Amedeo verhindert Vendée Globe Aus: Ersatzboot für IMOCA gefunden nach Explosion

„Null Bock auf Marketing-Foils“

Der Route du Rhum-Pechvogel Amedeo hatte zwei Optionen: Entweder die ex Arkea Paprec von 2020 oder Goldings uralter IMOCA von 2007. Er entschied sich für das ältere Boot und schmeißt sogar die „Stummel-“ und „Marketing-„ Foils raus. Warum?

Er sorgte für die Horror-Story par excellence während der letzten Route du Rhum: Fabrice Amedeo musste seinen IMOCA nach einer Explosion fluchtartig verlassen, trieb stundenlang in der Rettungsinsel zwischen kernigen Wellen und wurde schließlich in einer kniffeligen Aktion von der Besatzung eines Frachters gerettet.

Bei der Verabschiedung von seinen Lebensrettern wünschte ihm einer aus der Besatzung ein „schönes zweites Leben“.

Der Einhandsegler im Überlebensanzug bevor er die Rettungsinsel besteigt. © Amedeo

Amedeo, der früher als Journalist gearbeitet hat, beschrieb die Stunden nach der Explosion bis zur Rettung in langen Posts auf den Sozialen Medien.

Zurück im alten Leben

Doch der 44-jährige IMOCA-Skipper sah seine Rettung aus höchster Not und den Verlust seines Bootes keineswegs so theatralisch und dramatisch, wie es ihm seine Umwelt suggerierte. Natürlich war er froh, wieder bei Frau, Kind und Kegel wohlbehalten zurück zu sein. Doch seine Vendée Globe-Ambitionen wollte er nun keineswegs aufgeben.

Das neue Spielzeug kurz nach Anlieferung – hier noch mit “Stummel”-Foils © art et fenetre/amedeo

„Für mich hatte letztendlich kein ‚zweites Leben‘ begonnen, sondern mein schönes, ureigenes Leben wurde fortgeführt“, machte er in zahlreichen Interviews deutlich. „Ich habe niemals das Gefühl gehabt, dass der Ozean gegen mich ist. Ich hatte Pech mit der Technik – aber als ich in der Rettungsinsel saß, fühlte ich mich auf dem Ozean trotz allem geborgen. Er hatte mir zwar ein paar Knüppel in den Weg gelegt, doch ich habe die Warnung verstanden. Wenn ich auch später beim Umstieg auf den Frachter mitunter Angst um mein Leben hatte.“

Also blieb zurück an Land für Amedeo nur eine Option: Weitermachen!

Wahl der Qual?

Nächster Schritt war der Kauf eines Bootes. Nur zwei standen auf dem leergefegten Markt zur Wahl (SR-Bericht): Ein Owens Clarke-Design aus dem Jahr 2007, auf dem zuvor Rodolphe Sepho segelte und das für Mike Golding schon 2007 gebaut wurde. Oder die ehemalige Arkéa Paprec von 2020, auf der Sébastien Simon an der letzten Vendée Globe teilnahm. Nach Aussagen von Romain Ménard, Chef beim Paprec Arkea Sailing Team, stand das letztgenannte Boot in Bestform da, es wurde komplett überholt.

Für die Szene war noch vor ein paar Wochen klar: Der Amedeo wird ohne Zweifel bei der exArkea Paprec zuschlagen. Doch hier irrten die allwissenden Insider gewaltig.

eine der letzten aufnahmen auf seinem zwischenzeitlich untergegangenen IMOCA© amedeo

In einem Interview mit dem französischen Magazin Voiles et Voiliers und auf seiner Facebook-Seite beschreibt Amedeo, warum er und sein Team sich anders als erwartet entschieden: „Am Anfang waren wir sehr angetan von der Arkéa-Paprec-Option. Ich habe lange darüber nachgedacht und mir letztlich aber gesagt, dass wir uns nicht die Finger an einem teuren, sehr extremen und nicht unbedingt gut gebauten Boot verbrennen sollten, das uns sicherlich Schwierigkeiten bereitet hätte.

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Michael Kunst

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Ein Kommentar „Amedeo verhindert Vendée Globe Aus: Ersatzboot für IMOCA gefunden nach Explosion“

  1. avatar Till sagt:

    für Amedeo ist das wahrscheinlich wirklich die bessere Yacht, schon mit der letzten gab es ja leider dauernd irgendwelche Probleme, ausgefalle Computer Defekte Elektronik usw. so kam es ja auch zum Ausfall bei der Vendee Globe. mit den ex Hugo Boss Foils hat man das Schiff sicherlich auch nicht zuverlässiger gemacht somit ist das ganze so wahrscheinlich erstmal besser. wenn die Erfahrung im Betrieb und der Vorbereitung dann da ist, wird es beim nächsten Mal vielleicht auch ein richtiger Foiler.

    eigentlich schade, die alte imoca konnte nie ihr Potenzial zeigen, das ursprüngliche Projekt kam nie zustande, Pieter Heerema hat sie mehr um den Globus getragen als gesegelt und bei Amedeo konnte sie aufgrund von viel Pech und vielen defekten nie zeigen was sie kann.

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