Yacht-Untergang: Schiffbrüchige rudern drei Tage um ihr Leben

"Ein stumpfer Aufprall..."

Mit dem Rudern keinen Meter Strecke gemacht

Mike und Steffon stehen unter Schock: Im letzten Moment greifen sie noch schnell ein paar Kekse, Cracker, für jeden knapp vier Liter Frischwasser,  Rettungswesten, einige Signalraketen und jumpen ins Dingi – in den Küstengewässern der USA (und nicht nur da!) oft das einzige Rettungsgerät auf oder an einer Yacht. Sie wissen: Bimini ist nicht weit, sie kennen die Richtung, doch Wind und Seegang stehen gegenan.

Nach ein paar Stunden Rudern ist ihnen klar: Sie haben keinen Meter Strecke gemacht, im Gegenteil! Mike entscheidet, dass sie mit der Strömung im weiten Bogen Richtung Festland zurück müssen, auch wenn dies – optimistisch geschätzt – tagelang dauern könnte.

3 Nächte und 3 Tage rudern die beiden ohne Unterlass. „Wir waren uns einig, dass wir unsere Moral nur mit andauerndem Rudern aufrecht erhalten konnten,“ meint der Skipper. „Wenn wir auch nur eine Stunde ausgesetzt hätten, wäre das einer Aufgabe gleich gekommen!“

Tagsüber navigierten sie sich nach der Sonne, nachts nach den Sternen. Und weil sie auf einer stark befahrenen Wasserstraße irgendwo in der Nähe von Ford Lauderdale unterwegs sind, hoffen sie auf eine baldige Sichtung durch andere Schiffe.

16 Mal Seenotleuchten abgefackelt

Tatsächlich, obwohl der Seegang stärker und die Sicht schlechter werden,  sehen sie bald andere Boote und fackeln ihre Seenotleuchten ab. 16 Mal versuchen sie sich bei anderen Schiffen bemerkbar zu machen – 16 Mal fahren die anderen weiter, bemerken weder das Dingi mit den winkenden Männern noch das Dingi. Oder wurden sie etwa für abgetriebene Kuba-Flüchtlinge gehalten?

Am Abend des zweiten Tages können sie die Lichter von Miami Beach erkennen, doch ihre Probleme sind noch lange nicht vorbei! Die Ausläufer des Tropensturm „Sean“ schieben die beiden nordwärts, mehr oder weniger immer die Küste entlang. Erst am Morgen des dritten Tages gelingt es ihnen, bei abflauendem Wind und Seegang das Dingi ostwärts zu steuern.

In Boca Raton, nördlich von Ford Lauderdale, am 700 Block of South Ocean Boulevard, genauer gesagt, ziehen sie ihr Fiberglass-Dingi schließlich auf den Strand; eine halbe Stunde später liegen sie am Tropf im Krankenhaus, dehydriert, sonnenverbrannt, aber sonst ziemlich ok. Mike erzählt ihre Geschichte der örtlichen Presse und meint kleinlaut:  „Auf See müsste man eigentlich auf alles vorbereitet sein, selbst auf das Unmögliche!“ Bleibt die Frage, auf was die Skipper der 16 (!) kreuzenden Schiffe vorbereitet waren?

Michael Kunst

Näheres zu miku findest Du hier

3 Kommentare zu „Yacht-Untergang: Schiffbrüchige rudern drei Tage um ihr Leben“

  1. Gabriel sagt:

    Bleitransporter sind halt doch nicht immer sicherer 😉 Gut, umgekippt herumtreiben ist auch nicht so toll, aber wenigstens etwas komfortabler als mit einem Ruderboot.

  2. Ketzer sagt:

    Und auch keine plüschigen Kissen! Die funktionierten doch besser?! 😀

    Auf jeden Fall ein scheiß Spiel, in der Ecke (Sonne, heiß, Golfstrom, unfreundliches Getier im Wasser) zu hängen.

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