationen zum tragischen Schiffsunglück der gesunkenen 56-Meter-Yacht „Bayesian“. Die Nachrichtenlage ist undurchsichtig, teilweise durch Boulevardmedien stark angereichert oder verwässert.

Was stimmt? Was nicht? Eine Sonderfolge

8 Antworten zu „SegelReporter Podcast: Sonderfolge „Bayesian“-Untergang – Waren die Luken wirklich offen?“

  1. Quirin Anders

    sagt:

    Als erfahrener Segler, der mit seiner nur 14 m langen Segelyacht selbst einmal in einen Minitornado geraten ist, der sich unmittelbar über dem Schiff gebildet hatte, und der dieses Abenteuer ohne nennenswerten Schaden überstanden hat, habe ich mal die online verfügbaren Daten recherchiert und ausgewertet. Das Ergebnis ist erschreckend und eindeutig: Der Hubkiel war im Unglückszeitpunkt unverständlicher Weise weit hochgezogen.
    Laut technischen Daten hatte die Yacht einen maximalen Tiefgang von über 9 m.
    Die automatische technische Aufzeichnung wichtiger Schiffsdaten bei Vesselfinder weist aus, dass der Tiefgang bei der letzten Datenübermittlung, also direkt vor dem Untergang, nur bei 3,8 m lag, also einem Bruchteil des Sollwerts.
    Wenn dann der (vorhergesagte!) stürmischenoder noch stärkere Wind von der Seite auf die Yacht trifft, ist es nicht verwunderlich , dass die Yacht sich auf die Seite legt. Und wenn dann auch noch durch offene Luken Wasser eindringen kann, ist der GAU vorhersehbar.
    Ein Hubkiel hat aus Sicherheitsgründen immer möglichst tief unten zu sein, um die maximale Stabilität der Yacht zu gewährleisten. Das ist doch gerade Sinn eines Kiels. Einzig, um in einen für den normalen Tiefgang zu flachen Hafen einzulaufen, darf ein verantwortungsbewusster Schiffsführer den Hubmechanismus nutzen, und bei stürmischen Wetter eben erst unmittelbar vor dem Einlaufen.
    Eine Rechtfertigung, den Hubkiel aufzuholen, gab es auf dem Ankerplatz mit etwa 50m Wassertiefe nicht.
    In der Haut des Kapitäns der Bayesan möchte ich nicht stecken.

  2. lasse

    sagt:

    Wenn ich nciht erwarte, dass das schiff kntern könnte und innerhalb von wenigen Minuten sinkt, scheint mir das Gäste an Deck holen eine völlig abwegige Maßnahme. Denn bei solchen Bedingungen besteht in der Regel an Deck eine wesentlich größere Gefahr durch über über board gehen oder von irgendwelchen Gegenständen getroffen werden.

    Was die anderen Maßnahmen betrifft, wissen wir einfach nciht ob oder was die Crew getan oder nciht getan hat. Insofern scheint es mir sehr früh dem Kapitän Vorwürfe zu machen. (In einem Kommentar zum anderen Artikel hatten Sie im übrigen bestritten, dass es überhaupt einen hubkiel gibt)

    4
    2
    1. Volker König

      sagt:

      Es gibt weiterhin seriöse Argumente dafür dass BAYESIAN ein ausfahrbares Centreboard aus dem ca.5,00m tiefen Kiel hatte. ZB. Aussagen eines Crewmitgliedes eines Schwesterschiffes und Fotos von BAYESIAN an Land vor dem Stapellauf. Ob Centreboard drin oder draussen ist für das Kentern und anschliessende Sinken also (fast) unerheblich.
      Ich sage fast, weil ich mir vorstellen kann, dass das ausgefahren Centrebord eine momentane, zusätzliche Stabilität gegen schlagartiges Krängen bewirken würde.
      Gebe Ihnen recht, dass man die Gäste nicht im offenen Cockpit sondern mit angelegten Schwimmwesten im Salon hätte versammeln müssen. Dafür gibt es ausgefeilte Sicherheitsprozeduren an Bord einer solchen Yacht.
      Aber auf keinen Fall tief im Unterschiff in den Kabinen. Sie müssen sich nur mal vorstellen was es bedeutet aufzuwachen und plötzlich ist Ihre Welt auf den Kopf gestellt, die Kabinentür an der Decke 2,50 darüber. Wasser stürzt die enge Treppe runter…..
      Im Salon versammelt hätten sie genau wie die Crew überlebt.

      1. Volker König

        sagt:

        @ lasse. sorry, dann haben Sie Sicherheit auf See und die Verantwortung eines Skippers dafür noch nicht verstanden.

  3. Anonym

    sagt:

    Der gesamte Ballast befindet sich im festen Stummelkiel. Im Stummelkiel integriert ist ein Klappschwert. Tiefgang damit variabel von 4,5 m bis 10 m. Das Klappschwert wird nur ausnahmsweise bei hartem Amwindkurs ausgefahren. Die Stabilität unter allen Bedingungen wurde mit Klappschwert eingefahren gerechnet.

    Geankert wird grundsätzlich mit Klappschwert eingefahren: Bei plötzlichen Winddrehern soll das Schiff wegschwojen. Der Wasserwiderstand des ausgefahrenen Schwerts würde das erschweren und zu mehr Krängung führen.

    Damit ein Schiff dieses Volumens so schnell sinkt, müssen enorme Wassermassen kurzfristig eindringen. Die bisher schönste Spekulation: die großen seitlichen Verglasungen sind gegen Druck von außen gesichert. Die Wasserhose erzeugte jedoch Unterdruck, die fetten Glasscheiben flogen raus, damit entstand die nötige große Öffnung um beim Kentern großflächig volllaufen zu können.

  4. PL_lukas.unertl

    sagt:

    Danke für die guten und sachlichen Updates.

  5. Gregor H

    sagt:

    Sehr unaufgeregter, sachlicher Beitrag ohne Hypothesen. Danke dafür.

    1. Volker König

      sagt:

      Kachelmann: immerhin berichtet er, dass die Gewittersturmzellen auf den Wetterapps eindeutig lange vorher erkennbar waren( Anmerkung von mir: alle Alarmglocken müssen doch auf Emfang sein, nachdem das westliche Mittelmeer seit Tagen verrückt spielt- siehe Balearen). Er berichtet weiter, dass der Gewittersturm um 2.45 über Palermo war. Um 3.00 erkannte der Skipper der SIR ROBERT B das heraufziehende Unwetter und bereitete sein Schiff auf den Sturm vor.
      Um ca. 4.00 kenterte u. sank die BAYESIAN. Und der Skipper sagt sie hätten den Sturm nicht kommen sehen. Die illustren Gäste tief im Schlaf unter Deck.
      Gute Seemannschaft wäre gewesen:
      – Schiff optimal für den Sturm vorbereitet. ( engine running, Kiel unten, alle Luken, Türen, Tore verrammelt, Rollsegel auf Fixierung kontrolliert, evtl. befreien vom Anker)
      – Gäste mit angelegten Schwimmwesten a. Deck im Cockpit. versammelt( auch wenn das den Skipper vermutlich den Job gekostet hätte wenn der Tycoon überlebt hätte).
      Genau das sagt übrigens auch der CEO der Bauwerft.“ Sicherheitsintruktionen sind nicht eingehalten worden“

      7
      10

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert