Nach dem tödlichen Sturz auf der „Gorch Fock“ sprach SR mit dem Segler und Autor Jan von der Bank. 1987 leistete er selber Dienst der „Gorch Fock“ und schreibt zufällig an einem Roman auf dem Schulschiff.
Nach dem tödlichen Sturz auf der „Gorch Fock“ sprach SR mit dem Segler und Autor Jan von der Bank. 1987 leistete er selber Dienst der „Gorch Fock“ und schreibt zufällig an einem Roman auf dem Schulschiff.
Kommentare
29 Antworten zu „SR-Interview: “Gorch Fock”-Thriller Autor und ex Rekrut Jan von der Bank“
sagt:
@ Backe: Zugegeben ist es natürlich nicht ohne weiteres möglich, vor der Bewerbung zum Offz- Anwärter abzuschätzen, ob man den Anforderungen des Aufenterns gewachsen ist; insofern stimme ich Dir zu.
Zum Thema „Pamir“ denke ich, daß Kapitäne wie Ballehr und Lehmberg durchaus besser in der Lage waren die Situation zu beurteilen, in denen sich der (neue) Kapitän der „Pamir“ seinerzeit befand als dem Seeamtsvorsitzenden Luhmann. Die Voreingenommenheit des Seeamtes zeigt sich nicht zuletzt in den seinerzeitigen Sprüchen, in denen das Seeamt deutlich machte, daß sie der Schiffsführung den Untergang ( nach Meinung des Seeamtes vermeidbar ) der „Pamir“ anlastete. Fakt ist, daß ein Seeamt keine juristische Instanz ist, der es erlaubt ist, einen Schuldspruch zu fällen, wobei das Seeamt Lübeck nicht nur genau das getan hat, sondern auch der Familie des Kapitäns und der Reederei Zerssen & Co jede Möglichkeit einer Revision vorenthielt.
„Pamir“ und „Passat“ besaßen die höchste Klasse des Germ. Lloyd, Gerste wurde in den Ballasttanks üblicherweise gefahren ( diese waren laut Howaldtswerken auch für genau diese Verwendung ausgelegt!! ), die Segelführung entsprach gängiger Praxis und di Beibehaltung des Nordkurses war die einzig richtige Handlungsweise, da sich das Schiff beim Beidrehen oder Lenzen zuletzt auf dem falschen Bug direkt auf der Bahn des Hurrikansd befunden hätte, dessen Viertel ( fahrbares bzw. nichtfahrbares ) auch noch nicht der gängigen Orkankunde entsprachen wie auch seine unübliche Bahn…
Aber dieser Streit schwelt seit über 50 Jahren und ändert an der Konsequenz nichts… das Schiff ist gesunken.
Dennoch hoffe ich, daß der Verteidigungsminister die „Gorch Fock“ jetzt nicht stillegt, denn das wäre genau das falsche Signal.
sagt:
Offiziersanwärter hochzujagen, sie körperlich und geistig an ihre Grenzen zu bringen: Das hat durchaus seine Berechtigung.
Denn sie müssen im Ernstfall wissen, wie sowas ist, wenn sie jemanden in Lebensgefahr bringen müssen (bspw im Kriegsfall).
Und da ist ein Vorgesetzter, der weiß, wo die Grenzen eines Menschen liegen, weitaus besser als ein Schreibtischoffzier, der alles nur theoretisch gelernt hat und jetzt plötzlich unsinnige oder unmögliche Sachen einfordert.
Ich erinnere mich an einen Uffz damals, ein Schleifer vor dem Herrn. Aber er konnte (und tat) alles das, was er von uns verlangte, auch selber. Im Ernstfall hätten wir ihm eher getraut als jedem Offizier.
Nicht die tödlichen Unfälle auf der GF sind das Problem. Das Problem sind anscheinend eher die „wir müssen nehmen, wen wir kriegen können, egal ob er geeignet ist oder nicht“-Zustände sowie eklatante Führungsmängel.
sagt:
Hi Zero,
du lieferst da einen ziemlich fatalen Widerspruch in sich… Vorne sagst du, Vorgesetzte müssen für den Ernstfall wissen, wie das ist, jemanden an seine Grenzen zu bringen.
Aber die Vorgesetzen auf der GF haben ja gerade bewiesen, dass sie eben NICHT wissen, wo die Grenzen ihrer Untergebenen sind. Sonst wären nicht auf der GF in den letzten Jahren 6 Kadetten zu Tode gekommen.
Auf keinem anderen Marineschiff hat es in friedlicher Verwendung so viele Tote zu beklagen gegeben. Auf keinem deutschen und auch auf keinem einer anderen Nation.
sagt:
Es ist eigentlich kein Widerspruch, sondern eine Diskrepanz zwischen SOLL und IST.
Es sind anscheinend schlechte Vorgesetzte.
sagt:
[…] unterwegs ist, geht das Thema auch an den Segelmedien nicht vorbei. Für unsere Kollegen von segelreporter.com hat sich Jan von der Bank, der seinerzeit selbst Rekrut auf der Gorch Fock war, zu dem Thema […]
sagt:
@Birdy: Ach ja, die Weckrufe: „Eine Hand am Sack, eine Hand am Socken, Seemann bleib noch liegen, das war erst das Locken.“ 5 Minuten später: „Reise, Reise, AUFSTEHN!“ Total sexistisch, oder?
sagt:
Vorweg: Sorry für die Länge des Beitrags. Vielleicht wirft ein Blick von innen ein kleines neues Licht auf ein altes Problem.
Ich war 1981 als Wehrpflichtiger bei einer Mittelmeerreise der Gorch Fock 4 Monate lang in der Segelcrew. Das Segelschulschiff fuhr zu Windjammertreffs und lief verschiedene Häfen an, um dort in erster Linie zu repräsentieren. Da es für diese Reisen nie genug Offiziersanwärter gab, mussten normale Soldaten aushelfen. Wir wurden nie gezwungen, in die Masten zu klettern, auch nicht indirekt durch Gruppenzwang. Es hieß ganz klar: Wenn du nicht willst, dann brauchst du nicht. Es gab genug Arbeit auf Deck.
Ich wollte natürlich nach ganz oben, und da hat Jan Recht, das war himmlisch. Da hatte man seine Ruhe. Aber ich bin auch mal beim Aufentern mit dem Fuß abgerutscht und hatte Glück, dass ich mit beiden Händen die Wanten fest gegriffen hatte. Wir waren damals (Jan hat es schon erwähnt) durch einen Strick gesichert, den wir uns per Palstek um den Bauch geknotet hatten und dessen Karabiner auf der Rah in eine Eisenstange eingepickt wurde. Immer, wenn man den Karabiner abnehmen musste, um zum Beispiel zum Mast zu steigen, war es gefährlich. Und während des Auf- und Abenterns in den Wanten konnte man sich überhaupt nicht sichern.
Im Gegensatz zu Jan fand ich das körperlich nicht wirklich anstrengend. Was in die Knochen ging war das Zerren an Schoten, Geitauen und anderen Tampen während der Segelmanöver. Mit zehn/zwölf Mann an Deck zog man wie blöde, um so eine Riesenrah endlich durch den Wind zu kriegen. Der Bootsmann stand mit der Flüstertüte daneben und brüllte Kommandos. So eine Wende konnte gern mal 20 Minuten dauern.
Geklaut wurde auch bei uns. Mir hat man nach der Soldauszahlung den Spind aufgebrochen und meinen Monatslohn geklaut. Es gab danach aber eine Sammlung, und ich habe ein paar Mark zurückbekommen.
Im Mittelmehr in einer Flaute sahen wir mehrere Tage unsere eigenen blauen Müllsäcken hinter uns treiben. Die wurden nämlich einfach über Bord geschmissen. Das ging auch der Schiffsführung auf die Nerven und sie stapelten die Mülltüten in einem der beiden Duschräume. Nun hatten wir halb so viel Platz wie vorher für unsere „Hygiene“.
Die Nummer mit den Hängematten stimmt, wie Jan sie berichtet. Die Matten wurden zusammengezurrt und in einer Last verstaut. Sie sollten im Notfall als Schwimmhilfe dienen – das hat von uns allerdings kaum jemand geglaubt. Wir hörten das Gerücht, dass mal jemand probehalber eine fest zusammengezurrte Hängematte über Bord geworfen hat. Und – welch Wunder: Sie ist einfach abgesoffen. Soviel zu Theorie und Praxis.
Im Großen und Ganzen war die Segelei überwiegend langweilig, man litt unter permanentem Schlafmangel und musste stupide Arbeiten verrichten. Ich war richtig glücklich, wenn es stark geweht hat und wir unter wenigen Segeln mächtig Fahrt machten mit 45° Krängung. Oder wenn es irgendwelche besonderen Jobs gab, wie zum Beispiel den vertüdderten Wimpel auf der Royal entknoten. All solche Jobs waren freiwillig. Ansonsten – wie die ganze Bundeswehrzeit – war es insgesamt vertane Zeit, die ich hätte viel sinnvoller nutzen können und sollen. Ich hab zwar eine Reise auf der stolzen Gorch Fock mitgemacht. Dennoch: Empfehlen kann ich es keinem. Und ich war freiwillig dort. Die Kadetten hatten – bis jetzt – keine Wahl. Heute lese ich gerade, dass Guttenberg die „Fucking George“ zurückbeordert und den Käptn abgesetzt hat. Vielleicht geht mal wieder ein Ära zu Ende.
sagt:
Und hier noch eins
http://www.esys.org/gofo/Toedliche_Unfaelle_Gorch-Fock.html
sagt:
Noch ein Postscriptum:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,741009,00.html