Charlie Dalins Ärztin erklärt: Warum er mit dem Krebs die Vendée Globe segeln und gewinnen konnte

Nach der Erklärung von Charlie Dalin, die Vendée Globe mit einer seltenen Darmkrebs-Erkrankung gewonnen zu haben, sind weitere Einzelheiten bekannt geworden. Seine Ärztin spricht über die Diagnose und die Entscheidung, ihn um die Welt segeln zu lassen.

Am 14. Januar 2025 schrieb Charlie Dalin Geschichte, als er nach 64 Tagen, 19 Stunden und 22 Minuten Segeln die Vendée Globe gewann, die härteste Segelregatta der Welt. Was die Öffentlichkeit jedoch noch nicht wusste: Dieser Sieg war weit mehr als nur eine sportliche Leistung.

Im ersten Interview danach hatte er zu seinem körperlichen Zustand noch gesagt: „Die einzige Verletzung, die ich mir zugezogen habe, stammt von einer Segelmachernadel. Während der Reparatur eines Segels stach ich mir in der Nähe von Neuseeland tief in den Daumen. Ich befürchtete eine Entzündung, doch es ging alles gut.“ Er sagte sogar: „Ich glaube, dass ich etwas weniger müde bin als vor vier Jahren, was zweifellos auf meine Erfahrung zurückzuführen ist. Obwohl – wahrscheinlich verdeckt meine Euphorie im Moment einfach meine wahre Müdigkeit.“

Die Wahrheit war aber eine andere. Im Herbst 2023 erfuhr der Skipper aus Le Havre, dass sich an seinem Dünndarm ein 15 cm großer gastrointestinaler Stromatumor (GIST) entwickelt hatte. „Ich hatte einen Tumor von der Größe einer Grapefruit im Bauch”, erzählte er bei Le Parisien. Er war so groß, dass die Ärzte davon ausgingen, er sei schon seit mehreren Jahren dort.

Eine solche Erkrankung verläuft anfangs oft symptomfrei, verursacht aber im fortgeschrittenen Stadium Bauchschmerzen, Erbrechen oder Verdauungsblutungen. Schmerzen im Bauchbereich fühlte Dalin bereits – auch während des Rennens. Umso erstaunlicher ist es, dass ihn seine Ärzte bei der Vendée Globe teilnehmen ließen.

Laure Jacolot, die offizielle Rennärztin der Vendée Globe, betreut Dalin seit 15 Jahren und erklärt den medizinischen Entscheidungsprozess bei Radio France. Die Diagnose sei im Krankenhaus von Quimper tatsächlich erst eine Woche vor dem Start der Transat Jacques Vabre in Le Havre im Oktober 2023 gestellt worden und habe dann sofort zu Dalins überraschender Rennabsage geführt.

Dabei sei Charlie Dalin nur wegen eines schmerzenden Knies zu ihr gekommen. Jacolot sei jedoch ein ungewöhnlicher Gewichtsverlust aufgefallen, und sie habe daraufhin weitere Untersuchungen angeordnet. Das Ergebnis war eindeutig. Von da an wurde ein medizinisches Team zusammengestellt, um den Segler zu begleiten – in Zusammenarbeit mit Spezialisten in Quimper und Paris.