Immer wieder erleben die Seenotretter, dass aus einem anfangs kleinen Problem schnell eine große Gefahr für Menschen auf See werden kann. „Du weißt nie, was kommt“, heißt es an Bord der Rettungseinheiten der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Das bewahrheitete sich einmal mehr in einem Einsatz für zwei Segler auf der Außenweser am Freitagabend, 5. August 2022.
Gegen 17.30 Uhr meldete sich der Skipper eines Trimarans bei den Seenotrettern. Das mit zwei Menschen besetzte Segelboot war bei Mellumplate in Höhe der Tonne 19 festgekommen. Dort lag es bei mittleren Windstärken um fünf Beaufort vorerst sicher, so dass die beiden Segler an Bord – ein Mann und eine Frau – eigentlich zunächst das nächste Hochwasser hätten abwarten können. Doch die Seglerin (59) geriet in große Panik. Zunehmend verschlechterte sich ihr Zustand über Funk hörbar.
Der Seenotrettungskreuzer Bernhard Gruben/Station Hooksiel lief unter Höchstfahrt zum Havaristen. Die Seenotretter setzten das Tochterboot Johann Fidi aus, um den Trimaran zu erreichen. Allerdings erschwerte ihnen starke Brandung nördlich des Havaristen die Annäherung. Deshalb steuerte die Johann Fidieinen südlicheren Kurs. So gelang es, bis auf etwa 100 Meter an den inzwischen hoch und trocken liegenden Trimaran heranzufahren.
Ein Seenotretter ging im Überlebensanzug von Bord aus zu Fuß zum Havaristen, um vor allem nach der Seglerin zu sehen. Schnell war klar, dass sie medizinische Hilfe benötigt. Der Rettungsmann half dabei, den Trimaran dauerhaft am Anker zu sichern, und brachte die beiden Segler zu Fuß zur Johann Fidi, streckenweise brusttief durchs Wasser watend.
Im Bordhospital des Seenotrettungskreuzers verschlechterte sich der Allgemeinzustand der Seglerin weiter. Die Seenotretter mussten sie mit Sauerstoff versorgen. Sie bestellten einen Rettungswagen zum Liegeplatz nach Hooksiel. Notarzt und Sanitäter versorgten die Frau noch an Bord weiter, bevor der Landrettungsdienst sie ins Krankenhaus nach Wilhelmshaven brachte.
Am frühen Samstagmorgen kümmerten sich die Seenotretter um die Bergung des Trimarans. Um eine Leinenverbindung herzustellen, mussten sie das letzte Stück bis zum Havaristen erneut zu Fuß zurücklegen. Gegen 6.30 Uhr gelang es dem Tochterboot Johan Fidi, das Boot zu befreien. Der Seenotrettungskreuzer Hermann Rudolf Meyer schleppte es sicher nach Bremerhaven.
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