Österreicher Werner Deuring ist neuer Weltmeister bei den 8mR-Yachten: Mit der Hilfe eines Team New Zealand Taktikers und dreifachen Olympiateilnehmers. König Harald mit Bronze in der Sira-Klasse.
Der neue Weltmeister der 8mR-Yachten ist Werner Deuring auf der „Conquistador“ vom Yacht-Club Bregenz. Er verteidigte seinen Vorsprung am letzen Tag der Weltmeisterschaft knapp. Durch zwei Siege in den letzen beiden Rennen kam das Team des Schweizers Jean Fabre mit der „Yquem II“ noch einmal bis auf einen Punkt an Deuring heran, konnte den Österreicher mit dessen internationaler Crew (Dan Slater, Markus Sagmeister, Michael Seifarth, Reinhard Brucker und Thomas Schaffler) nicht mehr von Platz eins verdrängen.
Der Neuseeländer Slater (42) ist ein echter Profi, hat schon im 49er und zweimal im Finn Dinghy aln Olympischen Spielen teilgenommen, und war 2003 beim America’s Cup für das Team New Zealand als Taktiker und Stratege im Einsatz. Er half den Bodensee-Spezialisten, zu denen mit Michael Seifarth ein Segler gehörte, der immerhin 2013 beim Youth America’s Cup in San Francisco für Deutschland gestartet ist.
Deuring gewann damit auch den Weltmeistertitel in der Altersgruppe „Modern“, von denen zwei Boote am Start waren, die auch die ersten beiden Plätze in der Gesamtwertung belegten. Die Titel in den anderen drei Wertungsgruppen gingen an Harri Roschier (Finnland) mit der „Luna“ in der Gruppe „Sira“, Angelo Mazzarella (SN Genf, Schweiz) auf der „Carron II“ in der Gruppe „Neptune“ und Dr. Andreas Lochbrunner (Lindauer Segler-Club) in der Gruppe „First Rule“.
„Das war noch eine harte Partie heute“, blickte Werner Deuring auf den Samstag zurück. „Wir haben die erste Wettfahrt durch einen taktischen Fehler verschenkt. Aber wir sind mit genug Vorsprung in den heutigen Tag gegangen“, so Deuring, der auch seine Gegner lobte. „Die Jungs vom Genfer See sind super drauf und nicht umsonst schon ein paar Mal Weltmeister gewesen“, war Deuring froh, dass der Vorsprung gereicht hatte.
„Es wäre mehr als ein Wunder gewesen, wenn wir das noch gewonnen hätten“, gab Jean Fabre zu, „aber wir sind trotzdem zufrieden.“ Zwei erste Plätze waren zum Abschluss eben nicht genug. „Wir sind bei mehr Wind besser, aber die schwierigen Winde am Bodensee haben wir zu spät verstanden“, so Fabre. Vor allem die wechselhaften Bedingungen beeindruckten die Schweizer. „Gratulation an den Yacht Club Langenargen für diesen Event. Auch wenn nur einer dabei war – wir konnten uns alle fühlen wie Könige“, zeigte er sich von der Leistung der vielen ehrenamtlichen Helfer des Gastgebers beeindruckt.
Rang drei insgesamt ging an die finnische „Luna“ mit Harri Roschier, auch wenn diese mit einem siebten Platz im letzten Rennen ihren Streicher segelte. Seinen vierten Platz verteidigte auch Eckhard Kaller (YC Meersburg) mit der „Wyvern“, den ihm S. M. König Harald von Norwegen mit seiner „Sira“ beinahe streitig gemacht hatte. Doch am Ende lag der Segelmacher vom Bodensee einen Punkt vor dem dreifachen Olympiateilnehmer aus dem hohen Norden. Auf Rang sechs segelte schließlich Bootsbauer Josef Martin mit der „Sposa II“ vom YC Radolfzell.
Zum x-ten Male Weltmeister der über 100 Jahre alten Boote in der Gruppe „First Rule“ wurde Andi Lochbrunner mit seiner 1912 gebauten „Elfe II“. „Für den Bodensee war das eine sehr zufriedenstellende Veranstaltung. In unserer Gruppe war es ein sehr starkes Teilnehmerfeld. Sieben Boote in der Gruppe First Rule hatten wir noch nie.“
Der Bodensee zeigte bei der WM viele Gesichter
An den sechs Regattatagen zeigte der Bodensee fast alle seine Gesichter – von Sonne bis Gewitter, von Flaute bis frischer Brise. Herrlichstes Sommerwetter empfing die Teilnehmer aus acht Nationen (sogar bis aus Brasilien) am Montag. Der Schönwetterwest ermöglichte am ersten Tag drei Wettfahrten. Gewitter mit Wolkenbruch, der die Freiflächen im Race Village im BMK Yachthafen Langenargen zu einem See verwandelte, hielt Segler wie Wettfahrtleitung bis zum Nachmittag an Land fest – und später musste ein Rennen wegen wieder einsetzender Flaute abgebrochen werden.
Sonne und dunkle Wolken wechselten sich am dritten Tag ab. Dreimal wurde die Flotte auf den See geholt, dreimal unverrichteter Dinge wieder zurück in den Hafen geschickt. Wettfahrtleiter Rudi Magg setzte daraufhin die Startzeit für den Donnerstag auf sieben Uhr morgens fest – und siehe da, das frühe Aufstehen hatte sich gelohnt: Bereits am Vormittag waren zwei weitere Rennen gesegelt, die Mindestzahl an Wettfahrten für eine gültige Weltmeisterschaft war erfüllt.
Entspannt sah man nun dem Freitag entgegen. Beim Auslaufen am Morgen setzte einmal mehr starker Regen ein – doch auf dem See wehte Westwind mit drei bis vier Beaufort, der für zwei weitere anspruchsvolle Wettfahrten sorgte. Endlich wieder Sonne und blauer Himmel erfreuten vor allem zahlreiche Besucher am Samstag – für die Segler auf dem See war es ein langes Warten auf regattatauglichen Wind. Um 13.40 Uhr startete schließlich das achte Rennen, bei südlichem Wind mit rund zwei Beaufort.
Jean Fabre (auf „Yquem II“) machte seine Ankündigung vom Vorabend wahr: Mit einem ersten Platz verkürzte er den Abstand auf den führenden Werner Deuring („Conquistador“).
Fünf Minuten vor dem letztmöglichen Starttermin schickte Rudi Magg die Segler ein letztes Mal auf die Bahn. Mit dem neunten Rennen wurde auch der vorgesehene Plan von zehn Wettfahrten fast erreicht – eigentlich für eine Woche im Hochsommer ungewöhnlich. „Mehr kann man nicht erwarten“, betonte Rudi Magg und dankte allen Helfern ausdrücklich. „Bye, bye“, sagte Magg bei der Siegerehrung noch. Denn nach 30 Jahren als Wettfahrtleiter will er in den „Ruhestand“ gehen. Die Segler dankten ihm mit stehendem Applaus.
Neben den Wanderpokalen, auf denen die Sieger eingraviert werden, wurden den Weltmeistern in den vier Gruppen von Thilo Mühle, Geschäftsführer von Mühle-Glashütte, jeweils ein Yachtchronometer Luxus überreicht, dazu je ein handgefertigtes Messer mit maritimer Inspiration von Neptunia, die Thierry Henriot kreiert hatte und ebenfalls persönlich überreichte.
Mittelpunkt des einwöchigen Events, dem der „Aguti Classic Cup“ mit insgesamt 47 Booten aus verschiedenen Traditionsklassen vorausging, war das Race Village mit einem Pagodenzelt inmitten des BMK Yachthafens Langenargen, das mit maßgeblicher Unterstützung des Informationsportals bauen.ch realisiert werden konnte.
Die nächste Weltmeisterschaft der 8mR-Yachten 2019 wird vom 20. bis 27. Juli in Cowes (Südengland) von der Royal Yacht Squadron ausgerichtet.
Weltmeisterschaft der 8mR-Yachten auf dem Bodensee beim Yacht Club Langenargen, 1.-7. Juli 2018
Endergebnis
Gesamtwertung: 23 Yachten, 9 Wettfahrten
1. „Conquistador“; Werner Deuring (YC Bregenz, Österreich), Dan Slater, Markus Sagmeister, Michael Seifarth, Reinhard Brucker, Thomas Schaffler; 12 Punkte
2. „Yquem II“; Jean Fabre (SN Genf, Schweiz) Manuel Stern, Cedric Sanften, Marc Stern, David Genier, Pasqual Python; 13 Punkte
3. „Luna“; Harri Roschier (Helsingfors Segelsällskap, Finnland), Markus u. Nico Roschier, Thelen Kenneth, Jouni Seppi, Kimmo Viljamaa, Ari-Pekka Raitisto
4. „Wyvern“; Eckhard Kaller (YC Meersburg)
5. „Sira“; S.M. König Harald von Norwegen
6. „Sposa II“, Josef Martin (YC Meersburg)Gruppe Modern (gebaut nach der neueren Meter-Regel)
1. „Conquistador“; Werner Deuring (YC Bregenz, Österreich)Gruppe Neptun (gebaut nach der zwischen 1919 und 1933 geltenden zweiten Meter-Regel, originalgetreu)
1. „Carron II“; Angelo Mazzarella (SN Genf, Schweiz)Gruppe Sira (gebaut nach der zwischen 1918 und 1933 geltenden zweiten Meter-Regel, später modernisiert)
1. „Luna“; Harri Roschier (Helsingfors Segelsällskap, Finnland)Gruppe First Rule (Baujahr vor 1918, originalgetreu)
1. „Elfe II“; Andi Lochbrunner (Lindauer SC)
Quelle: Volker Göbner/Yacht-Club Langenargen e.V.
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