Stephan Bodens Kolumne: Wem gehört das Meer?

Die Stimmung kippt

Mittlerweile häufen sich die Interaktionen mit Orcas rund um das Seegebiet der Straße von Gibraltar wieder allmählich und sie werden häufiger gesichtet. Und damit kochen auch wieder die Gemüter hoch. Mittlerweile zum teils selbstverschuldeten Nachteil der Segler.

So nahe möchte man einen Orca nicht so gerne bei seiner Yacht sehen. © Hegan

Feuerwerk, Waffen, messerartige Beschläge an den Ruderblättern – viele Segler, die sich auf eine Passage der Straße von Gibraltar vorbereiten, rüsten ihre Boote auf, als würden sie in den Krieg ziehen. Der Grund: seit nunmehr fünf Jahren kommt es dort immer häufiger zu “Angriffen” von Schwertwalen auf Yachten, die sich bevorzugt an den Ruderblättern zu schaffen machen. Einige Yachten sind bereits gesunken, Menschen sind keine zu Schaden gekommen. Bislang jedenfalls. 

Die Aufregung unter Seglern ist durchaus verständlich. Jeder, der dort unterwegs ist, fürchtet die Begegnung mit den Schwertwalen, die auf der Suche nach den Blauflossen-Thunfischen sind, die ihre Hauptnahrung darstellen. 

„Killerwale“, die keine Menschen killen

Vor allem für die Boulevard-Medien rund um die Welt sind die Vorfälle ein größerer Leckerbissen als Thunfische. “Angriff der Killerwale” – solche Headlines sind ein wahrer Klicktraum. Kategorie: Blutrünstige Wale gegen reiche Menschen auf Luxusyachten und die Natur gewinnt – eine Traumkombination für jeden Sensationsreporter. Und so machte sich das Thema sehr schnell auf in die Welt und beschäftigt Segler, Nichtsegler, Promis, Walschützer und Medien. 

Phönizier beim Fischfang
Schon die alten Phönizier fischten vor Gibraltar. Bild: KI

Der Begriff „Killerwal“ für Orcas (Schwertwale) stammt von frühen Seefahrern, die Orcas beobachteten, wie sie größere Wale jagten. Diese Beobachtungen führten dazu, dass die Orcas als „Walkiller“ bezeichnet wurden, was später zu „Killerwal“ vereinfacht wurde. Es ist jedoch in der gesamten Geschichte nicht ein einziger Fall bekannt, in dem ein Mensch durch Orcas zu Schaden kam. Orcas “killen” nicht, sie suchen nur Nahrung in ihrem Lebensraum. Und Lebensraum ist das Stichwort.



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4 Antworten zu „Stephan Bodens Kolumne: Wem gehört das Meer?“

  1. Jürgen Ernst

    sagt:

    Es wäre ja auch unverantwortlicher Leichtsinn der Skipper, sich nicht auf einen Orca-Angriff vorzubereiten. Es ist allgemein bekannt, dass sowohl die portugiesische als auch die spanische Regierung bei der Aufgabe versagen, die Gewässer wieder sicher zu machen. So helfen sich die Menschen eben selbst. Obwohl ihnen die Möglichkeiten der Selbstverteidigung mit Schusswaffen eigentlich nicht zusteht, sehen sich manche von uns nun legitimerweise danach um. Davon profitieren dann leider kriminelle Waffenhändler. Die Ursache dafür liegt im Regierungsversagen.

    Jürgen Ernst

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    1. Lasse

      sagt:

      Die Regierungen geben doch einige Warnungen und Infos über die letzten Sichtungen und co heraus.
      Der nächste Schritt der Sicherung der Gewässer durch die spanische oder portugisische Regierung wäre dann die Sperrung der entsprechenden Gebiete für Sportboote.

      1. jp.richters

        sagt:

        Das klingt sehr vernünftig: Wenn ein Seegebiet für dein Schiff gefährlich ist, dann meidest du dieses Gebiet Und wenn du sagst, die Regierung muss was gegen diese Gefahr tun: dann wird sie das Seegebiet natürlich einfach sperren. Die fahren doch nicht mit Kanonenboten raus und schießen Wale ab, weil die an deinem Ruder rumreißen. Wenn eine lokale Gefahr für die Sportschifffahrt besteht, dann wird das Seegebiet einfach für die Sportschifffahrt gesperrt. Das ist dann auch wieder nicht in unserem Interesse…

    2. René Heitmann

      sagt:

      Entschuldigung, aber das ist so ziemlich die dümmste… äääh schlechteste Antwort die man geben kann. Ein klassisches „Egal was, aber die Regierung ist Schuld!“. Zunächst einmal wüsste ich nicht, dass irgendeine Regierung die Verantwortung dafür trägt, einen wie auch immer gearteten Angriff von Tieren / Walen auf Skipper und ihre Yachten zu unterbinden. Wie gesagt: Wir sind nur zu Gast. Weiterhin kann man einen „Angriff“ von Walen auf Yachten nicht als Unrecht bezeichnen. Wenn dem aber so wäre würde gelten: Aus Unrecht erwächst kein Recht! Ergo: Nur weil man das nicht gut findet, dass die rechtmäßigen Bewohner des von uns befahrenen Lebensraumes (deren, nicht unser!) an Ruderblättern knabbern, erwächst daraus noch lange nicht das Recht auf diese Bewohner zu schießen oder zu versuchen, ihnen anderweitig Schaden zuzufügen! Als souveränes Individuum ist jeder (JEDER!) für sein eigenes Handeln selbst verantwortlich und kann die Schuld nicht einfach durch ein etwaiges Unvermögen anderer wegargumentieren oder gar legitimieren. Eine solche Argumentation zeigt ausschließlich, dass sich mit dem Thema nicht ausreichend befasst wurde und es vollumfänglich an Demut mangelt. Es täte sicherlich uns allen gut, das Thema aus Sicht derer zu sehen, in deren natürlichen Lebensraum wir da eindringen.

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