Stapellauf: „Varuna VI“ in Kiel getauft – 17 Meter Neigekieler für die Hochsee-Klassiker

Kompromisslos

„Varuna VI“

Taufe der Ker 56 VARUNA bei Knierim Yachtbau. © Meike Brunßen/Knierim

Die neue “Varuna VI” ist mit verbessertem Halbwindpotenzial für Erfolge beim Sydney-Hobart- oder Fastnet Race gedacht. Der Neigekiel kann die Segelfläche im Vergleich zur sechs Fuß kleineren Vorgängerin um 35 Quadratmeter vergrößert werden.

Bei der Kieler KNIERIM-Werft wurde am Sonntagnachmittag (6. September) ein weiterer Meilenstein exquisiter Bootsbaukunst gefeiert. Mit Taufe und Stapellauf der Hightech-Regattayacht „Varuna VI“ übergab der Vorzeigebetrieb zum ersten Mal eine „Rennziege“ mit Neigekiel und Seitenschwertern ihrem Element. Für den kompromisslosen Bau der 17 Meter langen und 4,95 Meter breiten Ker 56 wurden modernste Technologien eingesetzt und angewandt. Rund 200 geladene Gäste zollten dem Hamburger Eigner Jens Kellinghusen und allen Beteiligten größten Respekt.

Kellinghusen, „Varuna VI“

Taufe der Ker 56 VARUNA bei Knierim Yachtbau, Taufrede des Eigners Jens Kellinghusen © Meike Brunßen/Knierim

Majestätisch schwebte die kohlefaserschwarze Rennyacht in den Gurten des Krans. Der Propeller vollkommen eingeklappt wie im Racemodus strahlten die Doppelruderblätter und der gut vier Meter tief reichende Schwenkkiel knallorange. Quasi in vorfreudiger Unruhe bewegte sich der Schiffsrumpf in den letzten stürmischen Böen der Herbstvorboten vom Wochenende. Es wären Idealbedingungen für die kommenden Herausforderungen der neuen „Varuna“ gewesen.

„Wer eine international hochkarätige Regatta auch mal gewinnen will, muss sich entscheiden, ob er sein Boot für Kurzwettfahrten oder Langstrecken auf hoher See optimiert“, erklärte Kellinghusen die Intention für den Neubau. Denn mit der nur gut fünf Fuß kürzeren Vorgängerin nach dem Konzept „Super-TP52“ sei das Team eigentlich sehr zufrieden gewesen und inzwischen „am oberen Limit“ gesegelt. Doch mit Blick auf die Hochseeklassiker vom Rolex Fastnet Race über Sydney Hobart bis zu Transatlantikrennen sei vor allem das Halbwindpotential zu verbessern gewesen.

So ist die sechste „Varuna“ zwar nur zehn Prozent länger und gar nur sieben Prozent schwerer, als die Ker 50, trägt aber sage und schreibe 35 Prozent mehr Segelfläche. „Während wir am Wind und vor dem Wind von Zehntelknoten sprechen, wird die Bootsgeschwindigkeit auf Reachingkursen (halbwinds, d. Red.) in Knoten gemessen“, verdeutlichte Designer Jason Ker den gravierenden Unterschied.

„Varuna VI“

Der schwarze 17 Meter Rumpf näher sich erstmals der Wasseroberfläche. © Meike Brunßen/Knierim

Mit dem um 40 Grad zu beiden Seiten schwenkbaren Kiel, dessen Bombe einen Großteil des Gesamtgewichts von 7,6 Tonnen ausmacht, und den Seitenschwertern, deren Position im Designprozess noch optimiert und weiter nach hinten neben den Mast versetzt wurde, dürften Topspeeds jenseits der 30 Knoten (rund 60 km/h) möglich sein. Die bleiben durch das Doppelruder besser steuer- und kontrollierbar.

„Ker und Knierim waren von vornherein wieder gesetzt“, schenkte der Eigner den beiden Säulen des zweiten Neubauprojekts größtmögliches Vertrauen. Der Konstrukteur und die Werft, die Mitglied der Arbeitsgruppe DEUTSCHE YACHTEN ist, dankten es mit einer Regattayacht der Extraklasse. Werftchef und Crewmitglied Gunnar Knierim beschrieb den außergewöhnlichen Einsatz seiner Mitarbeiter:

„Varuna VI“

200 geladene Gäste prüfen, ob der Renner wirklich schwimmt. © Meike Brunßen/Knierim

„Die Bootsbauer haben in den vergangenen Wochen mehr Zeit in der Werft verbracht, als Zuhause, um dieses Meisterwerk fertigzustellen.“ Die zweite „Varuna made by Knierim“ sei eine große Herausforderung gewesen. Dass sie auf dem Wasser den hohen Erwartungen entsprechen werde, bezweifelte von den fachkundigen Gästen niemand.

Bevor Kellinghusens Töchter Lotta und Kim der „Varuna VI“ bei der traditionellen Taufzeremonie mit Champagner über dem Bug „Allzeit gute Fahrt!“ wünschten, stellte der Eigner noch seine rechte Hand Günter Alajmo und Bootsmann Tim Daase besonders heraus. „Die beiden sind die halbe Crew. Ohne sie wäre unser Team niemals so weit gekommen.“

Dann senkte der Kran das Objekt der Begierde um kurz nach 17 Uhr ins kühle Nass des Nordostseekanals. Als der Blick übers Deck ins ebenso kohleschwarze Cockpit freigegeben war, wo die weißen Keramikwinschen hervorstachen, gab es kein Halten mehr. Freizeitkapitäne und Regattafreaks nahmen die spartanische, aber technisch völlig ausgefeilte „Höhle“ unter Deck staunend unter die Lupe. Noch im Spätsommer soll es die erste Segel- und kurz danach auch Regattaeinsätze geben.

Quelle: Knierim/Andreas Kling

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