Eigentlich sollten die Bayern Meggendorfer/Spranger vor Marseille nicht segeln dürfen. Nun sind sie im 49er doch dabei und haben schon jetzt gezeigt, dass ihre Nominierung gerechtfertigt ist.
Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger sind als Team durch Höhen und Tiefen gegangen, bevor ihr gemeinsamer Traum vom Olympia-Start wahr wurde. Jetzt treten sie das Erbe der zweimaligen Bronzemedaillengewinner Erik Heil und Thomas Plößel an, wollen in der Bucht von Marseille für im 49er für Skiff-Höhepunkte sorgen. Die Crew vom Bayerischen Yacht-Club gilt als speedstark und bleibt auch dann noch ausgeglichen, wenn der Druck ins Unermessliche steigt.
Kein Team im aktuellen Kader des German Sailing Team zieht so lange an einem Strang wie diese Crew vom Bayerischen Yacht-Club: Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger sind seit 2010 und damit fast eineinhalb Jahrzehnte in einem Boot aktiv. Im seit der Jahrtausendwende olympischen 49er nehmen sie Kurs auf ihre Olympia-Premiere.
Als siebenjährige Grundschüler haben Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger 2003 zufällig beide an einem Opti-Schnuppertraining beim Seebrucker Regatta-Verein am Chiemsee teilgenommen. Jakob Meggendorfer segelte aber später zunächst ein Jahr mit Tobias Spranger, bevor der sich auf seine Ausbildung konzentrieren wollte und sein kleiner Bruder Andreas Spranger zu Jakob Meggendorfer in den 29er stieg. einstieg. Im Jugend-Skiff legten Meggendorfer/Spranger gemeinsam den Grundstein zu ihrer olympischen Karriere.
Seine Langzeit-Sportpartnerschaft sieht das Team als Stärke. Jakob Meggendorfer erklärt: „Es ist normal, dass man als Team gut funktioniert, wenn man ähnlich tickt, sich gut versteht und gemeinsam erfolgreich ist. Erst bei Misserfolgen wie bei uns 2023 kristallisiert sich dann heraus, ob man ein wirklich starkes Team ist. Uns haben die Rückschläge noch einmal mehr zusammengeschweißt.“ Mehrere Verletzungen und Materialbruch hatten das Duo ausgerechnet im Jahr vor den Olympischen Spielen mehrfach ausgebremst. Dadurch geriet ihre Olympia-Qualifikation in Gefahr.
Dann aber beeindruckten die Bayern bei der Last Chance Regatta vor Hyères im Frühjahr 2024 mit ihrem fulminanten Sieg. Damit sicherten sie die olympische Nationenqualifikation für Deutschland im 49er zwar spät, aber souverän. Grund genug für den Deutschen Segler-Verband (DSV), für das Duo zu kämpfen und einen Einzelfallantrag auf Nachnominierung der beiden Skiffsegler beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) zu stellen. Der DOSB gab dem Antrag statt.
Für den 28-jährigen Informatik-Studenten Jakob Meggendrofer und den 27-jährigen Maschinenbau-Studenten Andreas Spranger, die beide Sportsoldaten bei der Bundeswehr sind, erfüllen sich mit dem grünen Licht Jugendträume. Unvergessen ist Jakob Meggendorfer das stürmische Olympia-Finale der 49er in Qingdao 2008 geblieben. Da lagen oft mehr Boote gekentert im Wasser als dass sie segelten. Eine dänische Crew raste trotz Mastbruch mit einem uneigennützig und blitzschnell von den bereits ausgeschiedenen Kroatien zur Verfügung gestellten Ersatzboot zum Olympiasieg. Die Brüder Pit und Jan-Peter Peckolt zu Bronze flogen. Jeder 49er-Segler kennt dieses Legendenrennen. „Ich war 12 Jahre alt und das war einfach spekatkulär, eine tolle Story. Das hat sich bei mir festgesetzt, mich inspiriert“, erinnert Jakob Meggendorfer.
Auch er und sein Crew-Kamerad sind liebende Starkwind-Player. „Das mögen wir, da haben wir gutes Bootshandling. Der Spaß daran pusht uns, wenn andere schon viel Respekt haben“, sagt der Steuermann. Gleichzeitig hat das Duo hart daran gearbeitet, sein Leichtwindspiel zu verfeinern. Entsprechend sagt Jakob Meggendorfer: „Das Olympiarevier ist uns mit seiner Vielfältigkeit sympathisch, bietet fast alles vom starken Mistral bis zum böigen und drehenden Südostwind, der über die Berge kommt.“
Als Sechste der Weltmeisterschaft in Halifax haben die gelernten Binnenseesegler ihr bestes Karriereergebnis 2022 erreicht. Im selben Jahr bewiesen sie mit Platz vier beim Weltcup vor Miami, dass sie in der Weltspitze angekommen sind, wo sie in Marseille wieder hinwollen. „Uns kommt zugute, dass wir in Marseille nicht in der Favoritenrolle antreten. Wir wissen aber, dass wir auch ganz vorne mitspielen können, wenn wir die Leistung abrufen können, die wir in uns haben“, sagte Andreas Spranger, dem die Segelliebe von Vater und Großvater in die Wiege gelegt wurde.
Auch Andreas Sprangers Olympiatraum entwickelte erst in der Jugend: „Als kleiner bayerischer Junge wusste ich kaum, dass Segeln eine olympische Sportart ist. Als wir 2016 an den Bundesstützpunkt nach Kiel kamen, unsere Junioren-Medaille gewannen und zunehmend mehr Berührungspunkte mit Top-Leuten wie Erik Heil, Thomas Plößel oder auch Philipp Buhl hatten, haben wir nach den Spielen in Rio erst richtig begriffen, wie groß Olympia ist“, erzählt er. Was sie von Heil und Plößel gelernt haben? Spranger lächelt: „Dass ihr Boot immer perfekt war. Da waren sie fast Freaks und damit so erfolgreich. Von Thomas kam auch der Rat, immer ehrlich miteinander zu sein und unser Team immer weiterzuentwickeln. Wir glauben, dass das eine Stärke unserer Mannschaft ist. Auch deshalb hat uns die schlechte Saison 2023 als Team nicht angegriffen.“
Inzwischen haben die Bayern mehr als 2000 gemeinsame Wassertage bestritten. Im olympischen Segelaufgebot von Team D fühlen sie sich wohl. „Die Camps in Marseille in den letzten Monaten waren eine tolle Idee vom DSV, die Stimmung im Team ist super, der Austausch mit erfahrenen Leuten wie Paul Kohlhoff, Alica Stuhlemmer und Philipp Buhl für uns sehr wertvoll“, sagt Andreas Spranger. Das Boot der Wahl für seine Crew beschreibt Spranger als „Rennauto auf dem Wasser“. Er sagt: „Es ist die beste Olympiaklasse, weil man den 49er zu zweit segeln kann. Auch, weil er so athletisch zu segeln ist, weil er schnell ist und fantastisch aussieht. Der 49er bietet die perfekte Mischung aus Segel- und Material-Herausforderung. Ich bastle und tüftle gerne an Booten. Im Nacra 17 wäre mir das zu viel, im Laser zu wenig. Der 49er ist genau richtig.“
Mit DSV-Trainer Max Groy verbindet Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. „Er kennt uns gut, hat ein super Auge für Segel. Wir arbeiten sehr fokussiert zusammen. Auch sind wir insgesamt im Team gut aufgestellt“, sagt Andreas Spranger. Mit Frithjof Schade sei etwa der frühere Projektmanager von Erik Heil und Thomas Plößel im German Sailing Team für Marseille. „Frithof ist ein 49er-Materialexperte, kann eigentlich alles beantworten.“
Anders als in anderen Disziplinen, wo das Material gestellt wird, werden sie mit zwei 49er-Rümpfen, mehreren Masten und Zubehör anreisen. Ihr neues Ovington-Skiff ist auf den Namen von Max Groys ein Jahr alter Tochter „Lotte“ getauft und soll seine Crew bis zum Medaillenfinale am 1. August olympisch gut tragen.
Steckbrief
Jakob Meggendorfer
Position: SteuermannGeboren: 17. Januar 1996
Geburtsort: Rosenheim
Wohnort: Kiel
Verein: Bayerischer Yacht-Club
In einem Boot: seit 2010
Trainer: Max Groy
Größe: 1,80
Beruf: Sportsoldat, Masterstudent Informatik
Andreas Spranger
Position: VorschoterGeboren: 12. Oktober 1996
Geburtsort: Mühldorf
Wohnort: Kiel
Verein: Bayerischer Yacht-Club
In einem Boot: seit 2010
Trainer: Max Groy
Größe: 1,82
Beruf: Sportsoldat, Maschienenbau-Student
Quelle: DSV
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