Es gibt in der Segelszene eine geheimnisvolle Figur. Man sieht sie nie an Bord, nie im Hafen, nie auf dem Wasser. Aber sie ist immer da. Sie kommentiert. Sie erklärt. Sie weiß alles. Der erfahrenste, beste, großartigste und klügste Segler von allen: er wird auch Bessersegler bezeichnet.

Er ist allgegenwärtig. Jedenfalls im internet. Er taucht immer dann auf, wenn irgendwo ein Boot zu sehen ist – völlig egal, ob es gerade elegant über den See gleitet oder rückwärts in den Steg semmelt. Ein einziges Foto reicht ihm, um die Lage abschließend zu beurteilen. Der Trimm des Großsegels? Falsch. Die Genua? Falsche Segelwahl. Der Steuermann? Offenbar keine Ahnung. Der Bessersegler erkennt Fehler, die kein anderer sieht. Und manchmal erkennt er sogar Fehler, die gar nicht existieren. Das ist sein ganz besonderes Talent.
Seine klassische Bühne ist der Unfallbericht oder eine Meldung über eine Havarie oder einen DGzRS-Einsatz. Wann immer ein Boot Schaden nimmt oder in eine missliche Situation gerät, klickt er sofort auf „Kommentar verfassen“. Je dramatischer der Fall, desto schneller tippen seine Finger. Und desto sicherer ist seine Diagnose. Dass die Crew auf der Biskaya in schwerem Wetter ein Notruder aus Kabinentüren gebaut und damit alles richtig gemacht hat? Der Bessersegler weiß es besser. Original-Zitat: „Ein gut abgestimmtes Boot lässt sich auch mit den Segeln Steuern.“ Natürlich. Weil Boote bei vier Metern Atlantikwelle immer exakt auf Kurs bleiben, solange jemand, der das richtig gut kann, an den Schoten herumzuppelt. Hach – sowas würde ich auch gern können.
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