Stephan Bodens Kolumne: Schlaf auf See – Ist es eigentlich erlaubt, einhand unterwegs zu sein?

Immer, wenn die Vendée Globe stattfindet, wird über das Thema Einhandsegler und KVR diskutiert. Wie passen Regel 5 der KVR und schlafen an Bord eigentlich zusammen? Wie passt die KVR überhaupt mit Einhandsegeln zusammen?

Vendée Teilnehmer und “Crazy Kiwi” Conrad Colman zeigte vorm Jahreswechsel in einem seiner unterhaltsamen Videos, wie und wo er an Bord schläft. Mitten im Südpazifik tauscht er Seestiefel gegen warme Daunen-Füßlinge, legt sich in etwas, das den Namen “Koje” kaum verdient hat, sichert sich gegen das Herausfallen und schläft. Kurze Zeit später geht ein ohrenbetäubender Lärm los : sein Wecker, der so laut sein muss, damit er nicht verschläft. Schließlich muss – je nach Seegebiet und Geschwindigkeit – immer wieder Ausguck gehalten werden, ob da nicht irgend ein anderes Schiff auf Kollisionskurs anrauscht.

Immer wieder ist von Schlafphasen von 15 bis 20 Minuten zu hören und lesen, mancher hat sich auch schon nach eigener Aussage mal für eine Stunde in die “Molle” gepackt. Das Ganze kann man trainieren, man spricht hier vom “polyphasischen Schlafrhythmus”, also von vielen kleinen Schlafpausen über den Tag verteilt, bei denen sich die Erholung angeblich ähnlich einstellt, als sechs Stunden am Stück zu pennen. Also heißt es dann ein paar mal pro Tag: Augen zu und durch. 

KVR Regel 5 – Sehen und hören

Also alles gut. Wirklich? Nicht wirklich. Denn da gibt es die Internationalen Kollisionsverhütungsregel Nummer 5, und die besagt: 

“Jedes Fahrzeug muß jederzeit durch Sehen und Hören sowie durch jedes andere verfügbare Mittel, das den gegebenen Umständen und Bedingungen entspricht, gehörigen Ausguck halten, der einen vollständigen Überblick über die Lage und die Möglichkeit der Gefahr eines Zusammenstoßes gibt.”