Atlantik-Race AAR: Boris Herrmann mit „Malizia“ auf Kurs Hamburg – 16 Yachten im Rennen

"Sie werden schwer zu schlagen sein"

Boris Herrmann hat mit der Hochseerennyacht „Malizia“ Kurs auf seine Heimatstadt Hamburg gesetzt. Nach dem Start zur Atlantic Anniversary Regatta (AAR) am Sonntag (8. Juli) vor Bermuda gehört der  „fliegende“ IMOCA Open 60 zu den Topfavoriten auf der 3.500 Seemeilen langen Strecke.

AAR-Start aus der Luft

AAR-Start aus der Luft. “Rambler 88” vorneweg. © John Singleton

Der 37-jährige Segel- Profi bestreitet die Jubiläumsregatta zum 150jährigen Bestehen des Norddeutschen Regatta Vereins (NRV) mit einer norddeutschen Crew. Ihr Zieleinlauf wird in etwa zwölf Tagen (20./21. Juli) in Cuxhaven erwartet, bevor die silbergraue „Malizia“ für eine Woche im Herzen der Hansestadt vor der Elbphilharmonie zu bestaunen sein wird.

„Das Transatlantikrennen gegen zahlreiche namhafte internationale Teams wird sportlich eine große Herausforderung“, sagte NRV-Mitglied Herrmann vor dem Ablegen, „aber nach berechneter Zeit wollen wir natürlich gewinnen.“ Der dreimalige Weltumsegler, der 2020 als erster Deutscher überhaupt an der legendären Vendée Globe solo nonstop einmal um die Erde teilnehmen wird, nannte die deutlich größere US-Rennziege „Rambler 88“, die niederländische „Teasing Machine“ und die Hamburger „Varuna“ als härteste Konkurrentinnen. Herrmann „Alle drei sind Hightech-Boote mit Proficrews besetzt und werden schwer zu schlagen sein.“

Malizias AAR-Crew

Malizias norddeutsche AAR-Crew © Birte Lorenzen

Zahlreiche Gäste und Einheimische boten den 17 Teams mit 150 Aktiven aus 14 Nationen einen großen Abschiedsbahnhof, als diese mit ihren Yachten frühzeitig die Leinen los warfen um rechtzeitig zum Start vorm St. Davids Leuchtturm zu kommen. Bei mäßiger Südsüdostbrise der Stärke drei bis vier ging es durch den Great Sound von Bermuda, quasi die Innenförde hinaus auf den Atlantik. „Die engen Manöver vor und kurz nach dem Start zwischen den gesetzten Bahnmarken waren mit kleiner Crew auf einem Open 60 nicht ohne“, berichtete der Skipper, „aber es klappte alles wie am Schnürchen.“

Unter dem angeschlagenen (einsatzbereiten) Code-0-Vorsegel beschleunigte die „Malizia“ nach dem Startschuss von Wettfahrtleiter Stefan Kunstmann rasant. Damit fuhr sie später aber zunächst etwas höher als die Ideallinie, ehe alle Mann an Deck auf den großen Spinnaker umbauten. Boris Herrmann: „Das hat uns zwar ungefähr vier Seemeilen auf die ‚Varuna‘ gekostet, sollte uns im Schnitt aber wieder schneller als die Vereinskollegen gemacht haben.“

Boris Herrmann

Boris Herrmann vor dem AAR-Start © Birte Lorenzen

Schon kurz nach dem Start um 17.05 Uhr deutscher Zeit hatte sich die „Rambler 88“ von George David bei traumhaften Segelbedingungen an die Spitze des Felds gesetzt. „Die ist fast zehn Meter länger, hat einen sieben Meter tief gehenden Schwenkkiel und 22 Mann an Bord“, erklärt Herrmann, „rechnerisch müsste sie ein Viertel bis ein Drittel schneller sein.“ Doch auf der Route über den „großen Teich“ kommt es entscheidend auch auf die richtige Strategie und Taktik an.

„Wir erwarten einen großen Bogen oben um das stark ausgeprägte und relativ weit nördlich gelegene Azoren-Hoch herum und werden hoffentlich von einer herannahenden tropischen Störung nicht mehr eingeholt“, sagt der Skipper der „Malizia“, die für den Yacht Club de Monaco (YCM) segelt. Der YCM mit Vizepräsident Pierre Casiraghi, Sohn von Prinzessin Caroline von Monaco, und Segelfreund von Herrmann, sowie der Automobilkonzern BMW mit seiner Technologie unterstützen die Vendée-Kampagne des Hamburgers maßgeblich.

Boris Herrmann auf der Malizia vorm AAR-Start Birte Lorenzen

Boris Herrmann auf der Malizia vorm AAR-Start © Birte Lorenzen

Zur fünfköpfigen „Malizia“-Mannschaft bei der AAR gehören der Hamburger Geschäftsmann Claus Löwe, Eigner der Segelyacht „Leu“, mit Sohn Christopher und sein Vorschiffsmann Tim Müller sowie der Bremer Unternehmer Christoph Enge. Während Boris Herrmann die Yacht einhand über den Atlantik zum Start in die Karibik überführte und sich damit gleichzeitig für die berühmte Soloregatta Route du Rhum qualifizierte, flog die Crew nach Bermuda ein. „Wir sind zusammen schon das Rolex Fastnet Race gesegelt und eingespielt“, sagte Löwe, „mit der Professionalität und dem Teamgeist unseres Skippers war die kurze Vorbereitung kein Problem.“

Auch für Boris Herrmann wurden die letzten Tage vor dem mit Spannung erwarteten Start bootstechnisch „reine Routine“. Er nahm sich sogar noch Zeit, den Segelnachwuchs zu fördern und die „Malizia“ von gut 50 Mädchen und Jungen aus örtlichen Vereinen und Initiativen „erobern“ zu lassen. Dabei ging es nicht nur um die faszinierende Technik an Bord, sondern auch um das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz.

Boris Herrmann

Boris Herrmann mit Bermuda Kids © Birte Lorenzen

Das Malizia-Projekt Ocean Challenge Education unter Leitung der Hamburger Lehrerin Birte Lorenzen leistet einen wertvollen Beitrag, die Rolle der Weltmeere beim Klimawandel zu erforschen und die Youngsters von heute für die Reinhaltung der Ozeane zu sensibilisieren. Mit dem starken Partner BMW wird zudem ein emissionsfreier Antrieb zur Stromerzeugung an Bord entwickelt, mit dem es in zwei Jahren völlig ohne fossile Brennstoffe um die Welt gehen soll. Beides werden Schwerpunkte des einwöchigen Auftritts vom Team Malizia in Hamburg (22. bis 29. Juli).

Durch die Aktion in Bermuda gewann Boris Herrmann weitere aufmerksame Fans, die den Rennverlauf der „Malizia“ nun mittels YB Race Tracker im Internet unter borisherrmannracing.com verfolgen oder sich die dazugehörige App aufs Smartphone herunterladen. Am Montagmorgen (9. Juli) zeigte der Tracker die „Malizia“ vor der „Varuna“ auf Rang zwei hinter der führenden „Rambler 88“. Sie hatte bereits mehr als 200 Seemeilen zurückgelegt.

Tracker AAR

Quelle: Andreas Kling / Boris Herrmann Racing

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