Autopiloten bei The Ocean Race: “99,9 Prozent” im Einsatz – Ist das noch Segeln?

"Das Tastenfeld ist die Pinne"

Die wohl wichtigste Neuerung im Ocean Race? Der permanente Einsatz der Hightech-Autopiloten. Was das Computersegeln noch mit einem klassischen Segelverständnis zu tun hat.

Nicht an der Pinne, sondern am Bildschirm wird gesteuert © Ocean Race/Holcom/PRB

Bei dieser Ausgabe des Ocean Race mangelt es bekanntlich nicht an Neuerungen: IMOCA als neue Bootsklasse, ein völlig neuer Kurs, ein neues Startdatum und mit der italienischen Stadt Genua ein neuer Zielhafen. 

Was die Geschehnisse an Bord betrifft, gibt es ebenfalls viel Neues und Bemerkenswertes. So wird dieses Rennen mit der kleinsten Crew bestritten, die jemals bei einem Ocean Race (und seinen Namensvorgängern) teilgenommen hat. Folgerichtig unterscheidet sich die Arbeit dieser fünf Segler deutlich von der Arbeit der Crews auf den Volvo 65-Racern der letzten Ausgabe 2017/18.

Essenzielle Neuerungen

Die wohl wichtigste Neuerung für die Arbeit auf den IMOCA: Die Steuerleute haben keine Schlüsselfunktion mehr! Früher war die Arbeit am Rad bzw. an der Pinne essenziell und entschied nicht selten über Sieg oder Niederlage. Wer die Boote stundenlang schnell und sicher durch jeden Seegang steuerte, erfüllte schon mal eine wesentliche Voraussetzung für Top-Platzierungen.

Das war auch für The Ocean Race 2023 geplant. Robert Stanjek hatte sich zu Beginn seiner Kampagne mit dem Offshore Team Germany Hoffnung gemacht, dass er mit vielen starken Steuerleuten auch aus dem olympischen Umfeld einen Vorteil haben könnte.

Aber die Organisatoren stießen schnell auf den Widerstand der etablierten IMOCA-Skipper, die The Ocean Race nicht interessierte, sofern sie das Rennen nicht als Vorbereitung in ihre Vendée Globe-Kampagnen einbauen konnten. Deshalb wurde ihren Wünschen nach der Autopilot-Nutzung und einer langer Southern-Ocean-Etappe  entsprochen.

So werden die IMOCA aktuell auch im Crewmodus fast während der gesamten Dauer von Computern respektive Autopiloten gesteuert. Nur in den Startphasen sieht man die Skipper an der Pinne sitzen, wenn es um enge Positionskämpfe oder das Bootsgefühl bei Leichtwind geht.

Autopiloten können immer besser die IMOCA bei jedem Wetter auf jedem Kurs halten © Holcim PRB

Aber ist das noch Segeln, wenn die Crew geschützt unter Deck hockt und Computer bedient? Manche Fans denken schon wehmütig an das vergangene Volvo Ocean Race, als die VO65 durch härteste Bedingungen gepusht werden mussten und etwa das inzwischen legendäre Brunel-Drohnen-Video entstand.

Die IMOCA-Klassenvereinigung fragte vor dem Start in Alicante die britischen Solosegler Sam Goodchild (Team Holcim/PRB) und Will Harris (Team Malizia) nach ihrer Meinung zu dem Thema. Goodchild etwa bestätigt, dass „der Autopilot bei der Weltumseglung zu  99,9 Prozent das Steuern der Boote übernimmt.“

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Ein Kommentar „Autopiloten bei The Ocean Race: “99,9 Prozent” im Einsatz – Ist das noch Segeln?“

  1. avatar Alfredo sagt:

    Moin moin, interessant dieser Eindruck das die IMOCA s
    nur durch Computer gesteuert und gesegelt werden, ich beziehe mich auf das nur!!! In dieser Klasse mit den möglichen hohen Geschwindigkeiten und den Distanzen die in kurzer Zeit zurück gelegt werden benötigt es sicherlich nicht weniger Wissen und Geschick als Segler als wenn man konventionell am Steuerrad unterwegs ist. Auf solchen Distanzen zählt zusätzlich zu den seglerischen auch mehr das taktische und dazu haben alle Teilnehmer ihre Computer zur Unterstützung dabei, die Daten liefern aber auch von der Crew gefüttert werden um die Konkurrenz hinter sich zu lassen.

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