Wir Segler erzählen uns ja gern, dass unser Sport besonders umweltfreundlich sei. Kein Lärm, keine Abgase, keine Umweltbelastung – nur Wind, Wasser, Segel. Segeln – das klingt nach Nachhaltigkeit, nach Umweltfreundlichkeit, nach Meeresschutz. Ist es das?

Wenn ich darüber nachdenke, ob Segeln umweltfreundlich ist, sehe ich mich an einem Sonntagmittag im Cockpit stehen, mit drei leeren Wasserflaschen aus PET, einer Verpackung von Fusilli-Nudeln und einer Rolle Einweg-Küchenpapier unter dem Arm. In der Bilge glitzert ein Tropfen Öl, auf dem Laufdeck trocknet ein Spezialreiniger, der „Algen entfernt – biologisch abbaubar nach 60 Tagen“. Ich habe aufgehört zu zählen, wie viele Reiniger angeblich irgendetwas abbauen.
Die Wahrheit ist: Wir „grünen“ Segler hinterlassen Spuren. Manche sind sichtbar – ein verlorener Fender, eine überladene Mülltonne in der Marina, PET Flaschen –, andere weniger: Lärm unter Wasser, Ankern im Seegras, Chemie im Putzwasser, Biozide im Antifouling, Fäkalien. Und am Ende ist es doch sehr bequem, die Kühlbox mit Strom aus der Steckdose auf gefrierpunktnahe 2 Grad Celsius zu stellen, weil ein eiskaltes Flens einfach unschlagbar ist. Ich meine das nicht zynisch. Ich meine auch mich selbst damit.. Wir machen es uns manchmal zu einfach und ich schließe mich dabei ausdrücklich ein. Gerade weil Segeln so naturverbunden aussieht, glauben wir, wir hätten automatisch eine weiße Weste. Haben wir nicht. Aber Segel im Wind geben uns oft ein Alibi.
Wer jemals gesehen hat, was 20 Boote in einer kleinen Bucht über Nacht anrichten – Lärm, Licht, Plastikreste, herausgerissenes Seegras –, der weiß: Die Natur nimmt uns nicht als Teil von ihr wahr. Für die Möwe sind wir nur Kulisse und bieten manchmal ein Nahrungsangebot. Für das Seegras sind wir ein Problem.
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