Vendée Globe: Dominique Wavres Bordtagebuch

Im Königreich der Albatrosse

Der Schweizer Dominique Wavre berichtet über die Vendée Globe. © Mirabaud

Der Schweizer Dominique Wavre berichtet über die Vendée Globe. © Mirabaud

In den vergangenen Tagen hat mit dem Eintritt ins Südpolarmeer die zweite Phase der Vendée Globe begonnen. Es ist dies die einsamste und unwirtlichste Gegend der Welt – das Königreich der Albatrosse.

Ab dem vierzigsten Breitengrad werden die Lebensbedingungen absolut brutal, die Temperaturen sind niedrig und die Winde von ausserordentlicher Stärke. Die Segler sagen jeweils, dass sie in diesem Gebiet der Erde nur geduldet sind und nicht zu lange darin verweilen sollten – und dennoch lieben sie genau diese Gegend, vor allem die Vendée Globe Segler – und allen voran Dominique!

„Es ist schon richtig, ich habe eine besondere Affinität zum Südpolarmeer“, erklärt er. „Es ist eine unwirtliche und einsame Gegend, doch die Lichtverhältnisse sind hier überwältigend wie auch das Meer: Es ist von unglaublicher Tiefe, man spürt seine Kraft. Man hat hier ganz starke Empfindungen – ich liebe es.“

Seit dem Start zur Vendée Globe erleben wir den Skipper der Mirabaud strahlend und ausgeglichen. Seine Stimme anlässlich der Gespräche über Funk lässt keinen Zweifel offen: Er ist glücklich da zu sein, wo er jetzt ist. Und auch die brüllenden Vierziger machen da keinen Unterschied. Dominique geniesst jeden Augenblick seiner Weltumsegelung.

Enthusiastisch gibt er am 1. Dezember zu Protokoll: „Da sind wir nun – im Südpolarmeer. Heute Vormittag hatte ich den ersten Besuch eines neugierigen grossen, weissen Albatross’, der ganz nahe an die Mirabaud ran kam und in ihrem Kielwasser flog. Das Boot wird zurzeit durchgerüttelt, keine Chance, sich aufrecht zu halten. Ich habe jene Variante der Fortbewegung gewählt, wie die meisten meiner Kollegen – auf allen Vieren, was zwar nicht besonders elegant, dafür sicher ist!“

Dann erzählt Dominique scherzend, dass sein Funktelefon gerade geläutet hatte, als er in einem anstrengenden Manöver war. Es war en Journalist: „Hallo Dominique, wie geht’s?“

„Äh…..gut…ja…“

Wie unterhält man sich mit „Landratten“, wie soll man dieses einzigartige Abenteuer mit ihnen teilen, diese speziellen Empfindungen?

Dominique schreibt seit einigen Tagen kleine Berichte über sein Abenteuer, welche auf Facebook und auf seiner Webseite veröffentlicht werden. Er schätzt auch die regelmässigen Funkgespräche mit den Rennorganisatoren, was vielen Seglern eher lästig ist. Doch Dom ist sich bewusst, dass er dieses grossartige Abenteuer nur erleben kann, weil ihm dies zahlreiche „Landratten“ ermöglichen – und so freut er sich, sein Abenteuer mit seinen Supportern zu teilen.

Das Nadelöhr Aiguille

Dominique Wavre liegt mit seiner "Mirabaud" bei der Vendée Globe auf Platz acht. © Th.Martinez/Mirabaud

Dominique Wavre liegt mit seiner “Mirabaud” bei der Vendée Globe auf Platz acht. © Th.Martinez/Mirabaud

Die „Porte des Aiguilles“: Diese Bezeichnung wurde von den Organisatoren der Vendée Globe einer virtuellen Position auf dem 41 Breitengrad gegeben, welche die Segler überqueren müssen.

Der Begriff nimmt Bezug auf ein Kap des gleichen Namens (der südlichste Punkt auf dem afrikanischen Kontinent). Die „Porte des Aiguilles“ ist die erste Schlüsselstelle, welche aufgrund von Eisbergen und Treibeis aus Sicherheitsgründen definiert wurde. Sie wurde eingeführt, um zu verhindern, dass die Skipper zu weit nach Süden vorstossen und dort auf die besagten Eisberge treffen.

Die Porte des Aiguilles wurde erst kürzlich nochmals nach Norden verschoben, was zu einer Verlängerung des Kurses um 300 Seemeilen (rund 555,6 km) führte. François Gabart war der erste Segler, welcher die Schlüsselstelle erreichte. Mit halbstündigem Rückstand erreichten dann auch Jean-Pierre Dick und Armel Le Cléac’h die Zone. Der Sprint an der Spitze des Feldes ist also ziemlich intensiv!

Le Cléac’h hatte gleich in vielerlei Hinsicht Glück: Er war der erste Skipper, welcher das Kap der Guten Hoffnung erreichte und stellte mit 22 Tagen, 23 Stunden und 48 Sekunden einen neuen Geschwindigkeitsrekord für die Strecke Les Sables d’Olonne – Kap der Guten Hoffnung auf, womit er den bisherigen Rekord aus dem Jahr 2004 um mehr als 2 Tage unterbot.

Dominique Wavre befindet sich ebenfalls auf Höhe der Porte des Aiguilles und segelt sein „privates“ Rennen mit Mike Golding und Jean Le Cam, wobei er natürlich ein wachsames Auge auf die Leadergruppe hält, die knapp einen Renntag Vorsprung aufweist….bei einem Rennen rund um die Welt eigentlich ein Klacks. Je nach Wetterverhältnissen oder strategischen Entscheiden ist da noch alles möglich.

Ein Kommentar „Vendée Globe: Dominique Wavres Bordtagebuch“

  1. avatar Besucher sagt:

    Tja, ein Link zu besagtem Tagebuch hätte den Bericht/die Pressemitteilung deutlich aufgewertet …

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