Das Team von Dona Bertarelli hat die 78. Langstreckenregatta Bol d’Or auf dem Genfer See gewonnen. Nach 135 Meilen lag sie knapp vier Minuten vor ihrem Bruder Ernesto. 428 Boote kamen ins Ziel.
Wind, Gewitter, Sonne und Regen und danach eine sanfte Nacht: Die 78. Ausgabe des Bol d’Or Mirabaud ist sich selbst treu geblieben und bot den 520 eingeschriebenen Booten ein breites Spektrum an Bedingungen, die der altehrwürdigsten Tradition des Genfersees würdig war.
Ladycat powered by Spindrift racing, der Katamaran vom Typ Décision 35 von Dona Bertarelli mit Xavier Revil am Steuer, hat den Sieg mit Meisterhand für sich entschieden, und zwar vor Alinghi (Ernesto Bertarelli) und Mobimo (Christian Wahl).
Beim Start des Rennens herrschte ein leichter Westwind. Die Flotte verließ den Hafen unter Spinnaker bei hoher Geschwindigkeit. Auch wenn der erste Teil des Rennens unter besseren Bedingungen erfolgte als erwartet, ergossen sich die grossen schwarzen Wolken, die sich auf den Jurahöhen gestaut hatten, bei Saint-Prex in Form von Regen auf den Grand Lac (ganzer breiter Teil des Genfersees zwischen Lausanne et Evian).
Der Wind war zwar nie extrem stark – maximal 15 Knoten –, dennoch schaffte es Alinghi, die bis dahin führende Ladycat powered by Spindrift racing zu überholen und bis zur Rennhälfte in Le Bouveret drei Minuten Vorsprung herauszuholen. Auf dem Rückweg meisterte Ladycat powered by Spindrift racing aber die leichten Bedingungen besser als auf dem Hinweg und schaffte es, Alinghi wieder zu überholen.
Xavier Revil, der Steuermann von Ladycat powered by Spindrift racing, beschreibt den Schlüsselmoment des Rennens wie folgt: „Ich hatte das noch nie zuvor gemacht, aber auf Geheiß unseres Taktikers Erwan Israël haben wir eine Scheinhalse eingeleitet. Kurz nach Thonon hatten wir Alinghi glauben lassen, dass wir halsen, aber in Wirklichkeit haben wir unsere Route fortgesetzt. Sie haben dagegen gehalst und segelten in eine Flaute.“
Der gold-schwarze Katamaran von Dona Bertarelli, der grosse Dominator der Décision 35-Rennen (D35 Trophy) seit Beginn der Saison, geriet daraufhin nicht mehr in Bedrängnis. Er überquerte schließlich die Ziellinie um 18 Uhr, 31 Minuten und 10 Sekunden mit 4 Minuten Vorsprung auf Alinghi und 16 Minuten auf Mobimo.
„Ich bin sehr stolz, dass sie dieses legendäre Rennen gewonnen haben“, sagte Dona Bertarelli (die nicht an Bord war) am Ende des Rennens. „Das gesamte Team hat sehr gute Arbeit geleistet. Sie haben das Rennen sowohl aus taktischer wie auch sportlicher Sicht vom Anfang bis zum Schluss sehr gut gemeistert. Ihr Sieg ist verdient.“
„Allen Konkurrenten, die an dieser prächtigen Ausgabe des Bol d’Or Mirabaud teilgenommen haben, gebührt höchster Respekt. Sie haben alle erdenklichen Wetterbedingungen durchgemacht und konnten ihre Boote unbeschadet wieder an Land bringen“, freut sich Antonio Palma, Gesellschafter von Mirabaud.
„Wir sind besonders stolz auf die exzellente sportliche und taktische Leistung von Ladycat powered by Spindrift. Mirabaud ist der Hauptpartner dieses Katamarans. Das Team ist in dieser Saison der Überflieger der D35 Trophy. Das ist beeindruckend, aber nicht überraschend für einen solch vielseitigen und talentierten Segelrennstall wie Spindrift.“
Der Katamaran M2 Degroof Petercam mit Fred Moura am Steuer gewann in der Kategorie der Katamarane M2. „Ich bin sehr glücklich über diesen Sieg“, erzählt Fred Moura am Ende des Rennens. „Wir haben uns ein Halseduell mit Swiss Medical Network geliefert. In einem bestimmten Augenblick pokerten wir in strategischer Hinsicht und waren damit erfolgreich. Unser Team ist großartig, und an Bord von Degroof Petercam herrscht eine tolle Gruppendynamik.“
Eine der packendsten Leistungen dieser Ausgabe des Bol d’Or Mirabaud ist der Sieg des kleinen Katamarans C1 Eagle 20XXL von Robin Maeder und Félicien Ischer in seiner Kategorie mit einer Zeit von 15 Stunden und 28 Minuten. Man muss sich einmal die Navigation an Bord dieses kleinen Mehrrumpfbootes vorstellen: Die beiden Segler waren von Kopf bis Fuss durchnässt und während einer solch langen Dauer Regen und Gewitter ausgeliefert – eine wahre Meisterleistung.
In der Kategorie der Einrumpfboote hat die ungarische Libera Implant Centre Raffica des Ungaren Kiraly Zsolt definitiv den Sieg der Trophäe Bol de Vermeil für sich entschieden. Diese erhält, wer dreimal in fünf Jahren den ersten Platz erreicht.
Kiraly Zsolt kommentiert diesen fulminanten Sieg seines Libera-Teams: „Als wir 2012 zum ersten Mal hierhin kamen, haben wir gewonnen. Wir haben uns dann ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: den Bol de Vermeil definitiv für uns zu entscheiden. Das ist heute nach drei Siegen Tatsache, und wir sind sehr stolz auf diesen Erfolg. Aber wir werden jetzt nicht aufhören: Wir lieben das Segeln hier auf dem Genfersee und werden nächstes Jahr wiederkommen. Wir freuen uns jetzt schon darauf.“
Jean Psarofaghis und seine Syz & Co haben einmal mehr bewiesen, dass sie die Komplexitäten des Genfersees mit ihrer Psaros 40 bestens beherrschen: Sie erreichten den zweiten Platz in der Klasse TCFX und entschieden das Rennen auf dem Genfersee als erstes Einrumpfboot vor dem österreichischen Psaros 40 TBS (François Thorens) für sich.
Bei der Challenge ACVL-SRS, der Trophäe für das Einrumpfboot mit der kürzesten berechneten Segelzeit in allen Kategorien gemeinsam (TCF 1 bis 4, SU und GS), siegte das Team Luthi F10 Triumvirat mit Yves Tournier am Steuer vor dem Sieger der Ausgabe 2015, Ardizio, mit Dominique Wavre am Steuer und Zooloo mit Claude Laval am Steuer.
In der Klasse Surprise, in der mit 120 Konkurrenten am meisten Boote teilnehmen, gewann greenwatt.ch mit Franck Reinhardt nach 19 Stunden und 21 Minuten. Das Podest in dieser Monotyp-Klasse wird vervollständigt durch Skyrim (Nicolas Fabre) und dem Sieger des letzten Jahres, Damien Mermoud. Hervorzuheben gilt es auch die gute Leistung von Peps mit Sandrine Weber am Steuer: Das Boot lag einen grossen Teil des Rennens an der Spitze!
Neben diesen denkwürdigen Meisterleistungen freut sich Rodolphe Gautier, Präsident des Organisationskomitees, dass „der Bol d’Or Mirabaud 2016 der Rahmen für zahlreiche denkwürdige Einzelleistungen sein konnte. Der Durchhaltewille aller Konkurrenten, die mit allen möglichen Bedingungen konfrontiert wurden, wurde gerecht belohnt. Ihnen allen gebührt ein dickes Lob!“
Schreibe einen Kommentar