ISAF Rolex World Sailor of the Year Awards 2012: Ben Ainslie und Lijia Xu

Ben Ainslie und Lijia Xu: Brillanz belohnt

Joel  Aeschlimann (Rolex), Lijia Xu und König Konstantin von Griechenland. © Rolex / Kurt Arrigo
Joel Aeschlimann (Rolex), Lijia Xu und König Konstantin von Griechenland. © Rolex / Kurt Arrigo

Die ISAF Rolex World Sailor of the Year Awards werden im Zuge der Jahrestagung des Weltsegelverbands ISAF (International Sailing Federation) verliehen, die dieses Jahr im irischen Dun Laoghaire nahe Dublin abgehalten wird. Bei der Zeremonie waren die Größen der Segelwelt geladen, darunter Aktive, Offizielle und Tagungsabgeordnete.

Die jährliche Auszeichnung, seit 2001 von Rolex gesponsert, ist die höchste Ehre, die einem Segler zuteilwerden kann. Sie ist eine Anerkennung für die Leistung über einen Zeitraum von zwölf Monaten, in diesem Fall vom 1. September 2011 bis zum 31. August 2012.

Der Entscheidungsfindung für die Preisträger 2012 war schwierig. Von einer Vorschlagsliste, im Wesentlichen von der Öffentlichkeit erstellt, wurden vier herausragende weibliche und fünf ebenso außergewöhnliche männliche Kandidaten in die engere Wahl nominiert. Die Gewinner wurden von den 130 nationalen Mitgliedsverbänden der ISAF bestimmt. Die Spannung wurde bis zur allerletzten Minute aufrechterhalten, da die Nominierten und Gäste bis zur offiziellen Verkündung nicht über den Wahlausgang informiert waren.

Ben Ainslie (Großbritannien) – Ein Junge für die Geschichte

Der Größte seiner Generation: Vier olympische Goldmedaillen und nun ebenso viele Auszeichnungen zum ISAF Rolex Weltsegler des Jahres. Ben Ainslie ist der erfolgreichste olympische Segler der Geschichte. Mit seinen Leistungen in London holte der 35-Jährige seine fünfte olympische Medaille (vier goldene, eine silberne) und überholte Rolex Testimonial Paul Elvstrøm (Dänemark), viermaliger Goldgewinner zwischen 1948 und 1960. In seiner Dankesrede zollte Ainslie seinem Team Tribut. „Den ISAF Rolex World Sailor of the Year Award zu gewinnen, ist eine große Ehre, besonders auch für jene, die mich unterstützt haben. Im Hintergrund arbeitet ein großes Team, von Familie über Freunde, Trainer und Sponsoren, das mir diese Auszeichnung ermöglicht hat. Es ist eine Ehre, ein Teil von solch einer Gruppe von Seglern zu sein, die für diesen Preis vorgeschlagen wurden.“

Ainslie startete in sein olympisches Heimspiel unter der Last einer riesigen Erwartungshaltung. Ihm war zuvor die Ehre zuteil geworden, die olympische Flamme bei ihrer Ankunft in Großbritannien in Empfang zu nehmen, und wurde als Erster von 8000 Fackelträgern ausgewählt. Passend dazu wurde Ainslie, nachdem er in den Gewässern von Weymouth Geschichte geschrieben hatte, zum Träger der britischen Fahne bei der Abschlussfeier ausgewählt. „An den Olympischen Spielen im eigenen Land teilzunehmen, war eine komplett außergewöhnliche Erfahrung“, reflektiert Ainslie. „Ich hatte noch nie einen so hohen Erwartungsdruck verspürt, aber auch noch nie so viel Unterstützung erfahren.“

Zu Beginn des Wettbewerbs in England schien es, als stünde ein Däne – Jonas Høgh-Christensen – zwischen Ainslie und seinem vierten Olympiagold. Ainslie startete 2012 besser als bei allen anderen vorangegangenen Olympischen Spielen, aber nicht so gut wie Christensen. Ainslie musste reagieren und nutzte einen Vorfall in einem Rennen während der zweiten Hälfte der Woche, um seine kämpferischen Energien zu kanalisieren.

Der amtierende Olympiasieger erreichte ein neues, höheres Level, gewann zwei der letzten vier Rennen und musste im entscheidenden Medalrace den unnachgiebigen Dänen besiegen, aber vermeiden, auf andere Rivalen zu viele Punkte zu verlieren. Vor heimischer Kulisse ging Ainslie aus einem Herzschlag-Finale als Sieger hervor.

Im Ziel gab er eine ermüdete und emotionale Figur ab: „Diese Olympischen Spiele waren nicht einfach für mich. Manchmal läuft es, manchmal muss man richtig hart kämpfen. Es war ein harter Kampf bis ins Ziel. Die Goldmedaille vor heimischer Kulisse in Empfang zu nehmen – ich glaube nicht, dass ich jemals wieder solche Emotionen erfahren werde.“

Ainslie ist seit 20 Jahren an der Weltspitze und musste beim Streben nach Perfektion enorme Opfer hinnehmen. Ein Streben, das volle Hingabe in jedem Training und einen unbarmherzigen Wettkampfkalender fordert. In seiner bemerkenswerten Karriere holte Ainslie neun Europa- und zehn Weltmeistertitel, den ersten 1993. Nur wenige Sportler, egal in welcher Disziplin, gehörten über einen so langen Zeitraum zur absoluten Weltspitze.

Der Sport verdankt ihm einige seiner besten Momente, darunter der epische Zweikampf mit Rolex Testimonial Robert Scheidt aus Brasilien bei den Olympischen Spielen 1996 und 2000 – Duelle, die ein großes Publikum zum Segeln lockten. Voller Ehrgeiz und Leidenschaft ist Ainslie ein faszinierender Charakter, in dessen sportlicher Zukunft erwartet wird, dass er die Herausforderung nach dem Wunsch einer britischen America’s Cup-Kampagne annimmt. Als Teil seiner „Ausbildung“ gehört Ainslie zum Team Oracle unter der Führung des zweimaligen ISAF Rolex Weltsegler des Jahres, Russell Coutts, und dem ISAF Rolex Weltsegler des Jahres 2010, Tom Slingsby.

Ainslies sportliche Leistungen wurden durch die vierte Auszeichnung zum ISAF Rolex Weltsegler des Jahres, ein Rekordtitel nach 1998, 2002 und 2008, anerkannt. Trotz all seiner monumentalen Errungenschaften bleibt Ainslie bescheiden: „Es gibt so viele fantastische Segler da draußen. Paul Elvstrøm zum Beispiel hat zu seiner Zeit den Sport revolutioniert. Ich denke nicht, dass ich so etwas von mir behaupten kann. Ich bin sehr glücklich, dass ich die Unterstützung bekommen habe, um zu das zu tun, was ich getan habe.“

Lijia Xu (China) – Enorme Wettkämpferin

Die inspirierende Lijia Xu verankerte ihr Namen in den Geschichtsbüchern im August 2012, als sie als erste chinesische – und asiatische – Seglerin olympisches Gold in einer Jolle holte. „Ich habe nicht damit gerechnet, ausgezeichnet zu werden“; gestand Xu. „Es ist eine Ehre, sich ISAF Rolex Weltseglerin des Jahres nennen zu dürfen und die erste Chinesin zu sein, die diesen Preis bekommt. Ich hoffe, diese Auszeichnung wird mehr Kinder in China dazu bringen, mit dem Segeln zu beginnen.“

Xu triumphierte in der Laser Radial-Klasse, einer der engsten und dramatischsten Wettbewerbe in London. Und das, nachdem die in Shanghai geborene Seglerin keinen besonders viel versprechenden Start hinlegte und nur einmal in den ersten sechs Rennen einen Platz unter den ersten Drei erreichte. In der zweiten Rennwoche kam Xus Können zum Vorschein. In denkwürdiger Manier zeigte die ISAF Rolex Weltseglerin des Jahres 2012 Mut und Entschlossenheit und holte sich die Pole Position für das entscheidende Medaillenrennen.

Im letzten Rennen durfte es sich Xu nicht erlauben, bei drei anderen aussichtsreichen Rivalinnen auf Medaillen, Fehler zu begehen. In einem Alles-oder-Nichts-Finale segelte die 25-jährige Chinesin am besten, gewann das Rennen und fügte ihrer Sammlung neben einer Bronzemedaille von Peking 2008 nun Gold hinzu. Ihre Ehrenrunde nach dem dramatischen Medaillenrennen war einer der ikonischsten Momente im Segelwettkampf. „Es war ein fantastisches Medalrace, das für immer in Erinnerung bleibt“, sagte Xu. „Als ich die Ziellinie überquerte, hatte ich nicht nur meinen persönlichen Traum, sondern auch den meines Landes verwirklicht. Viele Gegnerinnen haben sich jahrelang vorbereitet, um dieses Gold zu gewinnen, aber trotz aller Schwierigkeiten und Rückschläge haben wir es erobert.“

Der Sieg in London war die krönende Leistung eines beeindruckenden Jahres, in dem sie drei ISAF-Segelweltcup-Regatten gewann und sich zum richtigen Zeitpunkt steigerte, nachdem sie im Mai eine beeindruckende Silbermedaille bei der hochkarätig besetzten Laser Radial-Weltmeiserschaft holte.

In der Jugend noch eine gute Schwimmerin, entfachte sich Xus Leidenschaft fürs Segeln im Alter von zehn Jahren, als sie mit dem Optimist-Segeln in Shanghai begann. Sofort fand sie Gefallen an dem Sport. 2001, mit 14 Jahren, wurde sie Optimist-Junioren-Weltmeisterin und verteidigte den Titel 2002. Ihre Geschichte ist geprägt von Widerstandsfähigkeit. Xu hatte mit hartnäckigen Hör- und Sehproblemen zu kämpfen und verpasste die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2004 in Athen, als bei einer medizinischen Routineuntersuchung in ihrem Bein ein Tumor entdeckt wurde, der eine schwerwiegende Operation erforderte.

Unverwüstlich kam Xu wieder auf die Beine und zurück aufs Wasser, wurde 2006 Laser Radial-Weltmeisterin. Dieser Erfolg, in Verbindung mit der Bronzemedaille in Peking trotz einer ernsthaften Handverletzung, trieb Xu auf die internationale Bühne. „Der herausforderndste Teil meiner Karriere war der Kampf gegen Verletzungen. Es ist wichtig, nie aufzustecken, nie aufzugeben“, fügt Xu an.

Xu, die ebenfalls Fahnenträgerin ihres Landes bei der Schlusszeremonie in London 2012 war, wägt noch ab, ob sie eine Kampagne für Rio 2016 starten soll. In der Zwischenzeit nimmt sie sich die Zeit, ihr Studium zu beenden und über die Liebe, die sie für den Segelsport hat, zu reflektieren. „Segeln hat mir die Chance gegeben, meine Träume zu verfolgen, und die Bühne, mein Potential zu zeigen. Ich habe die Gelegenheit bekommen, die Welt zu sehen, zu erkunden und zu fühlen. Segeln hat mich auf den Weg zu einem besseren Leben geführt, ein Leben voller Vitalität, Aufregung und fröhlicher Erfahrungen.“

Xu ist erst die zweite Asiatin, die sich ISAF Rolex Weltseglerin nennen darf. Sie tritt in die Fußstapfen der Windsurferin Lee Lai Shan aus Hongkong, die 1996 gewann.

Shirley Robertson, Doppelolympiasiegerin und Seglerin des Jahres 2000, präsentierte die Preisverleihung. Die Trophäen wurden von ISAF-Ehrenpräsident, seiner Majestät König Konstantin, und Joël Aeschlimann von Rolex verliehen. Beide Sieger wurden mit einer edlen Rolex Uhr und der Trophäe ISAF Rolex World Sailor of the Year prämiert.

Eine Aufstellung von großartiger Klasse

Neben den beiden Gewinnern waren folgende Sportler für die Auszeichnung zu den ISAF Rolex Weltseglern des Jahres nominiert:

Männer

Mathew Belcher & Malcolm Page (Australien)

470er – Goldmedaillengewinner der Olympischen Spiele in London 2012, Weltmeister 2011 und 2012 sowie ISAF-Weltcupsieger 2011-12

Nathan Outteridge & Iain Jensen (Australien)

49er – Goldmedaillengewinner der Olympischen Spiele in London 2012, Weltmeister 2011 und 2012

Loïck Peyron (Frankreich)

Schnellste Weltumseglung aller Zeiten

Tom Slingsby (Australien)

Laser – Goldmedaillengewinner der Olympischen Spiele in London 2012, Weltmeister 2011 und 2012

Frauen

Tamara Echegoyen, Angela Pumariega & SofÌa Toro (Spanien)

Frauen-Matchrace – Goldmedaillengewinnerinnen der Olympischen Spiele in London 2012

Helena Lucas (Großbritannien)

2.4mR – Goldmedaillengewinnerin der Paralympischen Spiele in London 2012 und ISAF-Weltcupsiegerin 2011-12

Saskia Sills (Großbritannien)

RS:X – ISAF Jugendweltmeisterin und Jugendeuropameisterin

Mit Ausnahme von Loïck Peyron nahmen alle Nominierten an der Zeremonie teil und feierten ein Jahr außergewöhnlicher Leistungen.

ISAF Rolex World Sailor of the Year Awards

Die Gewinner der ISAF Rolex World Sailor of the Year Awards werden von mehr als 130 nationalen Mitgliedsverbänden der ISAF gewählt, denen ein weltweiter Auswahlprozess vorangeht, der offen für alle ist. Zwei Auszeichnungen, eine für eine Seglerin/weibliche Crew und eine für einen Segler/männliche Crew werden denjenigen überreicht, deren Leistungen während der Qualifizierungsperiode besonders herausragten.

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