Boot nicht bereit, Wind nicht berücksichtigt, zu schnell an den Steg, mangelnde Kommunikation oder wild eingesetzte Bugstrahlruder – manche Hafenkinotage lassen einem die Haare zu Berge stehen. Warum ist es eigentlich so schwierig, ein Boot einzuparken?

Letzte Woche war ich in einem Hafen in der dänischen Südsee zu Gast. Wir verbrachten ein verlängertes Familien-Wochenende in einer Ferienwohnung, deren Terasse wenige Meter oberhalb des Hafenbeckens lag. Der Wind blies – wie eigentlich immer – ein bis zwei Windstärken mehr als angesagt: um die 5 Beaufort, in Böen auch mal 7. Am frühen Mittag treffen die ersten Boote ein. Da sitze ich bereits nach einem Strandbesuch auf der Terasse und beobachte das Treiben. Hafenkino nennt man das.
„Wwwwwwt“
Die erste Yacht, die an einem der Fingerstege festmacht, hätte mich geweckt, wäre ich auf meinem Stuhl vorher eingeschlafen. Denn das laute “Wwwwwwwt” des Bugstrahlruders schallt durchs Hafenbecken. Amplitude, Frequenz, Dauer – alles am Anschlag, der Joystick am Steuerstand wird malträtiert wie bei einem Härtetest. Zunächst, um das Boot in dem Hafenbecken einmal komplett zu drehen, obwohl genug Platz ist, mit dem normalen Antrieb einen normalen Kreis zu fahren. Stattdessen wird mit Bugstrahl auf der Stelle gedreht.
Die Crew hat auch bereits einen Platz auserkoren. Der Hafen ist zwar noch leer und wirklich alles frei, aber oft geht es bei der Wahl des Liegeplatzes offenbar um die Nähe zum Sanitärgebäude, zum Hafenrestaurant oder nah an Land, um weite Wege auf den Steg zu sparen.
In diesem Falle spielten zwei Begriffe jedoch keine Rolle: Luv und Lee. Denn der Platz der Wahl hatte diese ziemlich wichtige Komponente völlig außer acht gelassen, so dass nun mit sehr kräftigem Rückenwind angelegt wurde. Angesichts eines großen Biminis und einer riesigen Sprayhood, also beachtlicher Segelfläche, kam das Schiff auch auf einen guten Speed, als es den Platz ansteuerte.
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