49er und Nacra17 EM: Katamaran-Testlabor vor Kiel – Deutsche Skiffs mit Licht und Schatten

Strömung bereitet Probleme

Strömung an der Luvtonne bei leichtem Wind:

Leichte Winde sorgten am dritten Tag der Europameisterschaften der 49er, 49erFX und Nacra17 in Kiel für Startverzögerungen bei der ersten Wettfahrt des Tages. Danach blies der Wind schwach, aber konstant.

Und die Brise zauberte den Briten Ben Saxton/Katie Dabson ein breites Lächeln aufs Gesicht. „Nur sieben Knoten Wind und wir sind vorm Wind trotzdem am Foilen“, schwärmten die Europameister von 2015. Nach den Rennen in der Qualifikationsrunde, die heute endete, gehen die Teams der Skiffs und Kats ab Mittwoch in die Finalrunde, um sich für das Medal-Races am Freitag zu positionieren. Für die deutschen Crews gab es dabei neben viel Licht auch Schatten.

Europameisterschaft der 49er, 49erFX und Nacra17: Die Briten Ben Saxton/Katie Dabson lieben das Fliegen und liegen auf Rang fünf. Foto: Pedro Martinez/Sailing Energy

Die Briten Ben Saxton/Katie Dabson lieben das Fliegen und liegen auf Rang fünf. Foto: Pedro Martinez/Sailing Energy

Das Ziel Titelverteidigung steht für Saxton/Dabson bei den fliegenden Katamaranen nicht im Vordergrund, denn auch sie hatten ihren Nacra17 mit Z-Foils erst am 12. Juli bekommen. Da blieb nicht viel Zeit, sich auf das Boot einzustellen. „Wir probieren einfach aus und haben Spaß“, so Saxton. „Jeder ist hier am Lernen“, sagte er mit Blick auf die Konkurrenz, die er als hochkarätig bezeichnet. „Es ist ein starkes Feld.“

Die nächsten Tage soll es wieder windiger werden. Dann müsse wieder alles klappen, um nicht doch noch zu stürzen. Im letzten Rennen des Tages überquerten die Briten als Erste die Ziellinie. Insgesamt liegen sie auf dem fünften Rang. An der Spitze gab es einen Führungswechsel. John Gimson/Anna Burnet (Großbritannien) haben sich mit zwei Siegen in den drei Rennen und einem dritten Platz vor die Italiener Ruggero Tita/Caterina Banti und Fernando Echavarri/Tara Pacheco (Spanien) geschoben.

Europameisterschaft der 49er, 49erFX und Nacra17: Jan Hauke Erichsen und Ann Kristin Wedemeyer (Flensburg) sind mit dem Speed ihres Nacra 17 nicht zufrieden. Foto: Pedro Martinez/Sailing Energy

Jan Hauke Erichsen und Ann Kristin Wedemeyer (Flensburg) sind mit dem Speed ihres Nacra 17 nicht zufrieden. © Pedro Martinez/Sailing Energy.

Viel Spaß beim Ausprobieren haben Jan Hauke Erichsen und Ann Kristin Wedemeyer (Flensburg) derzeit nicht. Es ist eher ein ratloses Kopfschütteln über den momentanen 19. Platz. „Uns fehlen zehn Grad an Höhe auf der Kreuz und ein Knoten an Speed“, erklärt Erichsen. Im Training habe sich dies nicht abgezeichnet, doch jetzt bei der Regatta segeln sie unter ihren Möglichkeiten. „Das müssen wir für die WM in den Griff bekommen“, suchten die beiden bei der Renn-Analyse nach Gründen.

Einer könnte in der Ausrüstung liegen. Erichsen/Wedemeyer fahren mit einem alten, umgebauten Boot. Die neuen Kats haben aber eine andere Steifigkeit als die umgerüsteten. Erichsen vermutet, dass durch den Gennaker „mehr Power auf dem System“ ist, und somit die Steifigkeit rennentscheidend ist. Nun komme es darauf an, den Tag abzuhaken und morgen wieder das Beste zu geben und rauszuholen, was geht. Auch die besten Deutschen, Paul Kohlhoff/Alica Stuhlemmer (Kiel), erwischten einen mäßigen Tag und rutschten auf Platz acht ab. Bei 25 Crews kommt es zu keiner Gruppeneinteilung in Gold und Silber.

Nacra 17 Foiler

Die Dänen testen den Foiler-Modus. © Sailing Energy

Bei den leichteren Winden hatten zudem die leichteren Teams Vorteile. Das gilt auch für die Kats in der C-Foil-Variante. In diesem Feld konnten Tom Heinrich (Kiel) und sein norwegischer Vorschoter Mathias Mollat aufgrund des Gewichts die guten Ergebnisse der Vortage nicht wiederholen. Sie hoffen nun auf mehr Wind. Die deutsch-norwegische Kombination fiel auf Platz fünf zurück. Pip Pietromonaco/Conor Nicholas (Australien) ersegelten sich die Spitzenposition. Dahinter reihten sich Calle Sørensen/Daniel Bjørnholt (Dänemark) sowie Paul Darmanin/Lucy Copeland (Australien) ein.

Europameisterschaft der 49er, 49erFX und Nacra17: Tina Lutz/Susann Beucke legten mit zwei Siegen und einem zweiten Platz eine traumhafte Serie hin. Der Lohn: Rang drei in der Gesamtwertung. Foto: Pedro Martinez/Sailing Energy

Tina Lutz/Susann Beucke legten mit zwei Siegen und einem zweiten Platz eine traumhafte Serie hin. Der Lohn: Rang drei in der Gesamtwertung. © Pedro Martinez/Sailing Energy

Im Feld der 49erFX wurde am dritten Regattatag so einiges durcheinander gewirbelt, und die deutschen Mädels machten einen Sprung nach vorne. Tina Lutz und Susann Beucke (Prien/Strande) legten mit zwei Siegen und einem zweiten Platz eine traumhafte Serie hin und eroberten sich so den dritten Rang im Gesamtklassement. Die Dänen Jena Hansen/Katja Salskov-Iversen mussten ihre Führungsposition an Annemiek Bekkering/Cecile Janmaat (Niederlande) abgeben.

Auch die Berlinerinnen Victoria Jurczok und Anika Lorenz segelten sich mit zwei dritten und einem vierten Platz nach vorn, liegen nun auf dem sechsten Gesamtrang – gute Voraussetzungen für die Heimteams, um in den nächsten Tagen in den Medaillenkampf eingreifen zu können. Ebenfalls in der Goldflotte der besten 20 Crews dabei sind die Kielerinnen Jule und Lotta Görge, die auf Platz 16 liegen. Auch die Junioren Gwendal Lamay/Luke Willim (Hamburg/Schleswig) wären nach einer starken Leistung als Siebte dabei. Aber sie müssen in der Silberflotte antreten, weil nur die besten 20 reinen Frauenteams in der Goldflotte starten dürfen.

Die 49er-Männer beendeten nach zwei Wettfahrten den Tag. Die Spitze blieb unverändert: Dylan Fletcher-Scott/Stuart Bithell rangieren vor James Peters/Fynn Sterritt (beide Großbritannien). Auf Rang drei liegen die Australier David Gilmour/Joel Turner.

Für die Goldflotte der Finalrunde (Top 20) haben sich die beiden Nachwuchs-Crews des DSV qualifiziert. Beste Deutsche sind aktuell Tim Fischer/Fabian Graf (Hamburg) auf Rang 13. Sie hatten den Cut mit Rang 18 im vorletzten Quali-Rennen schon fast verpasst, ließen trotz des starken Drucks aber einen Sieg im letzten Rennen folgen und schoben sich weit nach vorne. Mit einer starken Leistung qualifizierten sich auch die Newcomer Jakob Meggendorfer/Andreas Spranger (Simsee) auf Platz 16.

Nicht dabei sind hingegen Justus Schmidt/Max Böhme. Die Europameister von 2015 verpassten auf ihrem Heimatrevier als 21. die Runde der besten Crews genau um einen Platz, nachdem sie bei sehr wenig Wind zum Abschluss der Qualifikation zwei 26. Plätze abgeliefert hatten. In den Abendstunden lief noch ein Protest wegen einer Kollision in der 49er-Klasse und machte den Kielern Hoffnung, doch noch in die Goldflotte zu rutschen. Aber die Situation entwickelte sich doch nicht zu ihren Gunsten.

Schmidt/Böhme im Interview vor dem letzten Quali-Tag:

Am Freitag ziehen die besten Boote aus jeder Klasse in die Medal Races ein. Das Finale wird direkt auf der TV-Innenbahn, der Bahn „Hotel“, im Theater Style ausgetragen. Vorgesehen ist es, dass als erste die besten acht Nacra 17 Full Foiling mit ihren Medal Races starten. Ihr Zeitfenster ist auf etwa 12 bis 13.15 Uhr festgelegt, bevor dann die zehn besten 49er von 13.15 bis 14.30 Uhr um den Titel segeln.

Den Abschluss machen die zehn führenden 49erFX von 14.30 bis 15.30 Uhr. Das Regattafeld ist in diesem Fall wie ein Spielfeld begrenzt, sodass die Zuschauer direkt an das Regattafeld gebracht werden und das Rennen hautnah erleben können. Die Organisatoren des Kieler Yacht-Clubs und Norddeutschen Regatta Vereins wollen so möglichst vielen Menschen spannende Wettfahrten aus nächster Nähe bieten.

Die Wettfahrten der Goldfleet und die Finale werden von 2. bis 4. August via Youtube live gezeigt: http://youtube.com/49ersailing

Alle Ergebnisse und weitere Informationen finden Sie unter:
Ergebnisse 49er und Nacra17

Quelle: SVG-Verlag

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