Der 18. Seglertag des Segler-Verbandes Mecklenburg-Vorpommern im Ostseebad Dierhagen war geprägt von Harmonie, nahezu einstimmigen Wahlen – aber vor allem von einem geschärften Blick für die Herausforderungen der Zukunft.
Nach kurzen Begrüßungsworten von Norbert Boldt, dem Vorsitzenden des ausrichtenden Vereins Segel-Club Ribnitz, versprach Andreas Bluhm, Präsident des Landessportbundes Mecklenburg-Vorpommern, in seinen Grußworten, sich bei aller Förderung durch die Politik auch künftig für die Autonomie des Sports einzusetzen. „Mit einem Mitgliederwachstum von 7.900 im Jahr 2016 auf 8.859 in diesem Jahr stärkt der SVMV die Position gegenüber der Politik“, so Blum. Andreas Löwe, Vizepräsident mit dem Geschäftsbereich Umwelt und Recht im Deutscher Segler-Verband, wies in seinen Grußworten auf die zahlreichen aktuellen Herausforderungen für die Wassersportler hin – von der Besteuerung der Liegeplatz-Umsätze über Wasserpachten bis hin zum Naturpark Ostsee. Segelsport in freier Natur sei wichtig, und Segelsport und Naturschutz widersprächen sich nicht, mahnte Löwe. „Wir müssen die unorganisierten Wassersportler einfangen und die Jugend für unseren Sport begeistern.“
Bodo Bartmann (YC Wismar), seit 2003 SVMV-Vorsitzender, erwies sich einmal mehr als erfahrener Sitzungsleiter. Und mit 107 Stimmen wählten die Delegierten aus 33 Vereinen den 67-Jährigen einstimmig für weitere vier Jahre zum Vorsitzenden des siebenköpfigen SVMV-Vorstandes. Barthmann, Wettfahrtleiter, Schiedsrichter, aktiver Segler und seit 2018 auch Vorsitzender des Seglerrates des Deutschen Segler-Verbandes, wird auf Landesebene auch künftig unterstützt von Torsten Haverland. Der Geschäftsführer des Landessportverbandes und Vorsitzende des Schweriner Yachtclubs wurde einstimmig für vier weitere Jahre im Amt des stellvertretenden SVMV-Vorsitzenden für den Bereich Leistungssport bestätigt.
Die weiteren Wahlergebnisse: Obmann für Umweltschutz und Raumordnung: Steffen Westerkamp (Röbeler SV), einstimmig; Obmann für Öffentlichkeitsarbeit: Peter Hermann (Akademischer Segelverein Warnemünde), Wiederwahl mit 56 Stimmen – es war die einzige Position, für die es einen Gegenkandidaten gab: Rasho Janew (Schweriner Segler-Verein) erhielt 49 Stimmen; Ehrenrat: Walter Gruss (YC Stralsund) und Heike Ahrent (Warener Segler-Verein), einstimmig; Kassenprüfer: Gisbert Knorr (Rostocker YC), einstimmig. Im Amt bestätigt wurde Anja Hochbaum (Schweriner YC), die auf dem SVMV-Jugendseglertag im Januar zur neuen Jugendobfrau gewählt worden war und damit die Nachfolge antritt von Uwe Ochmann, der nach zwölf Jahren als Landesjugendobmann satzungsgemäß nicht mehr zur Wahl stand.
Die Herausforderungen und Anforderungen an den Segelsport werden immer komplexer, betonte Bodo Bartmann in seinem Bericht. Das wiederum erfordere immer größere Kraftanstrengungen aller Beteiligten, um zielgerichtet Projekte im Jugend- und Leistungsbereich sowie im Breitensport angemessen fördern und unterstützen zu können, so der SVMV-Vorsitzende. In diesem Zusammenhang bedankte er sich für die Unterstützung bei den Ehrenamtlichen, Trainern, der Sportkoordinatorin sowie den Förderern und Sponsoren Glashäger Brunnen GmbH (bis 2021), Ostseesparkasse Rostock und Provinzial Versicherung.
In seinem schriftlich vorgelegten Bericht wies Bartmann auch darauf hin, dass viele Herausforderungen nicht lokal oder regional gelöst werden könnten. „Daher werden wir auch in Zukunft unsere traditionell gute Zusammenarbeit mit den Landesseglerverbänden Hamburg, Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein pflegen und intensivieren.“
Auch in den vergangenen Jahren hat das Land Mecklenburg-Vorpommern über den Landessportbund wieder erhebliche finanzielle Mittel für die Entwicklung der Sportinfrastruktur und Sportförderung bereitgestellt. Viele SVMV-Vereine konnten im Berichtszeitraum ihre Sportstätten mit einem erheblichen finanziellen und materiellen Aufwand sowie mithilfe unzähliger freiwilliger Arbeitsstunden ihrer Mitglieder verbessern. „Durch den Landessportbund MV wurden dafür in den Jahren 2021 und 2022 erneut nichtrückzahlbare Fördermittel in Höhe von 208.000 Euro an unsere Mitgliedsvereine vergeben“, berichtete Bartmann. Die Möglichkeit der Inanspruchnahme von Baufördermitteln über den Landessportbund zur Verbesserung der sportlichen Infrastruktur gibt es seit 1992. „Unsere Mitgliedsvereine haben seither Investitionen in Höhe von insgesamt rund 14 Millionen Euro getätigt. In diesem Gesamtbetrag ist die Summe in Höhe von rund 6,2 Millionen Euro an nichtrückzahlbaren Fördermitteln enthalten“, würdigte der alte und neue SVMV-Vorsitzende die Unterstützung durch den LSV.
Auch blickte Bartmann in seinem Bericht über die Landesgrenzen hinweg Richtung Deutscher Segler-Verband. Im Seglerrat des DSV hat Bartmann, dessen Vorsitzender er seit 2018 ist, jetzt Verstärkung aus dem eigenen Bundesland bekommen. In das Gremium gewählt wurden Steffen Westerkamp (Röbel) und Jörn Etzold (Warnemünde). Bartmann rief die SVMV-Vereine auf, daran zu arbeiten, den Segelsport durch attraktive Veranstaltungen der Bevölkerung näher zu bringen und nannte als gutes Beispiel dafür die von der DSV-Jugend initiierte Roadshow. Zugleich forderte er die Mitgliedsvereine auf, mit möglichst vielen Stimmen beim DSV-Seglertag vom 24. bis 25. November in Bremen von ihrem Mitbestimmungsrecht Gebrauch zu machen.
Torsten Haverland, SVMV-Vizepräsident Leistungssport, wies in seinem Bericht auf zahlreiche Erfolge von Aktiven aus dem Landesverband hin. Von der Nachwuchsklasse 29er bis zum Drachen, vom Cadet bis zum ORC-Seesegeln, von der OK-Jolle und dem 505er bis zu den Olympischen Klassen 470er, 49erFX und 49er reichte die Liste der Klassen, in denen die SVMV-Seglerinnen und -Segler Medaillen und Top-Ten-Ergebnisse gesammelt haben. Grundlage für diese Erfolge sei eine solide Struktur mit sechs Trainern, so Haverland. Als einer der wenigen Fachverbände innerhalb des LSB bildet der SVMV seit vielen Jahren seine Fachübungsleiter, Trainer, Wettfahrtleiter und Schiedsrichter in Eigenregie aus. Insgesamt 14.400 Euro Fördermittel für 33 Aktive und 15 Vereine im Jahr 2021und 10.600 für 33 Aktive im Jahr 2022 umfasste die Liste der Fördermittel aus der Leistungssportumlage.
Besonders dicke Bretter müssen im Bereich Umweltschutz und Raumordnung gebohrt werden, berichtete Steffen Westerkamp, für diesen Bereich zuständiger Obmann im Landesverband. Doch es gebe auch Meldungen über eine verbesserte Zusammenarbeit mit Umweltschützern und Behörden. Ein Erfolg sei der Ausbau des Schutzhafens Prerow. Dort entstehen 33 Liegeplätze für schutzsuchende Boote. Damit ist der Darßer Ort Ende des Jahres Geschichte. Auch greife jetzt der Masterplan Freizeitschifffahrt, so Westerkamp weiter. Schleusen würden in Rekordzeiten instandgesetzt, und es komme zu spürbaren Verbesserungen der Infrastruktur und wassertechnischer Anlagen. „Begleitet werden die Instandsetzungen durch digitale Dienste. Dort entsteht eine Plattform, auf der Schleusenbetriebszeiten, Wasserstandsinformationen und der Stand der Infrastruktur abgefragt werden können“, berichtete der Umweltobmann.
Ein weiteres Problem sei es, die nicht im Verband organisierten Wassersportler einzufangen, so Westerkamp. Neben den Themen FFH-Gebiete und der freiwilligen Vereinbarung „Naturschutz, Wassersport und Angeln“ in der Wismarer Bucht stehe das Thema Windparks vor der Küste im Blickpunkt. Nördlich von Rügen sind die Fundamente im Windpark Arkadis gesetzt, und auch westlich von Warnemünde sind Flächenpläne ausgelegt.
„Breitensport im Verein ist Sport für alle“, erklärte Jörn Etzold, SVMV-Vizepräsident Breitensport, in seinem Bericht. Der SVMV sei einer der mitgliederstärksten Verbände im LSB Mecklenburg-Vorpommern, und allein im Bereich Fahrtensegeln würden Aspekte von körperlicher Ertüchtigung über Geselligkeit bis zur Förderung von sozialen Kontakten gefördert. Besonderes Augenmerk legte der Leiter der Sportschule Warnemünde auf das Thema Zukunft: Segeln für Kids, Kooperationen von Schule und Verein sowie Fahrtensegeln mit Handicap (Inklusion) seien Projekte, denen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden müsse. Im Anschluss gratulierte er den Siegerinnen und Siegern des Fahrten-Wettbewerbes 2021: SC Wolgast (bester Verein See), Hans Joachim Hensel (ASVzR/bester Segler See), Clara Poppe (ASVzR/beste Seglerin See und Nachwuchsseglerin), SV Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin (bester Verein Binnen), Friedrich Beckmann (SVTh Schwerin/bester Segler Binnen), Angelika Hergt (SVTh Schwerin/beste Seglerin Binnen), Malea & Nele Hochbam (SVTh Schwerin/ bester Nachwuchs).
Mit einigen Zahlen machte der ausgeschiedene Jugendobmann Uwe Ochmann die Lage im Bereich Nachwuchs deutlich: 84 Vereine mit 1.118 Jugendlichen und Kindern sind im SVMV organisiert. 42 Vereine haben weniger als zehn Jugendliche in ihren Reihen, 21 Vereine haben gar keine jugendlichen Mitglieder. Hier gelte es, Hilfestellung zu liefern. „Hier hilft vor allem auch Zusammenarbeit zwischen den Vereinen. Ein gutes Beispiel ist die Region um Usedom, Rügen oder Waren an der Müritz. Hier kam es zur Wiederauferstehung der aktiven Kinder- und Jugendarbeit“, so Ochmann.
Einen soliden Haushaltsplan für 2023 und 2024 legte Schatzmeisterin Felicitas Vorbeck vor. Die größten Einnahmen und Ausgaben liegen im Bereich Jugendleistungssport. Erhöht wurde die Ausgabenplanung im Bereich Ausbildung. Die vor zwei Jahren beschlossene Beitragserhöhung und der höhere Eigenanteil der Sportler sichern die Zukunftspläne finanziell ab. Und so plant Felicitas Vorbeck nach zwei Jahren mit je rund 10.000 Euro Überschuss mit einem ausgeglichenen Haushalt.
Der SVMV-Seglertag 2025 findet in Warnmünde statt. Der Vorsitzende des Akademischen Segelvereins Warnemünde, Torsten Hübner, hatte den entsprechenden Antrag gestellt.
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