Auf dem Gelände der Segler-Vereinigung Cuxhaven gab Uwe Santjer, Oberbürgermeister von Cuxhaven, gestern Abend den symbolischen Startschuss zur Jubiläumsveranstaltung. Die Segler der Sundowner Regatta sind bereits auf Helgoland angekommen.
Vor den 125 teilnehmenden Yachten liegen zahlreiche spannende und herausfordernde Wettfahrten. Zum inzwischen 87. Mal in 100 Jahren treffen sich die Seesegler zu Pfingsten auf der einzigen deutschen Hochseeinsel zum sportlichen Wettstreit. Nach zwei Jahren Pause, in der die Traditionsregattaserie, wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden konnte, sind Segler und Veranstalter überglücklich, wieder nach und rund um Helgoland segeln zu können.
Auch Gesche Boehlich aus dem Organisationsteam der Nordseewoche verlieh in ihrer launigen Rede der Freude darüber Ausdruck, endlich wieder segeln zu können. Besonders freute sie sich, dass inzwischen auch das Wetter einen vielversprechenden Auftakt der Nordseewoche ermögliche.
„Xenia“ gewinnt Sundowner Race
Während der Großteil der Segler erst heute, am Samstag, mit den Zubringerwettfahrten aus Cuxhaven (46 Yachten), Bremerhaven (elf Yachten), Hallig Hooge (elf Yachten) und Hooksiel (vier Yachten) nach Helgoland segelt, gab es eine Gruppe von 24 Yachten, die bereits gestern, am 3. Juni, in Richtung Helgoland aufgebrochen war.
Die schnellsten Schiffe erreichten bereits gegen 22.00 Uhr den Helgoländer Südhafen. Sieger der Sundowner Regatta (W12) in der Gruppe ORCi 1 ist “Xenia” mit Ralf Lässig am Ruder. In der Gruppe ORCi 2 + Club 2 siegte die “Pax” mit Klaus-Uwe Stryi und in der dritten Gruppe ORCi 3 + 4 gewann die “static electric” mit Heiko Päsler. Schnellstes Schiff nach gesegelter Zeit mit einer Zeit von 3 Stunden, 12 Minuten und 50 Sekunden wurde „Almost Nothing“, die Brenta 60 von Steffen Müller.
Die Teilnehmer der Sundowner-Regatta gingen pünktlich in zwei Startgruppen ab 18.30 Uhr, bei etwa 14 bis 16 Knoten Wind aus Nord, über die Startlinie vor Cuxhaven. Wettfahrtleiter Albert Schweizer war unmittelbar nach dem Start begeistert: „Wir hatten gigantisch gutes Wetter mit super Wind bei beiden Starts.“ In der zweiten Startgruppe legten zwei Crews einen Frühstart hin. „Die beiden waren etwas zu gierig und mussten dann gegen die Tide ein Stück zurücksegeln.“, sagte Schweizer. Vor den Teilnehmern lagen etwa 40 Seemeilen offene Nordsee bis nach Helgoland. Wie Wetterexperte Meeno Schrader von der Firma WetterWelt erwartet hatte, wurde es für die Segler eine trockene Überfahrt bei einem wolkenlosen Himmel. Im Laufe der Nacht nahm der Wind leicht auf 18 bis 19 Knoten, in Böen um die 22 Knoten, zu.
Die Sundowner Wettfahrt bildet den Auftakt zur Early-Bird-Serie, die heute mit drei Hummer-Races fortgesetzt wird.
Alle Ergebnisse gibt es hier:
Flaute bei Wettfahrt 1: Wedel Cuxhaven
Der Nordseewoche-Freitag begann gestern um 6.00 Uhr mit einer Geduldsprobe für die aus Wedel startenden Crews. „Es macht im Moment einfach keinen Sinn. Wir haben zu wenig Wind.“, meldete Jürgen Raddatz von Bord des Startschiffs der W1 gegen 8.00 Uhr. Der Wettfahrtleiter der Regatta Wedel-Cuxhaven (W1) hatte zuvor bereits die Entscheidung treffen müssen, den Start zu verschieben und die Flotte der 22 Boote unter Motorkraft die Elbe hinab in Richtung eines neuen Startgebiets bei Glückstadt zu schicken.
Dort bestünde eine gewisse Hoffnung auf eine leichte Brise, so Raddatz.
Der Start war ursprünglich für 6.00 Uhr morgens geplant, doch aus der Regatta wurde eine Flottillenfahrt unter Maschine. Um 9.00 Uhr fiel dann die finale Entscheidung der Wettfahrtleitung: „Wir haben die W1 abgeschossen.“ Denn: „Bei dem wenigen Wind ist es den Teams kaum möglich die Tide auszusegeln. Und wenn die Tide gegen Mittag kippt, müssten die Boote gegen die Strömung ankämpfen. Das muss ja nicht sein“, sagte Raddatz. „Die Flaute kam für uns – und die Teilnehmer – nicht überraschend. Insofern war klar, dass wir nicht zu lange warten, die Regatta abzubrechen und nach Cuxhaven zu motoren“, sagte Raddatz.
Die Hamburger Crews erreichten Cuxhaven schließlich in den Mittagsstunden. Das erste Mal überhaupt fand eine Wettfahrt von Hamburg nach Cuxhaven im Jahr 1910 als Clubregatta der Segler-Vereinigung Altona-Ovelgönne (SVAOe) statt. Also sogar noch zwölf Jahre vor der ersten Nordseewoche. Heute, im 100. Jahr der Nordseewoche, kämpfen die Segler noch immer mit den gleichen Schwierigkeiten wie damals: Ohne Wind kann nicht gesegelt werden.
Heilige Flagge Übergeben
Im Jubiläumsjahr kehrte gestern die Heilige Flagge nach Helgoland zurück. Es war 1925, als die Nordseewoche zum ersten Mal nach und rund um Helgoland ging. Die Gemeinde Helgoland hatte zu diesem Anlass erstmals die Heilige Flagge ausgelobt. Die nach gesegelter Zeit schnellste Yacht auf der Regatta Rund um Helgoland sollte sie verliehen bekommen. Damals gewann die „Ashanti II“ von Heinz Harmssen aus Bremen und erhielt als erste Yacht die Flagge. Im Jubiläumsjahr 2022 kann sie nun zum fünften Mal ersegelt werden.
Im Jahr 1928 wurde die Heilige Flagge letztmalig ausgeschrieben. Gewonnen wurde die Heilige Flagge 1928 von der „Schwalbe“ von Jürgen Friedrich Schaper aus Hamburg.
Nach 1928 wurde die Heilige Flagge, deren Zusatz „heilig“ sich aus der alten Bezeichnung der Insel Helgoland als „Heiligland“ ableitet, nicht mehr ausgeschrieben. Doch die zuletzt vergebene Flagge existiert noch und befindet sich im Besitz von Jürgen Friedrich Schapers Schwiegertochter Marlies Schaper.
Marlies Schaper selber übergab die Heilige Flagge gestern, um 18.00 Uhr an die Gemeinde Helgoland in der Alexseal Offshore Lounge im boot Düsseldorf Race Village auf Helgoland mit den Worten: „Sie gehört hierher und sie passt hierher. Zu Hause in der Schublade ist sie ganz sicher nicht gut aufgehoben.“ Inselbürgermeister Jörg Singer nahm von Marlies Schaper die Flagge stellvertretend für alle Helgoländer in Empfang. Er versprach, der Flagge einen würdigen Ort im Rathaus zu geben, um sie auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Außerdem hob er in seiner Rede die exzellente Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde Helgoland und der Nordseewoche hervor. Bürgermeister Singer: „Jetzt haben wir etwas, auf das wir mindestens die nächsten 97 Jahre blicken können.“
Im Gegenzug für die Stiftung der Heiligen Flagge von 1928 wird die Gemeinde Helgoland zukünftig jedes Jahr eine neue Heilige Flagge stiften. Diese neue Flagge wird beim Capitell Cup Rund Helgoland (Start Sonntag, 5. Juni, 9.30 Uhr) für wechselnde Klassen, nach berechneter Zeit ausgeschrieben. Die diesjährige Flagge wird unter den Yachten der Klassen ORCi 1 und ORC Club 1 ausgesegelt. Die Übergabe der ersten neuen Heiligen Flagge wird am Sonnabendmorgen (4. Juni) im Helgoländer Rathaus stattfinden.
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